Süddeutsche Zeitung

Brasilien:E-Mail aus Brasilien

Seine Zelte abbrechen und auswandern. Viele würden gern, einige tun es, wenige bleiben für immer.

Christine Wollowski

Du hast es gut. Haben alle gesagt, als ich gegangen bin. Ein Jahr auf der brasilianischen Insel Itamaracá: Jeden Tag am Strand, jeden Tag Sonne, haben sie gesagt. Und die Menschen sind ja so gelassen dort. Ein Dauerurlaub sozusagen.

Das Image eines Aussteigers bewegt sich zwischen cosmopolit, finanziell unabhängig - und arbeitsscheu. Ich bin Reisejournalistin. Deswegen glauben die meisten sowieso, dass ich nicht arbeite. Und nicht arbeiten auf einer tropischen Insel kann logischerweise nur noch müßiger sein.

Natürlich weiß ich es besser. Weiß, dass ich schreiben muss, und zwar bei 90 Prozent Luftfeuchtigkeit und 30 Grad im Schatten. Und mir ist klar, dass in Brasilien an zuverlässige Informationen zu kommen etwa so leicht ist, wie Fidel Castro vom Kommunismus abzubringen.

Von wegen Dauerurlaub. Wer auswandert, muss nicht nur mit dem Neid der daheim Gebliebenen fertig werden, sondern hat auch mit verschiedensten widrigen Umständen zu kämpfen.

Zugegeben, manchmal ist es auch ziemlich schön. Sogar meistens. Eigentlich immer.

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