Empfehlung im "Lonely Planet":Bonn, wirklich wahr

Empfehlung im "Lonely Planet": Die Facebook-Seite "Places to see before you die" war schneller als der "Lonely Planet" - seit die Bonner Kirschblüten-Allee im Jahr 2012 dort auftauchte, strömen Touristen aus aller Welt zur Kirschblüte im Frühjahr nach Bonn.

Die Facebook-Seite "Places to see before you die" war schneller als der "Lonely Planet" - seit die Bonner Kirschblüten-Allee im Jahr 2012 dort auftauchte, strömen Touristen aus aller Welt zur Kirschblüte im Frühjahr nach Bonn.

(Foto: Marius Becker/dpa)

Die frühere provisorische Bundeshauptstadt ist für den "Lonely Planet" 2020 eine der tollsten Städte - weltweit. Klingt verrückt. Der Lokalpatriot aber weiß, warum der Reiseführer recht hat.

Von Joachim Käppner

Wie bitte? Bonn?? Der berühmte Reiseführer "Lonely Planet" hat Bonn für 2020 in die Liste der tollsten Städte aufgenommen - nicht des Rheinlands, nicht in NRW, nicht in Deutschland. Sondern weltweit. Das mag jeden überraschen, der einst von der City durch das von Elendsgestalten bevölkerte "Bonner Loch" eilte, um dann im Hauptbahnhof vor lauter Dauerbaustelle Gleis 3 nicht zu finden.

Aber Bonn hat einiges zu bieten: Der Schmutzbetonklotz der Verwaltung, das Stadthaus, ist etwas für Architekten, die erfahren wollen, wie man niemals bauen sollte. Manche der Rheinschifffahrten, die der "Lonely Planet" empfiehlt, sind ideal für alle, denen nassgezuckerter Wein und Dauerbeschuss mit Schnulzen als Paradies erscheint.

Und im Stadtteil Bad Godesberg schloss kürzlich das Traditionslokal "Ännchen", in dem einst Heine verkehrte, womit der Kahlschlag an der dortigen Altstadt abgeschlossen wäre. Und dann der Bonner SC und der seit den ersten Kölner Kurfürsten tobende WCCB-Skandal, bei dem niemand mehr weiß, worum es eigentlich ging ...

Genug! Der Lokalpatriot weiß, warum der "Lonely Planet" recht hat: wegen der Gründerzeitviertel, des von schwänzenden Studenten geschätzten Hofgartens, wegen der Schlösser, der Museen, einer Portion "Himmel un Ääd" im Wirtshaus "Stiefel" und der nahen Weingärten, wegen der unvergleichlichen rheinischen Ansprache, wegen der Gassen der Nordstadt, die sich zäh der Gentrifizierung widersetzt. Und weil man nirgends so schön auf Burgen und Berge des Siebengebirges gucken kann wie auf der Terrasse des "Weinhäuschens am Rhein", wo sich der Bonner völlig zu Recht mit den Worten niederlässt: "Nä, watt isset widder härrlisch."

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