Bildband über Salzburg:Orte der Stille

Salzburg ist ein Rummelplatz der Touristen, die sich zwischen Getreidegasse und Domplatz drängen. Aber was, wenn diese einfach fehlen? Und auch die Bewohner Salzburgs woanders sind? Ein neuer Bildband zeigt die Stadt, wie man sie nie sieht.

Von Stefan Fischer

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(Foto: Verlag Anton Pustet)

Salzburg ist ein Rummelplatz der Touristen, die sich zwischen Getreidegasse und Domplatz drängen. Aber was, wenn diese einfach fehlen? Und auch die Bewohner Salzburgs woanders sind? Ein neuer Bildband zeigt die Stadt, wie man sie nie sieht. Von Stefan Fischer Regennass liegt Salzburgs Domplatz da - und menschenleer. Es ist das erste Motiv in Jens Rieckes Fotoband Silent Space Salzburg und gibt das Motto vor: Riecke hat nicht die toten Winkel fotografiert. Sondern die lauten Plätze der Stadt zu leisen gemacht, weil seine Aufnahmen immer dann entstanden sind, wenn die Bewohner und Besucher Salzburgs woanders waren.

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(Foto: Jens Riecke)

Wolfgang Fels feiert diese Stimmung mit ein paar Versen: "Einsam, still, allein, verlassen, ringsum Glanz barocker Pracht, endlich frei von Menschenmassen, hellt ein Tag sich aus der Nacht."

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(Foto: Verlag Anton Pustet)

Viele Fotografien sind in der Tat in der Morgendämmerung entstanden, in der sich das künstliche mit dem natürlichen Licht mischt und die Stadt im Grunde noch nachtgrau ist, sich die ersten Farben aber abheben, in beleuchteten Schaufenstern oder auf den im Freien belassenen Sonnenschirmen der Kaffeehäuser.

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(Foto: Verlag Anton Pustet)

Riecke kombiniert Farb- und Schwarz-Weiß-Aufnahmen in seinem Buch; mitunter muss man zweimal hinsehen, ehe man sich sicher sein kann, womit man es im konkreten Fall zu tun hat. So sieht man eine bekannte Stadt, und ist doch immer wieder irritiert über die Motive, weil man sie so noch nie gesehen hat: als Orte der Stille.

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(Foto: Verlag Anton Pustet)

Der Autor Karl-Markus Gauß schreibt in einem Text über den Ritzerbogen, eine Passage nahe der Residenz, wie ihm erst in dieser Leere das Fehlen einer Asiatin auffällt, die dort jeden Tag die Obdachlosenzeitung verkauft. Wie oft, fragt er sich, geht er wohl vorbei an ihr und bemerkt sie gar nicht, obwohl er sie kennt.

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(Foto: Verlag Anton Pustet)

Sieben Autoren haben Texte zu dem Buch beigesteuert, die von Gauß sind die griffigsten, sie eröffnen noch einmal weitere Stadträume über die Fotografien hinaus. Und er befasst sich am klarsten mit dem Thema: So berichtet er vom Unheimlichen, das das Neutor ausstrahlt, und wie die Menschen hier besonders schnell durchhuschen und also aus dem Bild verschwinden.

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(Foto: Verlag Anton Pustet)

Jens Riecke: Silent Space Salzburg. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2013. 160 Seiten, 34 Euro.

© SZ vom 28.11.13 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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