Süddeutsche Zeitung

Bond-Drehort Hashima auf Google Street View:Über die Insel des Bösen

Die japanische Insel Hashima war Vorbild für das Versteck von James-Bond-Bösewicht Silva in "Skyfall". Auf der Geisterinsel sind die Gebäude einsturzgefährdet. Per Google Street View können Bond-Fans nun durch die Ruinen spazieren.

Von Katja Schnitzler

Eine Insel mit verfallenen Wohnblocks und Betonmauern statt Stränden. Zerborstene Fensterscheiben, hinter denen sich dunkle Zimmer verbergen. Und ständig das unangenehme Gefühl, dass hier doch noch Bewohner leben könnten - die man aber nicht näher kennenlernen möchte, auf gar keinen Fall.

Das hört sich nicht nach einem Ziel für Urlauber an? Doch, wenn die Insel Hashima heißt und so schön unheimlich ist, dass sich die Macher der James-Bond-Filme davon inspirieren ließen.

Im James-Bond-Film "Skyfall" hat der Bösewicht Raoul Silva (Javier Bardem) sein Hauptquartier auf einer Insel, die von Menschen in Panik verlassen worden war. Dort kommt es zum ersten Zusammentreffen zwischen ihm und James Bond (Daniel Craig). Die Kulisse musste zwar teilweise im Studio nachgestellt werden, zu groß war die Einsturzgefahr nahe den maroden Gebäuden.

Doch Hashima, die "Grenzinsel", gibt es tatsächlich: Sie liegt vor der Küste Japans nahe Nagasaki. Einheimische nennen sie Gunkanjima, "Kriegsschiffinsel". Aus der Ferne wirkt die dicht bebaute Insel wie ein monströses Kampfschiff, allerdings wie eines, das kurz vor der Havarie steht. Mit Militärindustrie hat die Insel aber nichts zu tun: Hier wurde einst Kohle abgebaut, in tiefen Stollen unter dem Meer (mehr über die Geschichte von Hashima erfahren Sie hier).

Mehr als tausend Zwangsarbeiter vor allem aus Südkorea sollen hier gestorben sein, die während des Zweiten Weltkriegs statt der eigentlichen Belegschaft auf der Grenzinsel schuften mussten. Wie gesagt, wer die Insel betritt, wirft öfter einen Blick über die Schulter.

Als Kohle noch "schwarzes Gold" war, gehörte die Betoninsel zu den dichtest besiedelten Orten der Welt. Doch als 1974 der Abbau eingestellt wurde, mussten die Bewohner ihre Heimat im Meer binnen weniger Monate verlassen. Seitdem verfallen die Gebäude, darunter Japans erstes mehrstöckiges Wohnhaus aus Beton. Und Hashima trägt heute einen neuen Beinamen: Geisterinsel.

35 Jahre lang war das Betreten verboten - zu gefährlich. Inzwischen gibt es einen gesicherten Weg zwischen den Ruinen, so dass Touristenboote nicht nur um die Insel fahren, sondern auch anlegen. Doch die Häuser könnten jederzeit einstürzen.

Daher schickte nun Google einen Mitarbeiter mit einer Rucksack-Kamera in die Ruinen, um mit der Street-View-Kamera die Geisterinsel für jeden zugänglich zu machen - auch abseits der freigegebenen, sicheren Besucherpfade.

"Leider können wir nicht das unwirkliche Geräusch dazu veröffentlichen, den Klang von soeben einstürzenden Gebäudeteilen, denen der Wind zusetzt, der über das Meer heranfegt", schreibt Programm-Manager Wakaba Ohkura in seinem Google-Blog-Eintrag. Man wolle ein Bild der Geisterinsel bewahren, bevor die Häuser den Naturgewalten nicht mehr standhalten.

Auf Youtube gibt es auch ein Video von den Aufnahmen mit der Rucksack-Kamera. Leider ist auch hier der schaurige Wind und das Herabstürzen der Steine nicht zu hören. Stattdessen leicht euphorische Filmmusik.

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