Bahncard:Geschenk mit Tücke

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Vielen Bahnkunden ist nicht bewusst, dass sie beim Bestellen einer Gratis-Bahncard einen Abonnement-Vertrag unterschreiben. Der Ärger kommt mit der ersten Rechnung.

Christian Lauenstein

Ein guter Tag, dachte sich Manuel Lang und hielt zufrieden den Gutschein in den Händen. Er war in der Mensa in Greifswald einem Studentenclub beigetreten und bekam dafür eine Bahncard 25 geschenkt. Der angehende Mediziner löste anschließend im nächsten Bahnhof den Gutschein ein und fuhr zwölf Monate mit der Bahn durch Deutschland mit jeweils 25 Prozent Rabatt. Doch nach einem Jahr erhielt er eine neue Karte und eine Rechnung über 57 Euro. Das Abonnement habe sich um ein Jahr verlängert, schrieb die Bahn.

"Ich bin aus allen Wolken gefallen", sagt Lang. "Ich dachte, die Bahncard sei ein Geschenk. Beim Einlösen des Gutscheins wurde ich nicht darauf hingewiesen, dass ich ein Abo eingehe. Damit hätte ich nie gerechnet." Briefe, Telefonate, Beschwerden haben nichts genützt, Manuel Lang musste die neue Bahncard bezahlen. Mit den Mahngebühren und den Kosten für ein Inkassobüro überwies er sogar 112 Euro. "Richtig ärgerlich", wie er findet.

Die Beschwerde

Vielen Bahnkunden ist nicht bewusst, dass sie beim Kauf einer Bahncard diese auch abonnieren. Das bestätigt auch die Schlichtungsstelle Mobilität in Berlin. Die Einrichtung, die vom Verkehrsclub Deutschland betrieben und Verbraucherschutzministerium finanziert wird, vermittelt seit rund vier Jahren zwischen Bahn und Kunden. Über 4000 Anfragen haben die Schlichter bislang bearbeitet, knapp 720 davon zum Thema Bahncard. "Allein das Kündigungsproblem betrifft mehr als die Hälfte der Bahncard-Fälle", sagt die juristische Leiterin Birgit Zandke-Schaffhäuser.

Das Problem

Dass es sich bei der Bahncard um ein Abonnement handelt, ist für viele Kunden nicht offensichtlich genug. "Zwar steht es auf dem Antrag mittlerweile groß drauf", sagt Zandke-Schaffhäuser. "Jedoch bekommen die Kunden außer bei einer Bahncard 100 keinen Durchschlag mit nach Hause. Viele Kunden können sich dann nach einem Jahr gar nicht mehr erinnern, was sie eigentlich unterschrieben haben."

Ein Bahn-Sprecher betont zwar, dass die Mitarbeiter in den Reisecentern angewiesen sind, auch mündlich auf das Abo hinzuweisen. Doch Manuel Lang zum Beispiel ist sich "tausendprozentig sicher", dass am Schalter niemand das Wort "Abo" erwähnt hat. Einzelne Unregelmäßigkeiten will auch der Bahn-Sprecher nicht ausschließen.

Die Fälle

Für viele Kunden wird die Bahncard vor allem dann zu einer Abo-Falle, wenn sie über Dritte an die Karte gelangt sind. So verschenkt zum Beispiel die Internetbank Comdirect an Studenten eine Bahncard 25, wenn diese ein Girokonto eröffnen. Und auch über Ebay gibt es einen regen Handel mit Bahncard-Gutscheinen. In diesen Fällen glauben viele Kunden, das Geschenk oder der Kauf wären eine einmalige Sache.

Ein spezielles Problem aus Sicht der Verbraucherschützer sind zudem die Sonder-Bahncards, wie zum Beispiel die Fan-Karte zur Fußball-WM 2006. "Man konnte damals das Abo nur schwer durchschauen, weil mit einer Verlängerung der Karte geworben wurde, je nachdem wie die Nationalmannschaft spielt", sagt Birgit Zandke-Schaffhäuser. "Dass sich die Bahncard anschließend auch automatisch verlängert, das lag nicht auf der Hand."

Die Lösung

Die einfachste Lösung: rechtzeitig kündigen, also spätestens sechs Wochen vor Ablauf der Bahncard. Wenn es dafür zu spät ist, lohnt eine kostenlose Anfrage bei der Schlichtungsstelle Mobilität. "Wir unterbreiten der Bahn Lösungsvorschläge, die gut angenommen werden", so Zandke-Schaffhäuser. "Bei Bahncard-Problemen liegt unsere Erfolgsquote bei 90 Prozent."

Insbesondere in Härtefällen habe man Erfolg, etwa wenn Senioren beteiligt sind. Oder wenn Kunden die Bahncard nur brauchten, um zu ihrem Arbeitsplatz zu kommen, inzwischen aber ihren Arbeitgeber gewechselt haben.

© SZ vom 28.4.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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