Die Deutsche Bahn verzichtet zum ersten Mal seit acht Jahren auf eine Fahrpreiserhöhung - allerdings nur im Fernverkehr. Zum Fahrplanwechsel im Dezember bleiben die Ticketpreise für ICE-, Intercity- und Eurocity-Verbindungen sowie Nachtzügen unverändert, wie die Bahn in Frankfurt am Main mitteilte.
"Das ist - glaube ich - eine ganz wichtige und gute Botschaft", sagte der Personenverkehr-Vorstand der Deutschen Bahn, Ulrich Homburg. Damit wolle die Deutsche Bahn ihre Position im Wettbewerb etwa mit dem Luftverkehr stärken. Auch an den Kosten für die Bahncard ändert sich nichts.
Von Dezember an wird laut Homburg auch das Quer-durchs-Land-Ticket für ein Jahr wieder eingeführt. Die Pauschalpreisangebote blieben ebenfalls bestehen. Auch ändere sich nichts an den Preisen beim Kauf der Tickets für den Fernverkehr am Schalter, am Automat oder im Internet. "Es gibt auch keine verdeckte Preiserhöhung", versicherte Homburg.
Aufschlag für Pendler
Im Nah- und Regionalverkehr steigen die Fahrpreise für Normal- und Zeitkarten indes im Schnitt um 1,9 Prozent. Die neuen Ticketpreise gelten mit dem nächsten Fahrplanwechsel, der für den 12. Dezember vorgesehen ist. Homburg erklärte, im Nahverkehr habe die Bahn im Gegensatz zum Fernverkehr nicht die Möglichkeit, völlig eigenständig über die Preise zu entscheiden.
Zuletzt hatte es mehrmals Forderungen gegeben, die Preise wegen einer Serie von Pannen in den vergangenen Monaten nicht zu erhöhen. So waren etwa im Sommer bei extremer Hitze Klimaanlagen in ICEs ausgefallen. Zudem hatte die Bahn in den vergangenen Jahren die Ticketgebühren oft mit dem Verweis auf gestiegene Energiekosten erhöht. In der Krise aber waren die Preise gefallen, auch die Stromkosten für Industriekunden. Trotzdem hatte der Konzern die Fahrpreise im Krisenjahr 2009 erhöht.
Nach Angaben des Fahrgastverbands "Pro Bahn" sind die Bahntickets seit 2003 jedes Jahr teurer geworden. Zuletzt wurden die Preise im Nah- und Fernverkehr im vergangenen Dezember um durchschnittlich 1,8 Prozent angehoben, im Jahr davor um 3,9 Prozent.
Fahrgastvertreter haben den Verzicht der Deutschen Bahn auf Preiserhöhungen im Fernverkehr in diesem Jahr begrüßt.
Nach den teils erheblichen Problemen mit ICE-Zügen im Winter und den Pannen mit Klimaanlagen im Sommer sei dies "ein richtiges Signal an die Kunden", sagte Matthias Oomen, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn. Ein solcher Verzicht wäre aber auch im Regionalverkehr wünschenswert gewesen, fügte er hinzu.

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Die für den Nahverkehr angekündigte Preiserhöhung sei aber "wohl nicht zu vermeiden" gewesen. Der Bund habe nötige Zuschüsse dort in den vergangenen Jahren nicht erhöht, weswegen im Regionalverkehr ein "knallhartes Problem der Unterfinanzierung bestehe". Dies müssten die Kunden mittragen.
Auch der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisierte, die Preiserhöhungen im Nahverkehr seien nicht gerechtfertigt, da sich dort das Angebot in den vergangenen Jahren für die Kunden "nicht verbessert" habe. Das vergleichsweise umweltfreundliche Bahnfahren dürfe nicht durch höhere Ticketpreise bestraft werden.
Neun von zehn Bahnfahrern seien tagtäglich im Regionalverkehr unterwegs. Die Bahn solle künftig grundsätzlich auf ihre seit Jahren üblichen Preiserhöhungen zum Jahresende verzichten, forderte der VCD.