Spartipps für Zugreisende:Bahn fahren: So wird's billiger

Lesezeit: 7 Min.

Sehenswerte Strecken - das kann einer der Gründe sein, um sich fürs Bahnfahren zu entscheiden. Aber manchmal ist der Zug auch ganz einfach die preisgünstigere Alternative. (Foto: imago images/Imaginechina-Tuchon)

Der Sprit ist teuer - das macht den Zug als Alternative noch interessanter. Wer welche Fahrkarte braucht und wie man am meisten Geld spart.

Von Eva Dignös

Vor allem der Gelegenheits-Bahnfahrer gerät schnell ins Staunen bei der Planung einer Reise mit dem Zug: Ein und dieselbe Strecke kann weniger als 20 Euro kosten - oder deutlich mehr als 100 Euro. Wie man das passende Ticket findet, Schritt für Schritt:

1. Wohin soll's gehen?

Klingt nach einer banalen Frage, ist aber für die Suche nach dem passenden Fahrschein durchaus relevant. Denn für Fern- und Regionalverkehr gelten unterschiedliche Tarife. Die gute Nachricht: In der Verbindungssuche auf bahn.de oder in der DB-Navigator-App fürs Smartphone werden immer die jeweils passenden Tickets angezeigt. In den größeren Bahnhöfen kann man sich zudem am Schalter beraten lassen. Auch in 2700 von der Bahn lizenzierten Reisebüros, den DB-Agenturen, bekommt man Fahrscheine. Sie dürfen aber zusätzlich zum Fahrpreis eine Beratungsgebühr in Rechnung stellen. Im Zug gibt es - mit Ausnahme einiger Privatbahnen - keine Fahrscheine mehr zu kaufen.

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Ein Fernverkehrsticket muss man lösen, wenn zumindest einer der Züge der gewählten Verbindung ein IC, EC oder ICE ist. Tickets des Regionalverkehrs, dazu gehören beispielsweise Ländertickets wie das Bayern-Ticket, gelten nur in der Regionalbahn, dem Regional-Express oder in der S-Bahn.

Extra-Tipp: In der Verbindungsabfrage ist standardmäßig die Option "Schnellste Verbindungen anzeigen" aktiviert. Wer sie ausschaltet, bekommt nicht nur ICEs, sondern auch passende ICs und ECs genannt, die oft nur unwesentlich länger unterwegs, dafür aber billiger sind. Manchmal erspart man sich auf diese Weise auch lästiges Umsteigen.

2. Mit welchen Tickets spart man am meisten?

Im Fernverkehr gibt es die drei Ticketkategorien Supersparpreis, Sparpreis und Flexpreis. Die Unterschiede können gewaltig sein. So fährt man von Frankfurt am Main nach Berlin im günstigsten Fall mit dem Supersparpreis für 17,90 Euro, im Rahmen gelegentlicher Sonderaktionen sogar für 12,90 Euro, mit dem Sparpreis für 21,50 Euro - und mit dem Flexpreis für 123,90 Euro. Für Reisende unter 27 Jahren gibt es den (Super-)Sparpreis Young ab 12,90 Euro.

Bei beiden Sparpreis-Kategorien legt man sich auf bestimmte Züge fest. Online-Tickets können innerhalb von zwölf Stunden nach der Buchung storniert werden, sofern der Reisetag noch nicht angebrochen ist. Danach ist das bei Supersparpreis-Tickets nicht mehr möglich; sie verfallen, wenn die Reise nicht angetreten wird. Bei Sparpreis-Tickets ist die Rückgabe gegen eine Bearbeitungsgebühr von zehn Euro bis zum Tag vor der Abreise gestattet. Nur mit den teuren Flexpreis-Tickets darf man den Zug frei wählen, sie dürfen umgetauscht und zurückgegeben werden und gelten zwei Tage, auch ein Zwischenstopp ist möglich.

An den Preisen für die Sparpreise ändert sich auch zum nächsten Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2022 nichts. Flextickets hingegen werden um 6,9 Prozent teurer.

Von den Billig-Tickets ist immer nur ein bestimmtes Kontingent verfügbar: Die Bahn nutzt ihre Tarifgestaltung, um die Auslastung der Züge zu steuern. Je beliebter die Strecke, je begehrter die Reisetage - in den Ferien, am Wochenende oder rund um Brückentage -, umso teurer wird die Fahrt in aller Regel.

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Um von den Sparpreisen zu profitieren, sollte man früh buchen: Maximal 180 Tage im Voraus können die Fahrscheine gekauft werden, wer sich frühzeitig bemüht, hat meist bessere Chancen auf einen niedrigen Preis. Und man sollte bei der Abfahrtszeit flexibel sein: Der Zug um die Mittagszeit kann unter Umständen doppelt so teuer sein wie eine Fahrt am frühen Morgen. Mit der Option "Bestpreise anzeigen" lässt sich das bei der Verbindungssuche vergleichsweise übersichtlich darstellen.

Extra-Tipp: Manchmal sind Sparpreise in der 2. Klasse schon vergriffen, in der 1. Klasse aber noch zu haben - und dann möglicherweise eine günstige Alternative zum Flexpreis, Platzreservierung sogar inklusive.

Auf der geplanten Route fahren nur Regionalzüge, also Regionalbahn oder Regionalexpress? Dann wird man vergeblich nach Sparpreistickets fragen. Für reine Nahverkehrsverbindungen sind sie nicht erhältlich. Günstiger als zum sogenannten Normalpreis ist man meist mit Ländertickets wie dem Bayern-Ticket unterwegs. Sie berechtigen zu beliebig vielen Fahrten an einem Tag im jeweiligen Bundesland. Für eine Person kostet das zwischen 25 und 36 Euro, jeweils drei bis acht Euro werden für bis zu vier Mitfahrer fällig - jedes Bundesland kocht bei der Preisgestaltung sein eigenes Süppchen. An Werktagen darf man erst von neun Uhr an einsteigen. Das bundesweit gültige Angebot heißt Quer-durchs-Land-Ticket und ist ab 42 Euro zu haben.

Ab Frühjahr 2023 soll es außerdem im Nahverkehr das Deutschlandticket für 49 Euro im Monat geben, mit dem Busse, Bahnen und sämtliche Regionalzüge im ganzen Land genutzt werden können. Es wird im Abo angeboten, kann aber monatlich gekündigt werden. Der genaue Starttermin steht noch nicht fest.

Extra-Tipp: Wer in der Region vor 9 Uhr unterwegs sein muss und deshalb kein Länderticket nutzen kann, sollte prüfen, ob sich ein Teil der Reise nicht mit einem ICE, IC oder EC zurücklegen lässt. Dann fährt man mit einem (Super-)Sparpreisticket möglicherweise günstiger.

3. Wann lohnt sich eine Bahncard?

Bahncards für junge Reisende und für Senioren, auf Probe oder ermäßigt: Auch bei den Rabattkarten der Bahn ist es nicht ganz einfach, den Überblick zu behalten - und vor allem das passende Angebot zu identifizieren.

Am häufigsten genutzt wird die Bahncard 25. Sie kostet in der 2. Klasse 56,90 Euro im Jahr, in der 1. Klasse sind es 115 Euro. Dafür bekommt man einen Rabatt von 25 Prozent auf Flex- und Spar- sowie Supersparpreise. Wird die Bahncard nicht rechtzeitig gekündigt, verlängert sie sich automatisch um ein weiteres Jahr.

Ab wie viel Fahrten sie sich lohnt, hängt davon ab, mit welchem Ticket man unterwegs ist: Zum Flexpreis kostet eine Fahrt von München nach Hamburg und zurück 287,20 Euro, mit Bahncard 25 sind es noch 215,40 Euro - damit hat sie sich schon ab der ersten Reise amortisiert. Schafft man es hingegen, jedes Mal ein Supersparpreis-Ticket für sparsame 35,80 Euro zu ergattern, muss man dafür, so ermittelt es der Bahncard-Rechner, mindestens sieben Mal gen Norden und wieder zurück fahren.

Für Gelegenheitsfahrer ist die Probe-Bahncard 25 interessant: Sie gilt drei Monate, kostet 17,90 Euro und rechnet sich oft schon bei einer Fahrt. Aber Achtung: Sie muss spätestens sechs Wochen vor Ablauf gekündigt werden, sonst wird daraus ein Jahres-Bahncard-Abo.

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Zur Probe und als Jahresabo gibt es analog auch die Bahncard 50 und die Bahncard 100. Mit Letzterer hat man in ganz Deutschland freie Fahrt, das allerdings hat seinen Preis, nämlich in der 2. Klasse 4144 Euro für ein Jahr und 999 Euro für drei Monate. Der Name der Bahncard 50 für 234 Euro für ein Jahr in der 2. Klasse (drei Monate: 72,90 Euro) ist etwas irreführend: 50 Prozent Nachlass bekommt man damit nämlich nur auf Flexpreise, bei den Sparpreisen sind es lediglich 25 Prozent. Ermäßigte Bahncards gibt es für Senioren und junge Leute bis 26 Jahren.

Zum nächsten Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2022 steigen die Preise. Die Bahncard 25 für die zweite Klasse beispielsweise kostet dann 59,90 Euro, die Bahncard 50 liegt bei 244 Euro. Bei den Probe- und den Jugend-Bahncards ändert sich nichts.

Extra-Tipp: Die Probe-Bahncard darf man nicht nur einmalig ausprobieren, sondern beliebig oft hintereinander bestellen. Das kann interessant sein, wenn man nur zwei- oder dreimal im Jahr auf längerer Strecke unterwegs ist und sich die Jahres-Bahncard nicht rechnet.

4. Sollte man reservieren?

Auch die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg musste diese Erfahrung schon machen: Ist der Zug voll, bleibt nur der staubige Fußboden. Verhindern lässt sich das mit einer Reservierung. Sie kostet in der 2. Klasse 4,50 Euro pro Strecke, unabhängig davon, wie weit man fährt und wie viele Züge man dabei nutzt. In der 1. Klasse ist sie im Fahrpreis enthalten, auch bei den Sparpreisen. Maximal fünf Plätze für die ganze Familie reserviert man für neun Euro - Familie bedeutet dabei, dass maximal zwei Erwachsene und mindestens ein Kind bis 14 Jahre gemeinsam unterwegs sind.

Bei der Entscheidung, ob eine Reservierung überhaupt sinnvoll ist, helfen kleine graue Männchen in der Fahrplanauskunft im Web oder in der App: Die Symbole verdeutlich, wie voll der Zug voraussichtlich wird. Die Auslastung wird nur für vier Wochen im Voraus angezeigt. Wer erst in einigen Monaten reist, kann mit der Reservierung auch noch warten, sie kann unabhängig vom Ticketkauf vorgenommen werden.

Extra-Tipp: In jedem ICE gibt es einen Bereich für "Bahn Comfort"-Kunden. Auch ohne den Vielfahrer-Status darf man die Plätze nutzen, solange kein Fahrgast darauf berechtigt Anspruch erhebt. Klappt das nicht, hilft manchmal einfach Geduld. Wird ein Platz als reserviert angezeigt, bleibt aber frei, darf man ihn nach 15 Minuten belegen: Dann erlischt die Reservierung.

5. Wie können Familien sparen?

Gerade für Familien ist die Bahn interessant. Nicht nur, weil man nicht selbst fahren muss, sondern sich voll und ganz um die Kleinen kümmern kann. Auch mit Blick auf die Kosten lohnt sich der Zug: Denn bis sie 14 Jahre alt sind, zahlen Kinder nichts, sofern eine mindestens 15 Jahre alte Begleitperson dabei ist. Kinder unter sechs Jahren brauchen überhaupt keinen Fahrschein, danach müssen sie auf dem Ticket der Begleitperson eingetragen sein. Die Verwandtschaftsverhältnisse spielen keine Rolle: Die kleine Schwester fährt mit dem großen Bruder, die Patentante mit dem Patenkind, und dessen Freund darf auch noch mit. Maximal vier Kinder pro Erwachsenenfahrschein dürfen es sein.

Extra-Tipp: Die Kinder sind schon allein unterwegs? Sechs- bis 14-Jährige zahlen die Hälfte des Erwachsenenpreises, danach ist der volle Preis fällig. 25 Prozent Rabatt gibt es mit der Jugend-Bahncard. Was sie besonders interessant macht: Im Unterschied zur Bahncard für Erwachsene zahlt man dafür nicht jährlich, sondern nur einmalig 9,50 Euro und kann sie bis einen Tag vor dem 19. Geburtstag nutzen.

6. Was gilt bei Reisen ins Ausland?

Auch Auslandsverbindungen können über die Internetseite der Bahn gebucht werden, auch hier gibt es ein Kontingent an günstigen Tickets, nämlich den Supersparpreis und den Sparpreis Europa ab 18,90 Euro. Dafür kommt man zum Beispiel von Stuttgart nach Zürich, von München nach Bozen oder von Dortmund nach Amsterdam. Einen Bahncard-Rabatt gibt es allerdings nur für den deutschen Streckenanteil.

Extra-Tipp: Die Billig-Tickets sind schon weg oder bei der Verbindungsabfrage erscheint die Meldung "Preisauskunft nicht möglich"? Dann kann ein Blick auf das Buchungsportal der jeweiligen Bahngesellschaft im Ausland lohnen: Manchmal ist die Fahrt dort günstiger, buchen kann man teilweise sogar auf Deutsch. Auch auf den privaten Plattformen thetrainline.com und omio.com kann man Preise vergleichen und Tickets kaufen.

7. Gibt es Geld zurück, wenn der Zug verspätet war?

Verspätete und ausgefallene Züge sind ärgerlich. Aber immerhin eröffnen sie die Möglichkeit, die Reise im Nachhinein noch etwas billiger zu gestalten. Denn Fahrgäste haben einen Anspruch auf Entschädigung. Gezahlt wird ab einer Verspätung von 60 Minuten: Dann muss die Bahn 25 Prozent des Fahrpreises erstatten. Bei zwei Stunden Verspätung sind es 50 Prozent. Das gilt jeweils für die einfache Fahrt, bei einem Ticket für Hin- und Rückweg zählt also nur die Hälfte des Gesamtpreises.

Bei einer Verzögerung von mehr als 60 Minuten darf man das Ticket auch zurückgeben und bekommt das Geld zurück, ebenso wenn man frustriert zum Ausgangsbahnhof zurückgekehrt ist. Beantragt wird die Entschädigung entweder mit Hilfe des Fahrgastrechte-Formulars oder online über das Kundenkonto auf der Webseite der Bahn, alternativ über die DB-Navigator-App.

Noch wird die Entschädigung unabhängig von der Ursache der Verspätung gezahlt: Ob ein Unwetter tobte, die Lokführer streikten oder eine Herde Schafe auf den Gleisen stand, spielt keine Rolle. Das allerdings könnte sich vom Jahr 2024 an ändern. Dann dürfen sich, so die Pläne der Mitgliedsstaaten und des EU-Parlaments, nicht mehr nur Fluggesellschaften, sondern auch Bahnunternehmen auf "höhere Gewalt" berufen - und der Fahrgast geht leer aus.

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