Süddeutsche Zeitung

Bildband:Der Zauber Islands

Nordisch schroff, aber nicht unwirtlich: Der Fotograf Emil Thór gewinnt der eigentlich kargen Landschaft Islands überraschende Reize ab, indem er das warme Licht für seine Naturaufnahmen nutzt.

Stefan Fischer

Mit Worten, so steht es gleich auf einer der ersten Seiten dieses Buches, sei Island nicht beizukommen. Jedenfalls nicht mit fremdländischen - jede Übersetzung aus dem Isländischen, so heißt es weiter, sei ohnmächtig gegenüber dem Zauber der Natur dieses Landes.

Ein begabter Fotograf hingegen könne das eine oder andere ausrichten. Und auch eine Musikerin. Nicht so sehr in Worten also, sondern in Bildern und Tönen wollen der Fotograf Emil Thór und die Sängerin Arndís Halla in dem Band "Island. Zauber der Freiheit" nebst beiliegender CD und DVD dem fremden Betrachter diese verschlossene, rätselhafte Inselwelt zugänglich machen.

Die Musik-CD ist da allerdings keine große Hilfe. Ein Dutzend Lieder singt Arndís Halla ("Voice of Apassionata") mit ihrer klaren, geerdeten Stimme. Als wolle sie der elfenhaften Esoterik, mit der Island häufig in Verbindung gebracht wird, etwas Handfestes entgegensetzen.

Viele Streicher umspielen den Gesang, es sind softe, wehmütige, aber durchweg gefällige Lieder: ein bisschen Klassik, ein bisschen Volksmusik, ein Hauch Pop. Das passt im CD-Regal prima zwischen Paul Potts und Silbermond. Vom Zauber der isländischen Natur vermittelt diese Musik nur einen kitschigen Abglanz.

Emil Thórs Fotografien hingegen sind spannend: Weil man auf ihnen immer wieder das speziell Isländische entdeckt, die ikonografischen Elemente der Insel - aktive Vulkane, Holzhäuser, Wasserfälle.

Bevorzugt arbeitet Thór grafische Strukturen heraus von Flussläufen, Eisflächen und Schotterebenen. Auf seinen Aufnahmen ist die Natur nordisch schroff, jedoch nicht unwirtlich.

Das isländische Licht kann durchaus warm sein - Emil Thór macht sich das zunutze. Zu den rund 90 in dem Band abgedruckten Fotografien kommen eine ganze Reihe weiterer auf der DVD, von der sie in einer Slideshow abgespielt werden können, begleitet von (ebenfalls nicht überzeugender) Musik und von Naturlyrik.

Und daneben irritiert wird, weil manche Motive aussehen, als wären sie in Kirgistan aufgenommen, andere in den USA oder den Anden.

Auf der DVD zeigt sich am deutlichsten: Es sind die Bilder, die dem Zauber am nächsten kommen. Arndís Halla, Emil Thór: Island. Zauber der Freiheit. Edel Verlag, Hamburg 2011. 144 Seiten mit Audio-CD und DVD, 29,95 Euro.

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Quelle:
SZ vom 28.07.2011/afis
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