Bahn: Bedrohte Zugbegleiter:"Ich finde dich!"

Manche Passagiere machen Zugbegleitern der Deutschen Bahn Angst. Diese dürfen sich nun auch im Fernverkehr mit falschen Namen vor Nachstellungen schützen.

Das Namensschild an der Uniformjacke des Schaffners soll eigentlich den Zugbegleiter für den Passagier persönlich ansprechbar machen. Doch diese Nähe ängstigt manche Schaffner, wenn Passagiere ausfallend, gar aggressiv werden - und das werden sie immer öfter. Einige Fahrgäste drohten "Ich finde dich", berichtet eine Bahnsprecherin.

Zwar sei noch kein Zugbegleiter wirklich verfolgt worden. Dennoch gestattet die Deutsche Bahn auch ihren 3800 Mitarbeitern in Fernzügen, ein Pseudonym für ihr Namensschild zu beantragen. Den 4800 Zugbegleitern in den Regionalzügen hatte dies die Bahn bereits im vergangenen Jahr erlaubt.

"Im Nahverkehr haben wir eher Probleme mit aggressiven Fahrgästen als im Fernverkehr, gerade in Ballungsgebieten etwa durch Fußballrowdies", erklärt die Sprecherin. Besonders belastend für die Zugbegleiter ist, dass sie im Regionalverkehr auf sich allein gestellt sind, während im Fernverkehr meist ein Team unterwegs ist.

Nach einer Umfrage der Gewerkschaften Transnet und GDBA sind 70 Prozent der Mitarbeiter bei Bahnunternehmen während der Arbeitszeit schon mindestens einmal Opfer eines Übergriffs geworden. Zwar sei die Zahl tätlicher Angriffe bei Bahnreisen leicht rückläufig, doch der Ton werde rauer, Beleidigungen und Beschimpfungen nähmen zu, "da muss ein Unternehmen reagieren". Hier sei die Bahn auch im Gespräch mit den Gewerkschaften.

Sollte sich also ein Zugbegleiter durch das zur Schau tragen seines Namens bedroht fühlen, kann er den Vornamen abkürzen, ganz weglassen - oder bei seinem Arbeitgeber ein Pseudonym beantragen. Wie viele Schaffner bereits mit falschem Namen unterwegs sind, konnte die Bahnsprecherin nicht angeben, "wir haben das nicht systematisch erfasst, aber das sind eher Einzelfälle".

Um es gar nicht erst zu verbaler oder gar körperlicher Gewalt kommen zu lassen, setzt die Bahn auf Deeskalationsübungen, bei denen die Bahnbegleiter zum Beispiel lernen, Gewaltbereitschaft zu erkennen und den wütenden Passagier etwa durch Körpersprache zu besänftigen. "Ein neuralgischer Punkt ist die Kontrolle der Fahrscheine - wer keinen hat, für den ist der Zugbegleiter der Feind", sagt die Sprecherin.

Wenn die Situation doch eskaliert, bleibt dem Schaffner nichts anderes übrig, als die Bundespolizei zu informieren. "Deshalb haben Polizisten bei uns freie Fahrt. Wenn sie morgens in Uniform in der Regionalbahn zur Arbeit unterwegs sind, steigt das subjektive Sicherheitsgefühl." Für die Passagiere - und für die Zugbegleiter.

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