Süddeutsche Zeitung

Bangkok:Du nicht

Gäste-Casting durch Einheimische

Von Ingrid Brunner

600 Einwohner wohnen in Koh Sarn Chao, einer Gemeinde am Rand von Bangkok. Wobei Koh stutzig macht. Bedeutet das nicht Insel? Tatsächlich liegt das Viertel zwischen zwei Kanälen, die Häuser stehen auf Stelzen, man bewegt sich auf schmalen Stegen. Zwischen den Häusern wuchert tropisches Grün: Lychee- und Banyanbäume, Bougainvilleas - ein Idyll, in dem man gerne übernachten würde. Doch Ortsvorsteher Tweesak Wangchan, kurz Dui, und die Bewohner begrüßen lieber Tagesgäste. Diese besichtigen das prächtige Wang-Chan-Haus mit seinen traditionellen Holzarbeiten. Wer hier den Tag verbringen möchte, kann mit Grandma Berm Bananenkuchen backen, mit Zutaten aus ihrem Garten. Genau wie bei Familie Thongdee, wo man sich einen Smoothie aus Guave oder Jackfruit mixen kann, oder ein Holzboot leiht und durch das Gewirr der Känale steuert.

Übernachten bei Einheimischen ist hingegen nicht so einfach. "Wir wollen nur Gäste, die keine Drogen und Alkohol ins Viertel bringen", sagt Dui. Interessenten durchlaufen, ohne es zu merken, ein Casting. Am Ende steht entweder ein Ja oder die Antwort, man habe leider kein Zimmer frei. Viele Besucher kommen über den Veranstalter Hivesters, der lokale Projekte wie dieses in ganz Thailand unterstützt. Hivesters hat auf der ITB 2017 dafür die Goldene Palme, den deutschen Reisepreis erhalten.

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Quelle:
SZ vom 08.03.2018
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