Österreich
Die Kleinen zu frech, die Jungen zu laut, die Großen zu verdrossen, die Alten und alle überhaupt zu geizig mit dem Trinkgeld - und allesamt unerbittlich darauf erpicht, alles so zu bekommen, wie es im Prospekt steht, Hochglanz inbegriffen.
Oder andersherum: ranschmeißerisch bis zur Penetranz; immer als ältester, erster und einziger Hausgast behandelt werden wollen; immer eifersüchtig um besondere Gunstbezeigungen der Wirtsleute buhlen, als bester Freund, nicht als Gast. Und dann - das Schlimmste überhaupt - Tirolerisch, Kärntnerisch, Salzburgisch reden wollen.
Zungenbrecherische Dialektübungen, vergeblich, unverständlich, beharrlich bis in die totale Lächerlichkeit. Dazu fugenloses Trachtenoutfit, Zopfmusterstrümpfe, kariertes Hemd, Walkjanker, Dirndl, beste Propagandisten der neuen Hirschhornknopfmode.
Alles zusammen totale Einheimischensimulation bis zur Selbstaufgabe. Österreicher verachten die Deutschen liebevoll. Sie, die die meisten Gäste stellen und von denen das halbe Land lebt, lassen sich klaglos alle Touristen-Vorurteile anheften. Und sie kommen immer wieder.
(Michael Frank, Foto: ddp)