Berühmte Friedhöfe:Zum Sterben schön

An Allerheiligen gedenken katholische Länder der Toten auf Friedhöfen. Anderswo ruhen die Verstorbenen in Pyramiden, Parks oder Palästen. Zehn Grabanlagen weltweit, die eine Reise wert sind.

Von Katja Schnitzler und Carolin Gasteiger

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Terrakotta-Armee Xian China Kaiser Grabbeigaben

Quelle: Reuters

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An Allerheiligen gedenken katholische Länder der Toten auf Friedhöfen. Anderswo ruhen die Verstorbenen in Pyramiden, Parks oder Palästen. Zehn Grabanlagen weltweit, die eine Reise wert sind.

Terrakotta-Armee in Xi'an, Zentralchina

Tausende tönerne Krieger, von denen jeder individuelle Gesichtszüge trägt: Die lebens- und teils überlebensgroßen Figuren sind Grabbeigaben des ersten Kaisers von China, Qin Shihuangdi. 700.000 Arbeiter aus dem ganzen Reich schufteten bis zum Tod des Kaisers 210 vor Christus beim Bau der riesigen, unterirdischen Grabanlage. Entdeckt wurde die unterirdische Armee, als Bauern 1974 einen Brunnen bohren wollten.

Noch sind bei weitem nicht alle Figuren geborgen, der große Grabhügel des Kaisers wurde noch gar nicht angetastet. Schon jetzt zählt die Armee zum Weltkulturerbe, inoffiziell gilt sie als "achtes Weltwunder".

Mehr über die Stadt Xi'an und die Terrakotta-Armee lesen Sie hier.

Grab Carl Hagenbeck Friedhof Ohlsdorf Hamburg

Quelle: dpa

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Friedhof Ohlsdorf, Hamburg

Als Erholungsraum, nicht nur als Grabanlage, wollte Wilhelm Cordes den Ohlsdorfer Friedhof gestalten und bezog in seine Planung auch Wiesen, Teiche und eine Parklandschaft mit ein. Inzwischen ist der Parkfriedhof der größte der Welt und mit 391 Hektar Hamburgs größte Grünanlage - und selten überlaufen.

Mehr als 1,4 Millionen Beisetzungen haben hier bereits stattgefunden, auch die von Hans Albers, Inge Meysel, Gustav Gründgens oder Tierpark-Gründer Carl Hagenbeck sowie Pornodarstellerin Carolin Wosnitza alias Sexy Cora. Jedes Jahr lockt der Friedhof 1,2 Millionen Besucher an. Besonders empfehlenswert ist es, Anfang Juni zur Rhododendronblüte zu kommen.

Hier finden Sie Informationen zu Deutschlands schönsten Parkanlagen.

Taj Mahal Agra Indien

Quelle: SZ

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Taj Mahal in Agra, Indien

Es ist ein ganzer Palast für eine Tote: Das Taj Mahal südöstlich von Delhi ließ Großmogul Shah Jahan Mitte des 17. Jahrhunderts für seine Lieblingsfrau Mumtaz Mahal errichten. Seine Vertraute, die ihn beriet und auf Reisen begleitete, war bei der Geburt ihres 14. Kindes gestorben. Das "Juwel der muslimischen Kunst in Indien" ist seit 1983 als Weltkulturerbe der Unesco geschützt. Einen Nachteil hat die Schönheit des Taj Mahal allerdings: Jeder, der in Indien weilt, will es gesehen haben.

Eine Alternative zum Trubel bietet Humayuns Grabmal: Es liegt in einem Vorort von Delhi und ist ein architektonischer Vorläufer des Taj Mahal, nur nicht so berühmt. Das Grabmal aus rotem Sandstein wurde für den zweiten Herrscher der Mogul-Dynastie, Nasiruddin Muhammad Humayun, im Jahr 1562 errichtet. Feines Gitterwerk aus Marmor wölbt sich 43 Meter hoch über der Grabkammer. Hier und in der Gartenanlage finden die Besucher Ruhe, um das großartige Bauwerk genießen zu können - fernab vom Trubel Delhis.

Hier finden Sie noch mehr Sehenswürdigkeiten und ihre Alternativen.

Mumien Mönche Katakomben Palermo

Quelle: Reuters

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Katakomben von Palermo

Ein Gang durch dieses Reich der Toten ist nichts für Menschen mit schwachen Nerven: Nicht in Särgen oder liegend aufgebahrt sind die Mumien zu sehen. Nein sie stehen aufrecht in den Gängen. Die meisten tragen auch noch ihre Anzüge, Kutten und Uniformen. 1599 hatten Kapuzinermönche entdeckt, dass in den Gängen unter ihrem Kloster in Palermo aufgrund besonderer klimatischer Bedingungen (Luftzug sowie Wände aus Tuffstein, die Feuchtigkeit aufnehmen), die Körper austrocknen. Aus diesem Jahr stammt auch die älteste Mumie, die sterblichen Überreste von Bruder Silvestro da Gubbio.

Inzwischen sind in den "Catacombe dei Cappuccini" etwa 2000 Tote aufgestellt, neben den Mönchen auch Adelige und wohlhabende Bürger. Und ein kleines Mädchen, das 1920 an der spanischen Grippe starb: Ihr untröstlicher Vater ließ die zweijährige Rosalia Lombardo einbalsamieren, so dass sie noch heute aussieht, als würde sie nur schlafen.

Mehr Bilder aus den Katakomben von Palermo finden Sie hier.

Auch in Paris können Touristen Katakomben besichtigen, die als Begräbnisstätten dienen.

Dr.-Karl-Lueger-Kirche auf dem Wiener Zentralfriedhof

Quelle: Süddeutsche Zeitung Photo

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Zentralfriedhof, Wien

Der Wiener Zentralfriedhof eröffnete an Allerheiligen im Jahr 1874, am selben Tag wurde die von Pferden gezogene Trambahnlinie zum neuen Friedhof in Betrieb genommen. Auf den knapp 2,5 Quadratkilometern sind inzwischen etwa drei Millionen Menschen bestattet - neben Katholiken finden in den verschiedenen Bereichen auch Juden, Orthodoxe sowie evangelische Christen, Muslime und Buddhisten ihre letzte Ruhe. Auf dem Zentralfriedhof werden Bundespräsidenten mit Staatsbegräbnissen geehrt und in der eigens errichteten Gruft beigesetzt. Sehenswert sind die zahlreichen Gedenkstätten und Jugendstil-Bauten.

Auf dem zweitgrößten Friedhof Europas sind Komponisten wie Ludwig van Beethoven, Franz Schubert (beides Ehrengräber, ursprünglich sind sie auf dem Währinger Friedhof beigesetzt), Johannes Brahms und Johann Strauss (Vater und Sohn) bestattet. Im Ehrenhain in Gruppe 40 gedenken Falco-Fans ihrem Idol.

Mehr über Wien, die Metropole des Morbiden, lesen Sie hier.

Im Bild: die Dr.-Karl-Lueger-Kirche von Max Hegele auf dem Wiener Zentralfriedhof, 1932

Touristen Pyramiden Gizeh Ägypten

Quelle: Getty Images

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Pyramiden von Gizeh, Kairo in Ägypten

Die ägyptischen Pharaonen Cheops, Chephren und Mykerinos ließen sich die wohl opulentesten Grabstätten der Welt errichten. Bis ins 19. Jahrhundert waren die Pyramidenvon Gizeh nicht nur die höchsten Gebäude der Welt. Das gesamte Areal, auf dem sich auch Tempel, die Sphinx und kleinere Nebenpyramiden für die Frauen der Pharaonen befinden, umfasst eine Grundfläche von 230 mal 230 Meter - das entspricht der Fläche von etwa neun Fußballfeldern.

Die Pyramiden, die zu den ältesten Bauwerken der Welt zählen, sind das letzte der sieben Weltwunder aus der Antike. Touristen erkunden die 15 Kilometer von Kairo entfernt gelegene Anlage am Westufer des Nils am besten auf einer geführten Tour. Auch wenn die ägyptische Tourismusbranche nach den Revolten verstärkt um Urlauber wirbt, besteht immer noch eine Teilreisewarnung des Auswärtigen Amtes.

Bilder aus der Grabkammer des Tutanchamun im Tal der Könige, einer Nekropole im Alten Ägypten, finden Sie hier.

Jüdischer Friedhof Prag

Quelle: AFP

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Alter Jüdischer Friedhof, Prag

Viele Gedenksteine auf dem jüdischen Friedhof in der Altstadt der tschechischen Hauptstadt neigen sich nach vorne, nach hinten und zur Seite. Der älteste Stein stammt aus dem Jahr 1439 und gehört zum Grab des Dichters Avigdor Kara. Heute drängen sich auf dem nur etwa einen Hektar großen Areal mehr als 12.000 Grabsteine - was allerdings noch lange nicht der Zahl der Gräber entspricht: Da der Friedhof im ehemaligen jüdischen Viertel Josefov nicht erweitert werden konnte, wurde Schicht um Schicht Erde aufgeschüttet.

Ältere Grabsteine wurden dabei mit angehoben, nun stehen sie dicht an dicht. Eine der bekanntesten Personen, die hier begraben liegen, ist der Philosoph und Rabbi Jehuda Liwa ben Bezal'el, genannt Rabbi Löw (gestorben 1609). Er soll der Sage nach aus einer Lehmfigur den Golem erschaffen haben.

Mehr Informationen über den Alten jüdischen Friedhof finden Sie hier.

Highgate Cemetery London

Quelle: dpa

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Highgate Cemetery, London

Kurz nachdem Queen Victoria gekrönt wurde, eröffnete Highgate Cemetery im Jahr 1839 seine Pforte und beendete damit unhaltbare Zustände: Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es kaum noch Platz auf den Friedhöfen. Zwischen Läden, Häusern und auch Kneipen entstanden kleine Gräberfelder, auf denen Tote bisweilen nicht tief genug begraben wurden. Der Gestank nahe diesen "Friedhöfen" war furchtbar. Schließlich entschloss sich das Parlament, sieben neue Friedhöfe anzulegen, einen davon in Highgate, das auf einem Hügel im Norden Londons liegt (mehr Bilder sehen Sie hier). Mit seiner ungewöhnlichen Architektur und der Lage mit Blick über London sollten reiche Investoren angezogen werden - und der Plan ging auf: Es wurden zum Beispiel zwei Kapellen im Tudorstil gebaut und Katakomben im gotischen Stil.

Da so viele Menschen ihre letzte Ruhe in Highgate finden wollten, wurde der Friedhof 1856 noch um den East Cemetery erweitert. Doch die Zeit prunkvoller Familiengräber und Mausoleen ging vorbei, der Friedhof verkam, bis sich 1975 die "Friends of Highgate Cemetery" an die Restaurierung und Pflege machten - mit Erfolg. Die Mischung aus englischem Park und Friedhof mit Monumenten, die das viktorianische London widerspiegeln, ist seit 1987 als schützenswert im English Heritage Register gelistet.

Zum Erhalt des Friedhofs tragen auch die Besucher bei: Sie müssen Eintritt zahlen, der westliche Teil kann nur bei Führungen besichtigt werden. Eines der berühmtesten Gräber ist das von Karl Marx, das im neueren östlichen Teil liegt. Auch das mögliche Vorbild für Sherlock Holmes Widersacher Professor Moriarty, der deutsch-amerikanische Kriminelle Adam Worth, liegt hier begraben.

Friedhof Paris Montparnasse

Quelle: AFP

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Cimetière Montparnasse, Paris

Im Jahr 1824 fand hier erstmals ein Verstorbener seine letzte Ruhe: Der Friedhof wurde außerhalb der damaligen Stadtgrenze angelegt und hieß damals noch Cimetière du Sud. Besucher finden unter anderem die Gräber des Dichters Charles Baudelaire, der Schriftstellerin Marguerite Duras, des irischen Autoren Samuel Beckett sowie des Künstlers Man Ray. In einer gemeinsamen Ruhestätte sind Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir vereint. Nicht nur die Namen von Künstlern stehen auf zahlreichen Gedenksteinen, auch Kunstwerke fallen auf. So fertigte etwa Niki de Saint Phalle die Skulptur "Le Chat Ricardo" für das Grab ihres Assistenten Ricardo Menon. Das Grab des Sängers Serge Gainsbourg schmücken Fans mit Stofftieren und Blumen.

Außerdem zieht in Paris der Friedhof von Montmartre die Menschen an. Auf dem Cimetière de Père Lachaise, heute größter Friedhof von Paris, besuchen viele nur ein Grab: das des Sängers Jim Morrison. Der Wallfahrtsort für Fans von "The Doors" liegt in der sechsten Division, zweite Reihe. Es ist wohl das meistbesuchte der 70.000 Gräber.

Eine Begräbnisstätte, die zur Touristen-Attraktion wurde, liegt tief unter den Straßen von Paris: Die Katakomben mit den Gebeinen von sechs Millionen Menschen.

Oaxaca Mexiko Friedhof Gräber

Quelle: REUTERS

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Friedhöfe in Mexiko

Mexikaner laden jedes Jahr ihre Toten zum Fest - die drei Tage werden zur Feier des Lebens. Hier ist der Día de los Muertos am 2. November einer der wichtigsten Feiertage, doch eigentlich wird an drei Tagen der Toten gedacht: Bereits am 31. Oktober werden die Kerzen entzündet und auf den Tod angestoßen, auf den Friedhöfen feiern die Mexikaner wahre Volksfeste. Zu dieser Zeit gibt es Süßigkeiten, die Europäern eher morbide vorkommen: Särge aus Marzipan oder Schädel aus Zuckerguss. Der Tod als Tabu, das kann man sich in Mexiko nicht vorstellen. Hier gehört er zum Leben, und die Toten statten den Verwandten einen Besuch ab, bevor sie von diesen am Friedhof wieder ins Jenseits verabschiedet werden. Sehenswert sind zum Beispiel der Friedhof mit Mumien-Museum der Stadt Guanajuato in Zentralmexiko oder der Panteón Civil de Dolores in Mexiko City: Auf dem größten Friedhof des Landes mit etwa 700.000 Gräbern ruhen auch Berühmtheiten wie der Künstler Diego Rivera.

Im Bild: der geschmückte Friedhof von Oaxaca an Allerheiligen

© SZ.de/dd
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