Süddeutsche Zeitung

Baabe auf Rügen:Der Himmel für Allergiker

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Der Rügener Ort Baabe hat sich speziell auf die Bedürfnisse von Urlaubern mit Allergien eingerichtet und wurde dafür mit einem Gütesiegel belohnt. Uta Donner von der Kurverwaltung erklärt das Konzept.

Philipp Jedicke

Die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF) hat das gesamte Ostseebad Baabe auf Rügen für allergikerfreundlich erklärt - das gab es noch nie. Ferienhäuser, Hotels, Restaurants und Geschäfte haben sich in dem Ort auf Allergiker eingestellt: Der Bäcker verkauft ei- und nussfreie Backwaren, Hotelbetten sind mit milbendichten Bezügen ausgestattet.

Uta Donner, 35, ist Marketingleiterin der Kurverwaltung und erklärt die reizarme Atmosphäre an der Ostsee.

SZ: Frau Donner, wird Baabe jetzt ein Krankendorf?

Uta Donner: Ganz und gar nicht. Wir sprechen nur bestimmte Gruppen an: Leute mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Milben- und Haustierallergien. Heutzutage ist fast jeder dritte Deutsche von einer Allergie geplagt. Und es werden immer mehr. Ich denke, die Leute begrüßen es, dass jemand etwas dagegen tut.

SZ: Sind viele Baabener selbst allergisch?

Donner: Bei uns in der Kurverwaltung kein Einziger. Das hat für unsere Aktionen im Ort auch keine Rolle gespielt.

SZ: Was waren das für Aktionen? Haben Sie alle Haustiere weggesperrt?

Donner: Nein, bei uns gibt es genauso viele Hunde und Katzen wie anderswo auch - aber eben nicht in den als allergikerfreundlich deklarierten Hotels.

SZ: Und was unternehmen Sie gegen Pollenflug? Fällen Sie jetzt Birken?

Donner: Das wäre natürlich Quatsch. Selbst, wenn wir keine Bäume hätten, könnten wir Pollen aus den Nachbarorten nicht vor der Gemeindegrenze abfangen. Zu Hause leben Allergiker ja auch nicht im luftleeren Raum. Unsere Luft ist von vornherein unbelastet, da der Wind zu 90 Prozent vom Meer kommt.

SZ: Aber woher kommen die Nahrungsmittel?

Donner: Der Supermarkt musste sich gar nicht umstellen. Teils war das Zufall, teils lag das an der bereits vorhandenen Nachfrage, zum Beispiel nach nussfreien Müslis oder milchfreiem Speiseeis.

SZ: Und Leute, die gerne mal eine Nussschnecke essen? Müssen die jetzt ins Nachbardorf fahren?

Donner: Auf keinen Fall. Unser Bäcker backt sowohl Schnecken mit Nüssen als auch welche ohne. Dafür hat er zwei verschiedene Backbleche.

SZ: Also gibt es für Nicht-Allergiker gar keine Einschränkungen in Baabe?

Donner: Nein. Außerdem mochten sich nicht alle Ferienhausbesitzer und Restaurants an der Aktion beteiligen, viele wollen zum Beispiel weiter Haustiere erlauben. Wir sehen uns nach wie vor als Badeort wie jeder andere, nur mit dem Plus der Allergikerfreundlichkeit.

SZ: Macht Ihr Beispiel jetzt Schule?

Donner: Bisher noch nicht, aber das wäre toll. Stellen Sie sich vor: Ganz Rügen als allergikerfreundliche Insel! Schließlich bezeichnet sich Mecklenburg-Vorpommern als Gesundheitsland.

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