Süddeutsche Zeitung

Brandenburg:Bora Bora im Spreewald

In Brandenburg öffnet in der ehemaligen Cargolifter-Werft der Südseefreizeitpark Tropical Islands. So wie hier ist es nirgendwo.

Von Marcus Jauer

Brand - Angeblich haben neun von zehn Deutschen noch nie ein tropisches Land bereist. Wenn es nach dem Manager des Tropical Islands geht, müssen sie da jetzt auch nicht mehr hin. Es genügt zukünftig völlig, nach Brandenburg zu fahren.

Da steht im Wald eine riesige Halle. Sie ist 360 Meter lang und 107 Meter hoch. Vor vier Jahren sollten dort Luftschiffe gebaut werden, Cargolifter.

Das Projekt scheiterte, die Halle blieb übrig und in dieser hat der Manager nun einen exotischen Eintopf zusammengerührt. Wer je in die Tropen fährt, wird enttäuscht sein. So wie hier ist es nirgendwo.

Auf einer Fläche von acht Fußballfeldern wurden zwei Seen, ein Wasserfall, ein Hügel, ein Strand und ein Dorf angelegt, verbunden durch feste Wege, Brücken, Treppen. Pflanzen, die zu Hause in Töpfen wachsen, haben hier Auslauf.

Palmen, Farne und haushohe Bäume. Auch wenn sie erst hineinwachsen müssen in die Halle, es ist erst einmal alles da, was man für ein bisschen Dschungel braucht.

Am Samstag wird der Park offiziell eröffnet. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck kommt. Sein Vorgänger hatte die Luftschiffbauer mit 38 Millionen Euro subventioniert, später wurde die Halle für die Hälfte ihres Wertes an Colin Au, einen malaysischen Kreuzfahrt-Manager und seinen Partner übergeben.

In Brandenburg meint man es richtig ernst mit den blühenden Landschaften. Sollten allerdings nicht täglich mehr als 6600 Besucher kommen und für vier Stunden je nach Uhrzeit zwischen fünf und 20 Euro Eintritt zahlen, dürfte es bald wieder kalt werden im Treibhaus.

Der Park braucht so viel Strom wie eine kleine Stadt. Die Betriebskosten werden auf 30 Millionen Euro geschätzt, dafür ist es in der Halle aber auch konstant 25 Grad warm.

Mäntel sind an der Garderobe abzugeben, geöffnet ist rund um die Uhr. "Warum verreisen, wenn man doch nur in den Urlaub möchte?" fragt ein Plakat.

Das kann stimmen. Allerdings sollte man da, wo alles falsch, dann auch nichts Echtes erwarten. Holzhäuser aus Kenia neben solchen aus Borneo. Lautsprecher, die wie Steine aussehen sollen.

Eine brasilianische Tanzcombo, die eine deutsche Fahne schwenkt. Eine Südseelagune, die von Tischen und Stühlen umstellt ist. Neben dem Eingang ein Pavillon, in dem es Spreewaldgurken gibt. Aloha O weh!

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.241075
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 18.12.2004
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.