Bildband "Vintage Vienna":Auf dem Weg in die Zukunft

In "Vintage Vienna" dokumentieren historische Wien-Fotografien, wie sich die österreichische Hauptstadt im Laufe der Zeit entwickelt hat - und zeigen einen fremden Alltag an bekannten Orten.

Von Stefan Fischer

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Vintage Vienna

Quelle: Metroverlag

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In Vintage Vienna dokumentieren historische Wien-Fotografien, wie sich die österreichische Hauptstadt im Laufe der Zeit entwickelt hat - und zeigen einen fremden Alltag an bekannten Orten. Von Stefan Fischer

Nicht nur bei den Menschen und bei Tierpopulationen gibt es Migrationsbewegungen. Sondern offenkundig auch bei Autos. Wo sich vor 40 oder 50 Jahren in Wien die Fahrzeuge noch mehrspurig durch Straßen quälten und hupten - auf dem Graben zum Beispiel - oder wo sie sich adrett geparkt in die Fotos der Touristen mogelten - auf halber Treppe hinauf zur Karlskirche oder auf einem der Plätze in der Hofburg -, da findet man heute kein einziges Exemplar mehr.

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Nun kann man sich jedoch sicher sein, dass die Autos auch in Wien nicht ausgerottet worden sind im vergangenen halben Jahrhundert; im Gegenteil, die Fahrzeuge haben sich auch dort nur allzu prächtig vermehrt. Aber sie existieren jetzt in anderen Lebensräumen, auf dem Parkplatz des Flughafens Schwechat zum Beispiel. Der wiederum Anfang der 1960er Jahre noch eine weitgehend autofreie Zone war.

Wenige Fahrzeuge nur waren auf der riesigen Asphaltfläche damals tagein, tagaus abgestellt - allerdings sehr akkurat nebeneinander. Es hat sich also etwas verändert in der Stadt, und zwar mehr als die Moden. Der Alltag ist ein anderer, die Lebensgefühle haben nachhaltige Wandlungen durchlaufen.

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Der Fotoband Vintage Vienna entdeckt dem Betrachter dieses vergangene Wien, unter anderem den Zustand vor der großen automobilen Migration. Die Herausgeber Daniela Horvath und Michael Martinek beschränken sich sogar explizit auf die historischen Kontexte der österreichischen Hauptstadt, sie stellen keine Vergleiche an. Die Gegenwart muss man als Leser also selbst ergänzen mit den Bildern der eigenen Wienbesuche, die noch keine Jahrzehnte zurückliegen.

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Das Blättern in den alten Fotografien, die Horvath und Martinek ursprünglich für ein Online-Projekt zusammengetragen haben, ist dann aber doch mehr als eine bloß nostalgische Angelegenheit. Das Buch zeigt anschaulich, wo das aktuelle Wien herkommt, aus welchem Flair und aus welchen Milieus sich die gegenwärtige Stadt speist - oder von welchen sie sich zu distanzieren versucht oder gar bereits abgenabelt hat.

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Einige Bilder dokumentieren eine Enge, die man versucht ist, mit einer geistigen Enge und mit Spießbürgertum gleichzusetzen. Das wird mitunter sicherlich sogar zutreffend sein. Es gibt daneben Belege für Weltoffenheit, für Eleganz, für einen Aufbruch in die Moderne.

Manchmal sind die Fotos so angeordnet, dass ihr Nebeneinander Komik hervorruft: Das Verkehrschaos auf dem Graben bekommt ein Wahlplakat beigestellt, auf dem die SPÖ sich für den Umweltschutz stark gemacht hat.

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Mit den Fotografien vom Flughafen Schwechat beginnt der Band; Horvath und Martinek haben ihn wie ein Reisetagebuch strukturiert. Anreise, Fahrt ins Zentrum, später dann raus an die Peripherie und schließlich: der Prater.

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Immer unbeschwerter, immer heiterer wird der Streifzug durch das alte Wien auf diese Weise. Heute erlebt man die Stadt anders, sucht aber die selben Orte auf.

© SZ vom 22.08.2013/cag
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