Süddeutsche Zeitung

Bildstrecke:Klettersteige und Höhenwege in der Brenta

Höhenwandern in der Brenta - da schnalzen geübte Bergsteiger mit der Zunge. Anfängern könnte bei den grandiosen Aus- und Tiefenblicken das Herz etwas tiefer rutschen - eine Tour in Bildern.

Die Brenta - Inbegriff für Klettersteige und Höhenwege in den Alpen. 40 km lang in der Nord-Süd-Ausdehnung, etwa 12 km breit und bis knapp 3200 m hoch, ist dieser Gebirgsstock der einzige Teil der Dolomiten, der westlich der Etsch im Trentino liegt.Der Zustieg kann von allen Seiten in Angriff genommen werden - der Wintersportort Madonna di Campiglio ist dabei sicher der bekannteste Startpunkt für Bergtouren und Klettersteig-Unternehmungen. (Text und Fotos: Alexander Rochau)

Klettersteige in der Brenta sind keine Wanderwege mit gelegentlichen Seilsicherungen, etc. Die richtige Ausrüstung (feste Bergschuhe, Klettersteigset, Steinschlaghelm und Wetterschutz), Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind neben einer guten Kondition auch für geübte Bergwanderer absolute Grundvoraussetzungen, ...

... will man einen der zahlreichen kühn angelegten Höhenwege angehen. Auch die Wetterverhältnisse sollten beachtet werden: Niemals an gewitterträchtigen Tagen losziehen, Stahlseile und Eisenleitern können zu Stromfallen werden! An schönen Tagen aber offenbaren sich denjenigen, die den oft langen Zustieg vom Tal herauf in Angriff genommen haben, fantastische Ausblicke in die tief eingeschnittenen Täler, wie hier beispielsweise ins Tal des Molveno-Sees ...

Die wagemutig in den Fels gehauenen und weit verzweigten Routen in den Brenta-Dolomiten (hier am Sentiero di Bocchette Centrale, Route 305) wurden seit den 30er Jahren bis 1986 durch die SAT (Societa degli Alpinisti Tridentini) und durch den CAI (Club Alpino Italiano) angelegt. Sie erhielten die Namen berühmter Alpinisten und Förderer und führen zum großen Teil in Höhen zwischen 2500 und 3000 m kreuz und quer durch und über die Felslandschaften - vorbei an ...

... gewaltigen Türmen, wie hier dem in Bergsteiger-Kreisen berühmten Campanile Basso (2883 m). Hier kann man immer Seilschaften beobachten, die versuchen diesen Pfeiler zu bezwingen - allerdings sollte man die Blicke nicht allzu sehr schweifen lassen, denn der Weg ist extrem ausgesetzt (tw. nur 30-40 am breit!) und erfordert ständige Aufmerksamkeit und Konzentration. Man fragt sich eigentlich ständig, wie jemand auf die Idee kommen kann, ...

... hier einen Weg zu bauen! Und vor allem - mit welchen Strapazen und Aufwand dies wohl einhergegangen sein muss. Umso gewaltiger sind jetzt die Erlebnisse, ...

... die man bei der Begehung immer wieder hat. Fast 2000 m tiefer sieht man hier das türkis in der Sonne leuchtende Wasser des Molveno-Sees (davor den Weg herauf über das Valle delle Seghe, n. 319). Es gibt viele Zustiege zum Netz der Bocchette-Steige, aber alle haben eines gemeinsam ...

... es sind immer erst mal mindestens 1000 Höhenmeter zurückzulegen, bis man endlich die Klettersteig-Tour beginnen kann. Da kann eine Tagestour schon mal 8-10 Stunden dauern und erfordert einiges an Fitness und Ausdauer.

Auch wenn man an einigen Stellen mit Seilbahnen und Sesselliften hinauf kommt, empfiehlt es sich doch, gleich eine zwei- oder mehrtägige Tour zu planen und jeweils auf einer der vielen Berghütten (Rifugios) zu übernachten. Je nach Jahres- bzw. Ferienzeit sollte vorher reserviert werden.

Frisch und ausgeruht steigt man von dort dann am nächsten Morgen, oft über Schneefelder und verkümmerte Gletscher (evtl. Pickel und Steigeisen mitnehmen) zur nächsten Route auf - hier zum Einstieg in den Sentiero delle Bocchette Alte am Bocca del Tuckett (2648 m).

Die Routen sind bestens markiert, können in beide Richtungen begangen werden und sind mit vielen Seilen und Leitern versehen. Trotz bestmöglicher Sicherung sind sie aber keineswegs ungefährlich und sollten nur bei besten Bedingungen begangen werden. Ständig wechselnde ...

... Anforderungen an den Alpinisten und immer wieder schwierige Querungen mit Schneefeldern erwarten uns auf der 5-stündigen Passage des Bocchette Alte an der Ostflanke der Cima Brenta (3151 m), dem insgesamt anspruchsvollsten Abschnitt der Brenta-Klettersteige. Da ist es ...

... durchaus zu empfehlen, ab und zu eine Rast einzulegen - allein schon deshalb, um die immer wieder fantastische Landschaft ausgiebig zu bestaunen, bevor ...

... das ständige Auf und Ab und Kreuz und Quer im Felsengewirr weiter geht.

Mit vielen Eindrücken dieser atemberaubenden Bergkulisse wird man sich irgendwann auf den Abstieg ins Tal machen, hinab in Höhen, wo es wieder Vegetation gibt. Wo man den Blick ...

... zurückschweifen lassen kann und sich immer noch die Frage stellt, wieviel Mut, Kraft und Hartnäckigkeit es braucht, um dort oben ein Wegenetz zu bauen!Weitere Bilder auf www.alexanderochau.deKartengrundlage und weitere Infos auch zu Hütten und Übernachtungsmöglichkeiten: Kompass-Karte 073, Dolomiti di Brenta, Via delle Bocchette, www.kompass.at

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