Bildband "Airtropolis":Freiheit der Eingeschlossenen

Flughäfen sind nicht zum Verweilen da. Trotz dieses Bewegungsdrangs werden die Passagiere aber hier festgehalten. Der Fotograf Werner Bartsch hat die Diskrepanz zwischen massiver Urbanität und großer Flüchtigkeit in Bildern festgehalten.

Von Stefan Fischer

10 Bilder

Airtropolis Kehrer Verlag Werner Bartsch

Quelle: Kehrer Verlag

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Flughäfen sind nicht zum Verweilen da. Trotz dieses Bewegungsdrangs werden die Passagiere aber hier festgehalten, sind unter Kontrolle. Werner Bartsch hat die Diskrepanz zwischen massiver Urbanität und großer Flüchtigkeit in Bildern festgehalten. Von Stefan Fischer

Flughäfen sind merkwürdige Orte. Sie sind der Ausgangspunkt von Reisen. Und die Mobilität, die sie ermöglichen, charakterisiert bereits ihre Atmosphäre. Aufbruch, Bewegung, Hektik - Flughäfen sind nicht zum Verweilen da, Wartezeiten werden überbrückt, werden effektiv genutzt zum Einkaufen, Korrespondieren, Essen. Sie sind nicht geschaffen für Müßiggänger.

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Diesem Bewegungsdrang, dieser Dynamik der Passagiere steht ihr Eingesperrtsein gegenüber. Der Abflugterminal, die Busse, die Flugzeuge sind allesamt Käfige, in denen die Menschen unter Kontrolle gehalten werden, durch die ihre Mobilität eine eindeutige Richtung bekommt.

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Besonders deutlich ist das dem Fotografen Werner Bartsch vor Augen geführt worden, als er sich diesem System von außerhalb genähert hat - was zugleich aber auch bedeutet: von den Eingeweiden her.

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Bartsch erhält häufig die Erlaubnis, auf den Vorfeldern von Flughäfen zu fotografieren. Er hat dabei eine Bewegungsfreiheit, wie sie den Reisenden nicht zugestanden wird. Und er nutzt diese Perspektive für Aufnahmen, die die Weite solcher Areale dokumentieren, aber auch die Distanzen und Schranken auf dem Gelände und in den Gebäuden.

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Ohne die Flughäfen mit einer Schwere zu beladen, die sie gar nicht besitzen, nimmt Bartsch ihnen aber auch die Flüchtigkeit, die ihnen anhaftet, und begreift sie als das, was sie trotz allem Mobilitätseifer eben sind: urbane Räume. "Airtropolis" heißt sein Bildband folgerichtig, weil Flughäfen einerseits gebaute, in der Erde verwurzelte Ansiedlungen sind, in denen Menschen leben und arbeiten - mit einer starken Ausrichtung in den Himmel allerdings, in die Lüfte.

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Besonders interessiert den Fotografen der Stillstand an diesen umtriebigen Orten: erratisch auf ansonsten leeren Flugzeug-Parkplätzen stehende Gangways, beiseitegeschobene Gepäckwagen, die den Eindruck erwecken, als würden sie nie wieder einen Koffer transportieren, leere Hallen und Fahrwege.

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Allerdings sind die Szenerien, ob in der Nacht, bei Nebel, Schnee oder Regen, stets massiv ausgeleuchtet. Bartsch illustriert die Pause, das kurze Innehalten. Jeden Augenblick geht es wieder weiter, wird die Gangway wieder gebraucht, der Gepäckwagen wieder beladen.

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Daneben gibt es viele Aufnahmen, die der Dynamik eine Form geben. Zum einen friert Bartsch Bewegungen ein, vor allem von Flugzeugen, die sich gerade in die Luft erheben oder in niedriger Höhe über dem Boden fliegen. Er dokumentiert die Bremsspuren auf der Landebahn, die sichtbaren Hinterlassenschaften der Geschwindigkeit, um vieles nachhaltiger als Kondensstreifen.

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Die zweite Möglichkeit ist, dass er die Bewegungsunschärfe nutzt, von Passagieren, die zu ihren Gates oder von Koffern, die über Gepäckbänder eilen. Einige dieser Motive hat Werner Bartsch zu Serien von zwölf Aufnahmen kombiniert - Variationen der immergleichen Gehetztheit.

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Diese Unschärfen, in Kombination mit den vielfältigen, grellen Lichtquellen, lösen die Motive auf einigen Bildern komplett von ihrer Gegenständlichkeit, verwandeln sie in abstrakte Impressionen. Momente des Diffusen, in denen der urbane Raum Flughafen sich tatsächlich in Luft aufzulösen scheint.

Werner Bartsch: Airtropolis. Kehrer Verlag, Heidelberg 2013. 120 Seiten, 39,90 Euro.

© SZ vom 14.11.2013/cag
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