Bangkok:Fliegen über goldenem Land

Suvarnabhumi International airport, Bangkok, Thailand

Ein Jet beim Landeanflug auf Suvarnabhumi über dem Tempel Lat Krabang (Archiv).

(Foto: Udo Weitz/dpa)

Bangkoks Flughafen Suvarnabhumi soll ein Drehkreuz für Südostasien sein. Dass sich diese Vision erfüllte, hat einen Haken: Der Airport ist chronisch überlastet. Nun wird im ehemaligen Kobrasumpf nachgerüstet.

Von Annika Brohm

Es war ein gebürtiger Franke, der das modrige Sumpfgebiet nahe der thailändischen Hauptstadt Bangkok in goldenes Land verwandeln sollte: Vor mehr als 20 Jahren erhielt der Architekt Helmut Jahn gemeinsam mit seinem Team den Auftrag, im Nong Ngu Hao, zu Deutsch Kobrasumpf, einen neuen Flughafen zu planen. Die Kapazitäten des alten internationalen Bangkoker Flughafen Don Mueang waren ausgeschöpft; man brauchte dringend neuen Platz für an- und abreisende Touristen. Wie hoch der Stellenwert dieses Projekts war, zeigt der Name, den der damalige König Bhumibol dem Gebiet zu Baubeginn gab: Suvarnabhumi, goldenes Land.

Sechs Jahre später war der Flughafen fertiggestellt. Auf einer Fläche von 3200 Hektar hatte man einen Flughafen für 45 Millionen Passagiere im Jahr geschaffen. Suvarnabhumi sollte, so hatte es der größtenteils staatlich finanzierte Flughafenbetreiber Airports of Thailand (AOT) formuliert, fortan zum zentralen Gateway Südostasiens werden. Mit dem drittgrößten Terminal der Welt und Verbindungen in mehr als 150 Städte fühlte man sich gut gerüstet für dieses Vorhaben.

Für Reiseblogger Stefan Diener ist der Suvarnabhumi-Flughafen meist die erste und letzte Station seiner Asienreisen. Fragt man ihn nach den Vorzügen des Flughafens, dann spricht er von der hochmodernen Architektur, der übersichtlichen Ausschilderung und vor allem: den preislichen Vorteilen. "Was Suvarnabhumi zur Nummer eins für Reisende aus Europa macht, ist das riesige Angebot an günstigen Langstreckenflügen", sagt Diener, der mit seinem Blog "Faszination Südostasien" und Reiseführern für Bangkok, Vietnam und Bali seit einigen Jahren seinen Lebensunterhalt verdient.

So wie es Diener häufig tut, reisen mehr als 800 000 Passagiere jährlich von Thailands größtem Flughafen aus direkt weiter. "Ein Großteil der Malaysia- und Vietnam-Urlauber fliegt aus Europa kommend über Bangkok", sagt Diener, "und auch für Ziele in Myanmar, Laos und Kambodscha befindet sich in Thailands Hauptstadt fast immer der Flughafen zum Umsteigen."

Suvarnabhumi als eines der wichtigsten Drehkreuze Südostasiens, diese Vision konnte sich der Flughafenbetreiber AOT scheinbar erfüllen. Mit einem Haken: Die Passagierzahlen übersteigen die Kapazitäten des Flughafens mittlerweile bei weitem. Allein im vergangenen Jahr sind mehr als 55 Millionen Passagiere am Suvarnabhumi-Airport an- oder abgereist, zehn Millionen mehr als ursprünglich geplant.

Dass die Infrastruktur auf diesen Andrang nicht ausgelegt ist, spüren auch die Gäste. "Die Situation hat sich in den letzten Jahren etwas geändert", sagt Diener. Während der Flughafen bei Passagierbefragungen des Instituts Skyraxx in den ersten Jahren nach der Eröffnung regelmäßig sehr gut bewertet wurde, häufen sich auf dem Portal nun die kritischen Stimmen. Der Hauptgrund für die Beschwerden: Vor den Passkontrollen bilden sich lange Schlangen. "In den letzten Monaten gab es häufig lange Wartezeiten an den Schaltern bei der Ein- und Ausreise", sagt Diener.

Einige Fluglinien haben bereits Konsequenzen gezogen: Etliche Billig-Airlines, etwa Air Asia oder Nok Air, sind wegen der Kapazitätsprobleme an den nahegelegenen Don-Mueang-Flughafen abgewandert. An den alten Flughafen also, der zu klein geworden war. "Zwar gibt es auch von Suvarnabhumi noch Inlandsflüge und Verbindungen in die Nachbarländer", sagt Diener, "wer es besonders günstig möchte, muss heute jedoch häufig den Flughafen wechseln."

In der anstehenden Hochsaison von Ende November bis Februar könnten sich die Probleme verschärfen. Zumal der Tourismus in Thailand nach Einschätzungen der Weltorganisation für Tourismus weiterhin stark wachsen wird. 2018 könnte die Besucherzahl demnach um 50 Prozent steigen. Um diesem Ansturm standhalten zu können, wird im ehemaligen Kobrasumpf nachgerüstet. Die zweite Bauphase wird, so ist es nach Angaben des Flughafenbetreibers derzeit geplant, bis 2019 andauern. Das bisher einzige Terminal soll um eine Fläche von etwa acht Fußballfeldern vergrößert werden, danach sollen im Suvarnabhumi-Flughafen jährlich bis zu 60 Millionen Passagiere bedient werden können.

Mehr als ein Zwischenstopp wird der Abschluss der Bauarbeiten im Terminal allerdings nicht sein, AOT plant in Anschluss daran bereits eine dritte Bauphase: Bis 2021 sollen ein zweites Terminal und eine weitere Landebahn entstehen, um Kapazitäten für bis zu 90 Millionen Passagiere jährlich zu schaffen. Sollte das gelingen, dann würde Suvarnabhumi - gemessen am Passagieraufkommen - von Platz 20 der wichtigsten Flughäfen weltweit auf einen der drei vorderen Ränge rücken. Eine Aussicht, die in den Ohren der Betreiber ebenso verheißungsvoll klingen dürfte wie der Name, den König Bhumibol dem Flughafen zu Lebzeiten gab.

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