Barcelona:Stehenbleiben verboten

Barcelona: Barcelona gehört zu den beliebtesten Reisezielen in Europa. Aber viele Anwohner fühlen sich von den Urlaubermassen gestört - und protestieren.

Barcelona gehört zu den beliebtesten Reisezielen in Europa. Aber viele Anwohner fühlen sich von den Urlaubermassen gestört - und protestieren.

(Foto: Jordi Boixareu/Imago/Zuma Wire)

Kleinere Gruppen, weniger Lärm, vorgeschriebene Fußwege: In Barcelona gelten bald strengere Regeln für Touristen.

Von Monika Maier-Albang

Die Stadt ist einfach zu schön - mit ihrem eigenen Strand am Meer, den Gassen voller Bars und Restaurants, der lichtgewaltigen Kathedrale Sagrada Família. Nun will Barcelona, die Vielbesuchte, Maßnahmen ergreifen, um den Ansturm der Touristen zumindest zu kanalisieren.

Voraussichtlich von Ende Juli an sollen Reisegruppen auf 30 Personen begrenzt werden. In den engen, immer wieder verstopften Gassen der Altstadt dürfen Gruppen dann sogar nur maximal 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben. In bestimmten Zonen des historischen Zentrums, der Ciutat Vella, werden Einbahnregelungen eingeführt, so steht es in einem von der Stadtverwaltung beschlossenen Dekret. Zudem sollen die Reiseleiter künftig keine Megafone mehr verwenden dürfen. Die Stadtverwaltung will so die Lärmbelästigung vermeiden, die viele Anwohner seit Jahren beklagen. Um, wie es heißt, "die Aktivitäten der Guides mit dem täglichen Leben der Anwohner zu harmonisieren", wurde zudem beschlossen, dass geführte Gruppen in der Ciutat Vella in den Gassen keine Stopps einlegen dürfen. Speziell geschulte Mitarbeiter der Kommune sollen die Touristen in der Altstadt über die Regelungen informieren; notfalls darf die Polizei Bußgelder bis zu 3000 Euro verhängen.

In Barcelona ringt man seit Langem um einen vernünftigen Umgang mit der eigenen Beliebtheit, die einerseits viel Geld bringt. Restaurants, Hotels, Händler, aber auch Privatleute, die Zimmer vermieten, profitieren schließlich von den Urlaubern - und nicht wenige mussten während der Pandemiepause ihre Läden schließen. Auf der anderen Seite war den Altstadtbewohnern schon vor Corona der Rummel zu viel. In diesem Sommer nun sind vor allem die Partygäste zurückgekehrt, die Festivals, das Nacht- und Strandleben genießen wollen. Günstige Übernachtungsmöglichkeiten sind für Juli und August kaum noch zu finden. Die Stadt rechnet für diese Sommersaison mit 20 Prozent weniger Touristen als vor der Pandemie - was allerdings noch immer sehr viel ist. 2019 hatten 14 Millionen Menschen die Stadt besucht. Treffen werden die neuen Regeln nun vor allem Urlauber, die mit Kreuzfahrtschiffen ankommen oder in Gruppen die Stadt besichtigen wollen. Individualreisende und Kultururlauber will man indes nicht verprellen.

Barcelona: Die Sagrada Família von Antoni Gaudí gehört zu den meistbesuchten Orten in Barcelona. Zur Besucherlenkung wurden schon vor Jahren Online-Tickets eingeführt.

Die Sagrada Família von Antoni Gaudí gehört zu den meistbesuchten Orten in Barcelona. Zur Besucherlenkung wurden schon vor Jahren Online-Tickets eingeführt.

(Foto: Javier Larrea /imago images)

Vor allem die Trinkgelage am Strand und die zu große Anzahl von Kreuzfahrtschiffen sieht die Stadtverwaltung als Problem. Ada Colau, seit 2015 Bürgermeisterin von Barcelona, beklagt seit Jahren, dass die Bewohner Barcelonas von den Kreuzfahrt-Gästen kaum profitieren. 2019 waren rund drei Millionen Kreuzfahrt-Touristen in Barcelona für einen Tagesausflug von Bord gegangen. Allerdings geben diese Urlauber vergleichsweise wenig in der Stadt aus; man hat ja Vollverpflegung auf dem Schiff.

In beliebten Vierteln war es zuletzt immer wieder zu Protesten gegen den Besucherandrang gekommen. Die Anwohner forderten unter anderem schärfere Maßnahmen gegen die illegale Vermietung von Appartements. Die Stadtverwaltung hatte hier bereits reagiert: Neue Lizenzen für Hotels im Zentrum werden nicht mehr vergeben, die Vermietung von Privatwohnungen an Urlauber wurde begrenzt. Zudem strebt man eine Dezentralisierung der Touristenströme an. "Barcelona hat nicht zu viele Touristen, sie sind nur falsch verteilt", sagte der Tourismus-Stadtrat Xavier Marcé 2020, "statt das gesamte Stadtgebiet zu nutzen, drängen sich alle auf 20 Quadratkilometern."

Das Problem ist nur: Dort befinden sich nun mal all die Bars, Sehenswürdigkeiten, Geschäfte und Markthallen, derentwegen die Urlauber anreisen. Zumindest kann man seit 2021 aber sehen, wo es zu voll zu werden droht: Die von der Stadt initiierte App "Check Barcelona" zeigt in Echtzeit auf, wie stark Sehenswürdigkeiten gerade besucht sind - um hilft Gästen dabei, sich dann ein Ausweichprogramm zusammenzustellen.

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Cami de Cavalls path. Way to Cala Pilar Beach. Ciutadella de Menorca Municipality. Minorca. Balearic Islands. Spain (Gonzalo Azumendi)

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