Bildstrecke:SZ-Korrespondenten berichten: Chaotische Zustände auf Flughäfen

Terminal 5 in Heathrow ist ein Problem, aber es geht schlimmer: SZ-Reporter berichten über Flughäfen, auf denen das Chaos regiert.

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Heathrow? Es geht noch schlimmer, dpa

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Das Gefühl der Leere ist auf der ganzen Welt gleich: Man steht am Förderband, die meisten Passagiere sind hinter der Drehtür verschwunden, nur der eigene Koffer hängt in der Röhre. Oder ist er irgendwo auf dem Weg ins Terminal falsch abgebogen? Steckt er im falschen Flieger?

Beim neuen Superterminal 5 in Heathrow, wo seit Tagen tausende Gepäckstücke verschwinden, gibt es jetzt wenigstens Schuldige: Am Montag warfen Piloten der British Airways den Managern Arroganz und Unfähigkeit vor - die einst so stolze BA drohe zur Lachnummer zu werden, weil die Gepäckverwaltung völlig versagt habe. Ein Einzelfall? Kaum. Auch auf anderen Flughäfen regiert das Chaos - SZ-Korrespondenten berichten.

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Heathrow? Es geht noch schlimmer, AP

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London: Zur neuen Flugerfahrung, die British Airways und BAA, der Betreiber der Londoner Flughäfen, für den neuen Terminal 5 versprachen, gehörte der sorgsamere Umgang mit Gepäck. Gerade Heathrow steht seit Jahren im Ruf, ein Bermuda-Dreieck für Koffer und Taschen zu sein: Wer hier abflog oder umstieg, konnte damit rechnen, dass er sich am Zielort wenigstens nicht abschleppen musste.

Terminal 5 erhielt daher ein vollautomatisiertes, total computerisiertes Abfertigungssystem mit meilenlangen unterirdischen Förderbändern. Doch in die Software hatte sich ein Fehler geschlichen - und Zehntausende von Gepäckstücken mussten wie zu Postkutschenzeiten von Hand sortiert werden. Immerhin hat BAA einen kleinen Trost parat. "Wir kennen das Problem", versicherte eine Sprecherin.

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Geduld und gute Nerven braucht auch, wer über Lissabon fliegt...

Heathrow? Es geht noch schlimmer, Juntas/GNU

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Lissabon: Fernando Pinto hatte eine geniale Idee. Warum nicht für seine Airline TAP Portugal aus dem kleinen Flughafen Lissabon ein Drehkreuz machen, über das Europäer nach Südamerika fliegen könnten? Für TAP zahlt sich die Strategie ihres Vorstandschefs aus, schließlich ist das Unternehmen doppelt so groß wie noch vor zwei Jahren.

Problem nur: TAP wird mittlerweile in Europa laut Verbraucherreport der Association of European Airlines (AEA) in Sachen verlorener oder verspäteter Koffer nur noch von British Airways geschlagen. Und das will etwas heißen. Aus dem Beispiel Lissabon lässt sich etwas lernen: Die Gefahr, seinen Koffer zu verlieren, ist da besonders groß, wo sehr viele Passagiere umsteigen.

Auch Paris (Air France) und Amsterdam (KLM) sind ein gefährliches Pflaster. So gesehen empfiehlt es sich, für die nächste Reise Air Malta zu wählen. Die war 2007 viermal zuverlässiger als British Airways oder TAP.

Foto: Wikipedia, unter der GNU Lizenz für freie Dokumentation, Größe 459x344 Pixel, MIME-Typ: image/jpeg Urheber: Juntas

Der persönliche Flughafen-Albtraum liegt für Amerikaner in Chicago...

Heathrow? Es geht noch schlimmer, Getty Images

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Chicago: Wenn Amerikaner nach ihrem persönlichen Albtraumflughafen gefragt werden, dann fällt vielen spontan ein Name ein: O'Hare - der Airport von Chicago. Wer jemals in O'Hare einen Zwischenstopp hatte, wird durch die kilometerlangen Korridore gehastet sein, um gerade noch den Anschluss zu bekommen. Nur um festzustellen, dass der Flug ohnehin verzögert ist. Viele haben schon unfreiwillige Übernachtungen hinter sich.

Gewiss, es gibt eine Reihe anderer Airports, die unrühmlich aufgefallen sind: Philadelphia, Atlanta oder auch LaGuardia, der kleinste der drei New Yorker Flughäfen. Doch O'Hare hat einen speziellen Ruf.

Das hängt mit zwei Faktoren zusammen: Er ist chronisch überlastet. Und das Wetter in Chicago ist chronisch schlecht. Was zur Folge hat, dass sich Flugzeuge häufig verspäten. Was wiederum weitere Verspätungen zur Folge hat. Und am Ende kommt es dann eben unweigerlich zu Flugausfällen.

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Nach Kinshasa fliegt man am besten gleich ohne Gepäck...

Heathrow? Es geht noch schlimmer, AFP

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Kinshasa: In die kongolesische Hauptstadt Kinshasa reist man am besten ohne Gepäck. Sonst beginnt der Höllentrip schon bei der Ankunft am Aéroport international de Ndjili. Nachdem man sich nämlich zwischen ein und zwei Stunden mit den Zöllnern gestritten hat, ob man trotz gültigen Visums ein "spezielles Eintrittsgeld" für den Kongo zahlen muss oder nicht - zwischen 50 und 100 US-Dollar -, ist man bei Zahlungsverweigerung so entkräftet, dass man nur noch ins Hotel will. Braucht man dann aber noch seinen Koffer, geht man geschlagen in die nächste Schlacht.

Vier, fünf ungebetene Helfer drängen sich um einen am Rollband, das nie läuft; jeder will den Gepäckschein der Fluglinie haben. Man sollte ihn nicht hergeben. Niemals. Macht man diesen Fehler trotzdem, dann wartet man. 10 Minuten, 15 Minuten, 20 Minuten. Erkundigt man sich dann nach dem Helfer, der den Zettel hat, stößt man auf Unverständnis. Ohne Zettel aber kein Koffer. Außer man gibt Scheine.

US-Dollar sind beliebt, Euro noch beliebter. Zahlt man im voraus, gibt's weder Gepäckzettel noch Koffer. Zahlt man danach, kommt ein freundlicher Helfer mit dem Koffer. Der nimmt das Geld, gibt aber den Koffer danach nicht her. Der Gepäckzettel fehlt ja noch.

Man könnte nun handgreiflich werden. Ratsamer ist es, nochmal fünf Dollar hervorzukramen, diese aber keinesfalls herzugeben. Erst gegen den Zettel und den Koffer und die Versicherung, dass man dann gehen darf. Klar, sagen all die freundlichen Helfer dann, was denn sonst? Willkommen im Kongo. Und viel Spaß noch.

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Gepäck gegen Geld gibt es auch in Manila...

Heathrow? Es geht noch schlimmer, AFP

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Manila: Am Eingang des Flughafens steht ein Soldat. Er sieht grimmig drein und richtet seine Maschinenpistole wahlweise auf Passagiere und Zollbeamte. Neben ihm ist ein Schild angebracht, auf dem steht: "Welcome to Manila, welcome to the Philippines!"

Diesen Schock muss man erstmal verdauen, nachdem man sich durch den überfüllten Terminal 2 des Ninoy Aquino International Airport gekämpft hat. Der dritte Terminal wurde zwar im Jahr 2006 zu 98 Prozent fertiggestellt, auf eine Eröffnung wartet er aufgrund von Sicherheitsmängeln und technischen Schwierigkeiten immer noch. Also wühlt man bei der Gepäckausgabe so lange in dem Berg aus Koffern, bis man seinen eigenen gefunden hat und überreicht den Wächtern ein bisschen Geld "fürs Aufpassen"; am liebsten natürlich in Dollar, dafür wird man auch "Joe" genannt.

Freilich ärgert man sich dann auch nicht, dass man an den Einreiseschaltern eine Stunde lang in einer Schlange steht - man weiß ja, dass die Fahrt in die Stadt trotz einer Strecke von sieben Kilometern mindestens 90 Minuten dauern wird. Welcome to Manila, welcome to the Philippines.

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Wer nach Quito fliegt, sollte viel Zeit mitbringen...

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Quito: In der Hauptstadt von Ecuador kann nicht jeder Pilot landen, er braucht für den schwierigen Flughafen, der auf 2800 Meter Höhe zwischen zwei Bergketten mitten in der Stadt liegt, eine besondere Lizenz. Ab und zu hat eine Fluglinie - vor allem eine aus Südamerika - gerade keinen solchen Piloten parat. Dann landet ihre Maschine statt in Quito eben in der Hafenstadt Guayaquil, und Passagiere und Gepäck werden mit kleinen Fliegern weitertransportiert. Oder auch nicht: Das Gepäck braucht dann schon mal Tage. Oft ist auch das Wetter in Quito zu schlecht zum Landen, und die Folgen sind: siehe oben.

Doch auch wenn der Flieger sicher gelandet ist, kann die Passkontrolle manches durcheinander bringen: Bei großen Maschinen dauert sie manchmal so lange, dass die kurzen Gepäck-Förderbänder überquellen. Dann laden die Arbeiter alles einfach ab, und aus einem großen Haufen klaubt sich jeder seine Koffer heraus.

Foto: inquito

(SZ vom 8.4.2008/ky/jfl/rkl/mib/jüsc/aw)

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