Deutsche Bahn:Welche Änderungen der neue Fahrplan bringt

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Die ICEs der Bahn sind auf einigen wichtigen Strecken von 11. Dezember an häufiger und zum Teil auch schneller unterwegs. (Foto: Christoph Soeder/dpa-tmn)

Auf wichtigen Bahnstrecken geht es künftig schneller. Doch das hat seinen Preis. Für wen Bahnfahren teurer wird und wie Kurzentschlossene noch sparen können.

Von Eva Dignös

Kurz vor Weihnachten beschert die Bahn auch in diesem Jahr ihren Kunden einen neuen Fahrplan. Am 11. Dezember tritt er in Kraft. Die wichtigsten Änderungen im Überblick.

Welche Verbindungen sind neu im Angebot?

Schneller von Stuttgart nach München

Eine neue Schnellfahrstrecke, Teil des umstrittenen Projekts Stuttgart 21, verkürzt die Fahrzeit zwischen den beiden süddeutschen Landeshauptstädten um 15 Minuten auf weniger als zwei Stunden. 20 Verbindungen kommen auf der Strecke dazu, es sind dann insgesamt 90. Allerdings sind nicht alle Züge so flott unterwegs. Auch wer zwischen Bayern und Nordrhein-Westfalen unterwegs ist, kann sich freuen: Die Fahrt von Köln nach München dauert nun im besten Fall vier Stunden und 15 Minuten und damit eine Viertelstunde weniger als bislang.

Aus dem Norden zum Frankfurter Flughafen

Die ICE-Linie von Basel über den Frankfurter Flughafen nach Dortmund wird bis Hamburg verlängert, mit Stopps unter anderem in Münster, Osnabrück und Bremen. Fahren werden dort die langen ICE 4 mit mehr als 900 Plätzen.

Täglicher Sprinter von Hamburg nach Köln

Statt nur am Freitag und Sonntag wird die schnelle Verbindung mit wenigen Stopps nun täglich angeboten, drei Stunden und 45 Minuten dauert die Fahrt. Außerdem geht es von Köln aus nun täglich und nicht mehr nur im Sommer direkt nach Westerland auf Sylt.

Häufiger ins Ausland

Zwischen Stuttgart und Zürich gibt es eine zusätzliche Direktverbindung, im Oktober 2023 soll das Angebot dann von acht auf 13 Direktzüge ausgebaut werden. Von März 2023 an ist ein weiteres Zugpaar zwischen Berlin und Warschau unterwegs, und Reisende sind zehn Minuten schneller am Ziel. Interessant insbesondere für norddeutsche Skifahrer: Der durchgehende ICE, der im Winter samstags von Hamburg nach Landeck fährt, wird bis St. Anton am Arlberg verlängert.

In der Nacht

Nach wie vor ist es nicht die Deutsche Bahn, die für ein wachsendes Netz an Nachtzuglinien sorgt. So wird die neue Verbindung von Zürich über Frankfurt am Main nach Prag von der tschechischen Staatsbahn bedient. Die österreichische ÖBB verlängert den Nachtzug von Venedig nach München bis Stuttgart.

Wie entwickeln sich die Ticketpreise?

Bahnfahren wird für diejenigen teurer, die ohnehin schon am meisten bezahlen: Die Preise für Flextickets ohne Zugbindung steigen um 6,9 Prozent. Bei den Superspar- und Sparpreisen ändert sich nichts, man bekommt sie weiterhin ab 17,90 Euro. Junge Menschen unter 27 Jahren reisen ab 12,90 Euro.

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Die Preise für die Bahncards steigen ebenfalls. So kostet beispielsweise eine Bahncard 25 künftig 59,90 Euro und damit drei Euro mehr. Für eine Bahncard 50 müssen 244 Euro und damit zehn Euro mehr bezahlt werden. Die Preise für die Probebahncards bleiben unverändert und beginnen bei 17,90 Euro. Sie sind drei Monate gültig und lohnen sich manchmal schon für eine Fahrt. Man darf nur nicht vergessen, sie rechtzeitig wieder zu kündigen. Auch bei der Jugendbahncard für Sechs- bis 18-Jährige ändert sich nichts: Sie kostet einmalig 9,50 Euro. Die Preise für Platzreservierungen und Fahrradtickets bleiben ebenfalls stabil - sie waren im Sommer schon angehoben worden. Für Kurzentschlossene: Wer sein Ticket bis 10. Dezember kauft, fährt zu den alten Preisen. Das gilt auch für die Bahncard.

Im Testbetrieb freigeschaltet ist eine neue Buchungsplattform, aufzurufen unter next.bahn.de oder als App Next DB Navigator. Sie soll intuitiver zu bedienen sein, mehr Echtzeitdaten bieten und in ihren Funktionen in den nächsten Monaten noch ausgebaut werden. Die bestehenden Online-Buchungsmöglichkeiten unter bahn.de sowie in der App DB Navigator bleiben parallel in Betrieb. Tickets werden aber nur in dem System angezeigt, in dem sie gebucht wurden.

Gibt es neue Züge?

Zum Fahrplanwechsel darf der ICE 3 Neo aufs Gleis, zunächst zwischen Köln und Frankfurt sowie zwischen Dortmund und München. Auf den ersten Blick unterscheidet er sich kaum vom Vorgänger ICE 3. Die für die meisten Fahrgäste vermutlich wichtigste Neuerung steckt nahezu unsichtbar in den Fenstern: Sie sind mobilfunkdurchlässig, für einen besseren Empfang im Zug.

So sieht die 1. Klasse im neuen ICE-Modell aus. Im gesamten Zug soll der Handyempfang künftig stabiler sein. (Foto: Frank Rumpenhorst/picture alliance/dpa)

Steckdosen gibt es an allen Plätzen und fürs Tablet in der Rückenlehne des Vordersitzes eine Halterung. Der neue Hochgeschwindigkeitszug hat 439 Sitzplätze, kann acht Fahrräder transportieren und schafft bis zu 320 km/h. Für eine einfachere Wartung sollen einzelne Bauteile schneller ausgetauscht und repariert werden können - auch die Kaffeemaschine im Bistro.

Gut erhaltene Gebrauchte sind künftig zwischen Stuttgart und Zürich unterwegs: Dort fahren Doppelstockzüge, die von der österreichischen Westbahn übernommen wurden.

Wie geht es mit der Maskenpflicht weiter?

Während in einigen Bundesländern, darunter Bayern, die Maskenpflicht in Bussen, Bahnen und Regionalzügen aufgehoben wird, bleibt der Virenschutz über Mund und Nase in den Fernzügen vorerst Pflicht. Vorgeschrieben ist eine FFP2-Maske, Kinder bis 14 Jahren und Bahn-Mitarbeiter dürfen eine medizinische Maske tragen. Festgelegt ist das in der aktuellen Fassung des Infektionsschutzgesetzes, das bis 7. April 2023 befristet ist.

Wie sieht es mit der Pünktlichkeit aus?

Nach wie vor kommen viele Züge zu spät an. Im Fernverkehr waren im Oktober gerade einmal knapp zwei Drittel der ICEs und ICs pünktlich - was laut Bahn-Definition bedeutet, dass sie den Bahnhof maximal fünf Minuten später als geplant erreichten. Verantwortlich dafür sei das überalterte Schienennetz, heißt es bei der Bahn. Man gibt sich zerknirscht: Der für die Infrastruktur zuständige Konzernvorstand Berthold Huber bezeichnete die häufigen Verspätungen unlängst als "inakzeptabel". Schnelle Abhilfe kann er aber nicht versprechen. Die Bahn habe zu wenig Netz für zu viel Verkehr, die Störanfälligkeit werde immer größer. Oberste Priorität müsse die Sanierung und Kapazitätserweiterung haben.

Die dafür notwendigen Baustellen sorgen für zusätzliche Verzögerungen auf den Gleisen. So müssen beispielsweise zwischen Fulda und Kassel sowie zwischen Berlin und Dresden über mehrere Wochen Verbindungen aus dem Angebot genommen werden. Im neuen Fahrplan ist das schon eingeplant.

Fahren an den Weihnachtstagen mehr Züge?

Etwa 80 Sonderzüge will die Bahn während der Weihnachtszeit auf stark nachgefragten Verbindungen einsetzen. Das entspricht 40 000 zusätzlichen Sitzplätzen. Buchungen sind bereits jetzt möglich.

Am Weihnachtswochenende dürfte es trotzdem voll werden. Die Chancen, an derart beliebten Reisetagen ein Sparpreisticket zu ergattern, sind gering. Günstiger fährt, wer schon ein, zwei Tage früher auf Reisen gehen kann. Längere Umsteigezeiten reduzieren das Risiko, wegen einer nicht unwahrscheinlichen Verspätung den Anschluss zu verpassen. Wie viel Zeit für den Zugwechsel mindestens bleiben soll, lässt sich in der Verbindungssuche und in der Navigator-App in den Optionen einstellen. Oder man plant gleich einen längeren Zwischenstopp ein, fürs Last-Minute-Weihnachtsshopping.

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Von Stefan Fischer und Irene Helmes (Text) und Sarah Unterhitzenberger (Grafik)

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