Süddeutsche Zeitung

Bergtour:Die Schellenberger Eishöhle

Über steile Felswände geht es hinab in die Schellenberger Eishöhle. Bei null Grad können sich Wanderer auf eine besondere Art abkühlen.

Stefan Herbke

Zu übersehen ist er wirklich nicht, der Untersberg. Von der Salzburger Autobahn aus betrachtet schließt er wie eine Mauer das Flachland ab: mit steilen, bewaldeten Hängen, dichten Latschenfeldern und darüber einem auffallend flachen Gipfelplateau. Der Untersberg ist nicht nur wegen seiner markanten Form interessant. Für Neugierde und Interesse sorgen auch die vielen Höhlen, deren bekannteste die Schellenberger Eishöhle ist.

Bequemer Zugang

Der schönste Zustieg ist gleichzeitig auch der bequemste - es geht fast nur bergab! Mit der Untersbergseilbahn schwebt man in wenigen Minuten auf das Geiereck. Vom Salzburger Hochthron (1853 Meter), dem höchsten Punkt der Tour, führt der Weg über die gewellte Hochfläche in leichtem Auf und Ab, teilweise nah am senkrecht abbrechenden Rand des Plateaus, zu einer Wegkreuzung in der Mittagsscharte und zum Beginn des Thomas-Eder-Steigs.

Bereits 1934 wurde der Steig in den Fels gesprengt, um einen direkten Zustieg vom Salzburger Hochthron zur Schellenberger Eishöhle zu ermöglichen. Überaus spannend geht es durch die senkrechte Felswand abwärts, teilweise sogar in kurzen Stollen, und erst der Rückblick vom Wandfuß zeigt, wie kühn die Route angelegt ist.

Vom Sommer in den Winter

Im Stundentakt geht es mit einem Führer des Schellenberger Eishöhlenvereins vom Sammelplatz am Wandfuß hinein in die zweitgrößte Eishöhle im Untersberg. Bereits der Abstieg in die riesige Eingangshalle ist ein Erlebnis: Millimetergenau lässt sich die Grenze zwischen der sommerlichen Hitze am Fuß der südseitigen Felswände und der winterlichen Kälte ziehen. Im Inneren der Höhle liegt die Temperatur um den Gefrierpunkt, selbst im Hochsommer steigt sie nicht über +0,5°C.

In der Eingangshalle, der Josef-Ritter-von-Angermayer-Halle, steht man auf einem soliden, rund 30 Meter dicken Eisblock. An schillernden Eiswänden vorbei führt eine Holztreppe in die Fuggerhalle, dem tiefsten Punkt der Führung, gut 55 Meter unter dem Höhleneingang. Untersuchungen haben ergeben, dass das Eis hier unten etwa 3000 Jahre alt ist. Durch den Mörkdom mit den schönsten Eisformationen führt der Rundweg zurück in die Eingangshalle.

Zurück im Tageslicht taut man in der Sonne langsam wieder auf und steigt zur gemütlichen Toni-Lenz-Hütte ab. Die Hütte ist meist gut besucht und die Plätze auf der schmalen Sonnenterrasse begehrt.

Anfahrt: Salzburger Autobahn zum Grenzübergang Walserberg, auf der Tauernautobahn zur nächsten Ausfahrt Salzburg Süd und Richtung Berchtesgaden zur Talstation der Untersbergseilbahn in St. Leonhard bei Grödig

Zeit: Insgesamt 3.30-4 Stunden

Schwierigkeit: Der Thomas-Eder-Steig führt gut gesichert durch die senkrechten Südabstürze des Untersbergs und erfordert Schwindelfreiheit

Einkehr: Toni-Lenz-Hütte (1450 Meter)

Karte: BLVA UK L 4, Berchtesgadener Alpen (1:50.000)

Hinweis: Führungen bis Ende Oktober, Beginn stündlich von 10 bis 16 Uhr. Warme Bekleidung nicht vergessen

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