Bildergalerie:Franz-Josef-Land: Schönheit des Lichtes

Die Yamal ist die ganze Nacht durchgefahren Als wir morgens um vier Uhr zurückblicken, glitzert hinter uns am Horizont ein weißer Streifen auf dem Meer. Die Eisgrenze. Vor uns: Franz-Josef-Land.

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Die Yamal ist die ganze Nacht durchgefahren Als wir morgens um vier Uhr zurückblicken, glitzert hinter uns am Horizont ein weißer Streifen auf dem Meer. Die Eisgrenze. Vor uns: Franz-Josef-Land.

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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Anstelle von Schollen driften nun immer öfter Eisberge an uns vorbei. Vor uns liegt Franz-Josef-Land mit seinen Gletschern, die in die See kalben und immer neue türkisfarbene Eisberge produzieren. Um vier Uhr ist die Luft klar, die Sicht gut.

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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"Wer die Natur wahrhaft bewundern will, der beobachte sie in ihren Extremen. (...) An den Polen in ihrer Nacktheit, die aber umso klarer und deutlicher den großartigen innern Bau hervortreten läßt. Nicht zerstreut und unbeeinflusst durch das Einzelne concentriert sich hier die Aufmerksamkeit auf die Naturkräfte selbst." (Carl Weyprecht, österreichisch-ungarischer Arktisforscher, 1838-1881)

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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Zwei Stunden später verliert man fast das Gefühl für oben und unten, so undurchdringlich ist der Nebel, durch den sich das Schiff schiebt. Mit ganz langsamer Fahrt jetzt nur noch. Passagiere sollen die Brücke zurzeit nicht betreten - die Navigateure brauchen Ruhe, die Yamal durch die Engstellen zwischen den Inseln zu lenken. Wir stehen ...

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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... also über der Brücke, dem höchsten für Passagiere zugänglichen Punkt der Yamal - was vielleicht dem sechsten Stockwerk über der Wasseroberfläche entspricht - und schweben durch das Nichts. Dass in diesem Nebel etwas sein muss, ist hörbar: Vögel schreien. Immer wieder sticht eine Dreizehenmöwe aus der milchigen Suppe hervor. Dann, ein schwarzer Schatten. Langsam arbeiten die Augen aus dem schwer zu fokussierenden Weiß einen Felsen heraus. Ganz nah. Rubini Rock.

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"Seit einigen Tagen hatten wir eine den Meisten an Bord völlig fremde Welt betreten; dichte Nebel umhüllten uns häufig, aus dem zerrissenen Schneekleide des noch fernen Landes starrten uns seine verfallenen Zinnen unwirthbar entgegen. Alles rings um uns predigte Vergänglichkeit; denn unausgesetzt herrscht das Nagen des Meeres und die geschäftige Emsigkeit des Schmelzungsprocesses an den Gefilden der Eiswelt. Bei bedecktem Himmel gibt es Nachts ...

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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... wohl kein melancholischeres Bild, als dieses flüsternde Hinsterben des Eises; - langsam, stolz wie ein Festzug, zieht die ewige Reihenfolge weißer Särge dem Grabe zu, in der südlichen Sonne. (...) Prächtige Cascaden Schmelzwassers brausen gedämpften Glanzes in Schleiern herab von den Eisbergen, die sich selbstvernichtend und donnernd spalten im glühenden Sonnenstrom...

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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Dann herrscht der Tag wieder und sein grelles Licht, vor dem alle Farbengluhth und Traumhaftigkeit in Nichts zerrinnt." (Julius Payer, österreichisch-ungarischer Polarforscher, 1841-1915)

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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Franz-Josef-Land, nur 900 Kilometer vom Nordpol entfernt, spielte und spielt in zahlreichen Nordpolarexpeditionen eine wichtige Rolle. Wie abenteuerlich solche Unternehmungen auch heute noch sein können, erzählt Expeditionsleiter Viktor Boyarsky: Er war Teil einer vierköpfigen Gedächtnisexpedition zu Ehren der Entdecker und schildert, mit welchen Schrecken des Eises er dabei zu kämpfen hatte: Einbrechende Schlittenhunde, plötzlich ...

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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... auftauchende Eisbären, Hitze. Boyarskis Team folgte vor zwei Jahren den Spuren der österreichisch-ungarischen Nordpolarexpedition der Polarforscher Julius Payer und Carl Weyprecht von 1872 bis 1874. Deren Ziel war die Entdeckung der Nordostpassage vom Atlantik zum Pazifischen Ozean - und die Eroberung von Land nordöstlich von Nowaja Semlja. Ein Schiff wurde eigens für diese Expedition gebaut.

Für die Admiral Tegetthoff, ein Dampfschiff mit einer Holzhülle von 200 Tonnen Wasserverdrängung und einer Maschinenleistung von 100 PS, gab es allerdings schon im August 1872, und damit schon um den 76. Breitengrad kein Weiterkommen mehr. Sie wurde ...

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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... vom Eis eingeschlossen. "Drohend entstanden Berge aus ebenen Flächen, aus leichtem Aechzen entstand ein Klirren, Brummen und Brausen, gesteigert bis zu tausendstimmigem Wuthgeheul (...) Stets wächst die Stärke des Druckes; schon beginnt das Eis dicht unter uns zu beben, in allen Tonarten zu klagen (...) Ein furchtbar kurzer Rhythmus des stoßweisen Geheuls verkündet die höchste Spannung der Gewalt. Dann folgt ein Krach, mehrere schwarze Linien irren ohne Wahl über den Schnee. (...) Neue Massen brechen am Umfang unserer kleinen Scholle ab, steilrecht schwingen sie ihre Tafeln aus dem Meere, ein unermeßlicher Druck wölbt sie bogenförmig auf, ja in Blasen steigen die Felder empor, ein grausiger Hinweis auf die Elasticität des Eises. (...) Und in diesem Wirrsal ein Schiff!" (Julius Payer)

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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Die eingeschlossene Tegetthoff driftet im Eis Richtung Nordwesten. Im August 1873 schließlich, als schon zum zweiten Mal der polare Winter beginnen will, sehen die Männer in den lichtenden Nebeln plötzlich Land vor sich.

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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"Wir standen an Deck, lehnten uns über die Reling und starrten ziellos in den Nebel hinaus, der unlängst an einigen Stellen aufgezogen war. Plötzlich verzog sich im Nordwesten der Nebel völlig und wir erblickten Klippen.

Einige Minuten später bekamen wir eine überwältigende Sicht auf eine majestätische Berglandschaft und auf Gletscher, die uns in der Sonne blendeten. Für Sekunden waren wir ergriffen und wollten unseren Augen nicht trauen. Dann jedoch, von Gefühlen überwältigt, schrieen wir laut Land, Land!" (Julius Payer)

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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Erst zwei Monate später erreichte die Scholle, auf der die Tegetthoff driftete, die Wilczek-Insel. Von dort erkundete Payer mit dem Beginn des Polartags 1874 das Archipel und erreichte mit Schlittenhunden den nördlichsten Punkt Eurasiens, das Kap Fligely. Eben diesem Weg folgten bei der Gedächtnisexpedition im Jahr 2005 die vier Männer, zwei Russen und zwei Österreicher, und der Schlittenhund Nanuk. Sie hatten ein anderes Problem als Payer: Anstelle von zu viel trafen sie auf zu wenig Eis. Dafür auf Eisbären.

Der weiße Schlittenhund Nanuk, trainiert vor Polarbären zu warnen, hat viel zu tun. Und es ist heiß. Den hundert Kilo wiegenden Schlitten zu ziehen, kostet Viktor so viel Kraft, ...

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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... dass er zum ersten Mal in seinem Leben neun Kilo abnimmt, und dabei ist diese Expedition bei weitem nicht die schwerste, die er bisher hinter sich gebracht hat. Sie erreichen ihr Ziel nicht. Nach 210 Kilometern, 35 Kilometer vor dem Ziel, geben sie auf Torup Island auf.

Die Männer der Tegetthoff beschlossen 1874, nach zwei durchstandenen polaren Wintern und keiner Aussicht auf Besserung, Franz-Josef-Land zu verlassen. Ihr Plan: Sich über das Eismeer nach Nowaja Semlja durchzukämpfen. Es gelang - nach mühevollen 96 Tagen des Kampfes mit dem Eis. Expeditionen auf ...

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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... Atomeisbrechern haben es leichter. Weder müssen wir Hunde aus dem kalten Wasser retten, noch droht unserem Schiff Gefahr, zerquetscht zu werden. Beim zweiten Versuch, Rubini Rock zu sehen, haben wir dann auch mehr Glück. Jetzt ist der gewaltige Basaltfelsen zu sehen, ein einstiger Vulkanschlot. Auf ihm ist die größte Vogelkolonie Franz-Josef-Lands beheimatet. Die Dickschnabellummen allerdings sind schon fortgezogen, es wird Herbst.

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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Den Rubini Rock sehen wir nur vom Schiff aus. Mit dem Helikopter fliegen wir dann in die Tichaja-Bucht auf Hooker Island.

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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Graue Holzhausskelette, zerfallene Kaminschlote, ein Flugzeughangar ragen hier stumm in den Himmel: die Reste einer russischen Forschungsstation, die von 1929 bis 1963 betrieben wurde. Jetzt erobert ...

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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... sich die Natur das Territorium zurück, wenn auch sehr langsam. Die Flechten und Moose, die in dieser unwirtlichen Umgebung gedeihen, brauchen Jahre, um auch nur ein paar Zentimeter groß zu werden. Als wir in der Bucht landen, donnert es. Ein Gletscher kalbt. Und schenkt uns eine Reihe türkisfarbener Eisberge als Kulisse.

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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Von der Tegetthoff-Expedition des 19. Jahrhunderts zu unserer Reise mit der Yamal gibt es neben Viktor noch eine weitere, kuriose Verbindung. Die Besatzung der Tegetthoff kehrte bis auf ihren Maschinisten Otto Krisch wieder nach Österreich zurück.

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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"Ich habe bedeutende Schmerzen, überhaupt beim Aufathmen, und bin gezwungen, das Bett zu hüten, durch das immerwährende Kränkeln bin ich sehr abgemagert und sehe schlecht aus, ich erschrak völlig als ich im Bade meinen abgezehrten Körper sah doch hoffe ich, das mich die Thrankur wieder herstellen wird." (Otto Krisch, Mitglied der österreichisch-ungarischen Nordpolarexpedition 1872-74)

Wenig später aber ...

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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... lautet ein Eintrag im Logbuch: "16. März 1874, helles Wettern und Wind. Temperatur um -36 Grad. Nachmittag um halb fünf ist unser Maschinist Otto Krisch gestorben! Gott gebe ihm die ewige Ruhe! (Johann Haller)

Krisch starb an Skorbut und blieb für immer auf Wilczek Island. Bei einem Vortrag über die Arktis lernt Sepp Friedhuber, Biologe und Geologe, der an Bord der Yamal Vorträge hält, Gabi Krisch ...

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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... kennen. Sie ist die Tochter des Urgroßneffen des Maschinisten Krisch der Tegetthoff. Durch Friedhuber erfuhr die 34-Jährige von der Möglichkeit, die Stelle zu besuchen, an der Krisch die letzten beiden Jahre seines Lebens verbracht hatte. Gemeinsam ...

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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... mit ihren Eltern also nahm sie 2004 an einer Fahrt eines anderen Eisbrechers, der Kapitan Dranitsyn, teil. Der Zufall wollte es, dass ausgerechnet auf diesem Schiff ...

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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... ein Graf von und zu Königseck auf der Passagierliste stand. Der wiederum war ein Nachkomme des österreichischen Grafen Hans Wilczek - der die Tegetthoff-Expedition von 1872-1874 mitfinanziert hatte.

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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131 Jahre, nachdem sich Payer seinen anstrengenden Weg durch das Eis gebahnt hatte, standen hier also, an einem der unzugänglichsten Punkte der Welt, die Nachkommen ...

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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... derer voreinander, die dieses Abenteuer einst gewagt hatten. Zufällig.

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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Viktor Boyarsky und Sepp Friedhuber lieben diese Geschichte. Eine halbe Stunde vor den Passagieren flogen sie damals die Krischs und Königsecks auf die Insel, an einem prächtigen ...

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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... Tag des polaren Sommers. Am Grab legen sie ein Blumengesteck nieder und halten eine kleine Gedenkfeier.

(Das abgebildete Kreuz ist nicht Otto Krischs Grab.)

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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Für den Besuch dieses Orts auf der Wilczek-Insel reicht es auf unserer Reise leider nicht. Wir fahren am Nachmittag weiter zum Kap Flora auf Northbrook Island.

Die Bilder hierzu siehe unten rechts in der Galerie Kap Flora.

Text und Fotos: Birgit Lutz-Temsch

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