Ausflug in die Provence:Zum Sterben schön

Fast jede Ecke ein Postkartenmotiv, niemand denkt an Mord und Totschlag. Oder? Unterwegs mit Krimi-Autorin Sophie Bonnet im Luberon.

Von Katja Schnitzler

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(Foto: Katja Schnitzler)

Es gibt Dörfer im Luberon, die man von allen Seiten für eine Provence-Werbung fotografieren könnte: Mit kleinen Cafés auf passend kleinen Plätzen, mit Steinmauern, die nahtlos in Hausmauern übergehen, an denen Blüten ranken und duftende Kräuter gedeihen. Und das nur eine Autostunde von Marseille und der Küste entfernt. Ein Idyll unter einem vom Mistral wolkenlos geblasenen Himmel, der keine finsteren Gedanken zulässt, jedenfalls nicht bei normalen Reisenden. Sophie Bonnet hingegen denkt an Mord, manchmal auch an Totschlag. Eigentlich heißt die Hamburger Autorin Heike Koschyk, doch für ihre Provence-Krimis legte sie sich ein Pseudonym zu, das besser zu ihrem Ermittler Pierre Durand passt: Er genießt sein Leben als Polizist in Frankreich, auch wenn nebenbei ein Fall zu lösen ist - dabei isst er gerne, sehr gerne. Mindestens einmal im Jahr ist Sophie Bonnet auf Recherchereise in der Provence. SZ.de begleitete sie nach Gordes, das die Vorlage für ihren Romanort Sainte-Valérie war, erkundet das nahe Goult, in dem hinter einer alten Mühle ein kleines Paradies zu entdecken ist, sowie Ménerbes - ein Ort, den seine Bekanntheit verändert hat.

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(Foto: Katja Schnitzler)

Spaziert man mit Sophie Bonnet (links im Bild) durch ihren provenzalischen Lieblingsort Gordes, der mit seinem sandfarbenen Grundton bunte Türen zur Geltung bringt und kleine Blüten in Szene setzt, bleibt die Autorin alle paar Meter stehen, die Kamera griffbereit, um Details für das nächste Buch festzuhalten. Die flachen Stufen in der Mitte der Gasse sind eigentlich nicht dafür gedacht, Fußgängern den steilen Weg zu erleichtern: Auf ihnen zogen einst Esel schwere Karren den Berg hinauf, und sowohl die Tiere als auch ihre Treiber hätten wohl auf die besondere Hanglage verzichten können. Doch auch diese hat dazu beigetragen, dass sich Gordes zu den plus beaux villages de France, den schönsten Dörfern Frankreichs, zählen darf. So ein Idyll wie hier in der Rue du Belvédère könnte eine Krimiautorin dazu verleiten, die schöne Fassade in ihren Büchern zu zerstören - doch Sophie Bonnet kratzt höchstens daran, zu sehr ist sie von der Provence begeistert. Ein Gefühl, das sie weitergeben will: In ihren Büchern wird es "einmal kurz heftig", doch ihr Ziel ist es, die Leser nach der Lösung des Falls glücklich zu entlassen, "und nicht trübsinnig an der Welt zweifelnd".

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(Foto: Katja Schnitzler)

Dies bedeutet allerdings nicht, dass Bonnet auf die Thematisierung aktueller Probleme verzichtet - etwa der Bankrott von Kleinbauern oder die Angst von Viehbesitzern, die um ihre Schafe fürchten, da Wölfe in abgelegenen Regionen der Provence wieder heimisch sind. Ganz nah an der Realität bleibt die Autorin auch, wenn es um die Vorlage für den Wohnort ihres Polizeichefs geht: In dem fiktiven Dorf Sainte-Valérie, das auf einem fiktiven Berg hinter Gordes verortet ist, haben Bonnets Romanfiguren eine ebenso schöne Sicht auf die lang gezogenen Bergketten des Kleinen und Großen Luberon, hinab ins Tal auf Olivenhaine, Weinreben und den Fluss Calavon. Diese Aussichtsterrasse unterhalb der Rue du Belvédère hat Sophie Bonnet einfach nach Sainte-Valérie verlegt. "Bei einem erfundenen Dorf fühlt sich kein Bürgermeister auf den Schlips getreten und niemand beschwert sich, dass eine Klingel links statt rechts neben der Haustür ist", erklärt die Autorin. Neben der gestalterischen Freiheit habe sie zudem gesehen, was es für einen Ort bedeuten kann, sollte das Werk weltweit bekannt werden: wie Peter Mayles "Mein Jahr in der Provence". Der Brite hatte den Fehler gemacht, sein eigenes Wohnhaus in Ménerbes zu beschreiben und dabei nicht nur sein Heim, sondern den ganzen Ort zum Touristenziel gemacht. "Die meisten Häuser gehören dort nun Amerikanern, die vielleicht zwei Wochen im Jahr da sind", erzählt Sophie Bonnet. Mayle floh in die USA, bevor es ihn doch wieder in die Provence zog, nach Lourmarin - die neue Adresse dort hielt er geheim.

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(Foto: Katja Schnitzler)

Doch auch wenn es kein Romanschauplatz ist, hat das mittelalterliche Gordes mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie Ménerbes auf der anderen Talseite. Die ungewöhnlich hohen Häusern im alten Kern innerhalb der zwei Stadtmauern sind oft nur noch Zweitwohnsitz. Die Wohnhäuser haben wegen der Hanglage auf der einen Seite bisweilen sechs Stockwerke, auf der anderen sind sie nur halb so hoch. Auf diese Lage müssten die meisten Einheimischen verzichten und auf Siedlungen ringsum ausweichen, die sie sich noch leisten könnten, berichtet Stadtführer Baptiste. Das Alltagsleben werde in Gordes noch von der Schule und dem Krankenhaus aufrecht erhalten, "und im Sommer haben wir hier viele Feste". So bleiben Touristen nicht unter sich, wenn sie abends zum Platz vor dem Schloss zurückkehren. Vor dem "Le Renaissance" stößt man entspannt auf den Sonnenuntergang an. Davor plätschert ein Brunnen aus dem Jahr 1342, der lange die einzige Wasserstelle auf dem Hügel war, der zu den Monts de Vaucluse gehört. Der Ort liegt auf dem Weg nach Santiago de Compostela, für Pilger war einst eine Herberge gleich neben einem der Stadttore eingerichtet. Auch Künstler zog das besondere Licht im Luberon an, ebenso die Abgeschiedenheit: Der Maler Marc Chagall fand hier Zuflucht vor den Nationalsozialisten.

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(Foto: Katja Schnitzler)

So schön die Lage auf dem Hügel ist, kommt eine Stärkung nach dem Auf und Ab recht: Rings um das Schloss sind neben dem Restaurant kleine Cafés. Oder man geht ein paar Schritte zurück auf der Rue de l'Église zur Bäckerei und Patisserie Rose & Thierry Cayrol, die in ihrem kleinen Laden typisch provenzalische Köstlichkeiten bieten. Auch Protagonist Pierre Durand ist stets bereit, sich vor, während und nach den Ermittlungen kulinarisch zu stärken - kein Wunder, entspricht dies nicht nur der tatsächlichen Grundhaltung in der Provence, sondern auch der Leidenschaft von Hobbyköchin Bonnet.

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(Foto: Katja Schnitzler)

Weit unterhalb von Schloss und Bäcker wurde einst in und zwischen den Steinhäusern Handel getrieben, auch gewisse Dienstleistungen waren im Angebot, wovon der Straßenname "Rue Pavee d'Amour" zeugt. Heute ist das einst heiße Pflaster nur noch von der Sonne aufgeheizt; ruhig geht es in den Gässchen zu, deren Steine bei Regen und im Winter zu Rutschbahnen werden können. Auch die Mittagshitze strahlen sie wieder ab, so dass ein Besuch in kühleren Stunden oder zu milderen Jahreszeiten das Vergnügen steigert. Und dann auch kuriose Kleinigkeiten gewürdigt werden können in diesem Dorf am Fels: An einigen Ecken werden ihm winzige Vorgärtchen abgetrotzt, über denen Gartenzwerge wachen.

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(Foto: Katja Schnitzler)

Wer keinen kundigen Stadtführer hat, wird sich über die merkwürdigen Einkerbungen im Fels wundern: Die Form verrät des Rätsels Lösung. Hier passten genau die Holzbalken für Dachgiebel früherer Häuser hinein, so dass sie an der Rückwand einen natürlichen, festen Halt hatten. Spuren aus der Vergangenheit, die die Fantasie beflügeln: Die größere Höhlen im Fels böten sich als finstere Tatorte an, von einem Verbrechen würden die Menschen in den Anwesen darüber nichts mitbekommen.

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(Foto: Katja Schnitzler)

Der zweite Ort auf der Krimi-Recherchereise, das zehn Kilometer südöstlich von Gordes gelegene Goult, kann zwar nicht mit historischem Pflaster aufwarten: Über den Asphalt flitzen stattdessen immer wieder Rennradler. Doch wer nicht gerade seine persönliche Tour de France meistert, spaziert in weniger als Schrittgeschwindigkeit durch den kleinen Ort.

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(Foto: Katja Schnitzler)

Denn an jeder Ecke zweigt eine noch schöneres Gässchen ab; kaum eines verläuft gerade, so dass die berankten Fassaden noch besser zur Geltung kommen. Am späten Nachmittag sitzen die Einheimischen an der Rue de la République an den kleinen Tischen vor dem Café de la Poste und wundern sich, weshalb Urlauber auf Rennrädern vorbeistrampeln oder in Wandersachen heranstiefeln, wenn sie doch ihrem Vorbild folgen könnten und provenzalisch entspannt genießen, bei Kaffee oder Pastis. Auch in Sophie Bonnets Krimis sucht Polizist Durand oft zunächst den Ort auf, wo Einwohner beieinander sitzen und sich mehr oder weniger bereitwillig über Stimmungen und Feindschaften im Dorf ausfragen lassen.

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(Foto: Katja Schnitzler)

Einige Meter weiter bergauf eröffnet ein schmales Fenster einen Blick auf die Theke der Fromagerie Léa, in der es auch alles gibt, was zum Käse schmeckt, von Wein bis Trüffel-Spezialitäten. So könnte auch das Delikatessengeschäft aussehen, das im Krimi die Lebensgefährtin von Pierre Durand führt. In der Realität und im Buch werden Köstlichkeiten feilgeboten, die aus einer schlichten Brotzeit etwas Besonderes machen, für das sich Franzosen hier gerne Zeit nehmen.

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(Foto: Katja Schnitzler)

Auch bei den Fassaden sind es die kleinen, liebevollen Details, die das Bild abrunden: Türen und Fenster bleiben im weißen Rahmen, eine Madonnenfigur steht schützend über dem Eingang und selbst das Parken-Verboten-Schild ist klein genug, um die Harmonie nicht zu stören.

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(Foto: Katja Schnitzler)

Schließlich doch am höchsten Punkt des ebenfalls auf einem Hügel gelegenen Goult angekommen, ragt eine Windmühle empor, die Don Quijote in Aufregung versetzt hätte. Sie ist nicht nur imposant, sondern trägt auch einen beeindruckenden Namen: Moulin de Jérusalem. Hier wurde vom 17. bis Anfang des 20. Jahrhunderts Mehl abgefüllt. Danach war hier einige Jahrzehnte lang eine Unterrichtsstätte für angehende Astronomen, bis die Gemeinde die Mühle kaufte und 1999 restaurierte. Der Name könnte - so formuliert es die Verwaltung zurückhaltend - möglicherweise daran erinnern, dass einige Herren von Goult auch auf Kreuzzug in Jerusalem waren. Vielleicht auch nicht. Irreführend ist auf jeden Fall nebenan der Zugang zur mittelalterlichen Festung mit der sogenannten "Zugbrücke", die nie existierte: Auf diesem Podium tagte vielmehr der Rat an jedem 1. Januar. (Hier finden Sie weitere Informationen und Tipps für einen Rundgang durch Goult.) Wer aber in die andere Richtung und um die Mühle herumgeht, sich vom Sackgassen-Schild nicht abschrecken lässt und einem staubigen Feldweg folgt bis er denkt, jetzt kommt nichts mehr - der landet in einem provenzalischen Paradies.

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(Foto: Katja Schnitzler)

Vor einem Landhaus mit bodentiefen Fenstern ist ein Garten angelegt, in dem Olivenbäume Schatten spenden, Kräuter neben Blumen wachsen und man die Wahl hat zwischen sonnigen und schattigen Freisitzen mit Blick ins Tal. Die Katzen des Hauses streichen herum, ebenso unentschieden, welches wohl der schönste Platz in diesem Garten zum Verweilen ist. Mit etwas Glück ist gerade die "Nonna" zu Besuch, die venezianische Mutter der Hausherrin Giuseppina Mabilia. Voller Freude erklärt die alte Dame in extra langsamen Italienisch, welche Kräuter wann zu ernten sind und wie sehr sie das Rauschen des großen Baumes am Haus an einen Wald erinnert.

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(Foto: Katja Schnitzler)

Über diesen Garten Eden wacht ihre Tochter, ebenfalls Italienerin, die auf Englisch provenzalische Kochkurse gibt und hier B&B-Ferienzimmer vermietet: Giuseppina Mabilia kocht sehr intuitiv in ihrer großen Küche mit glänzenden Kupfertöpfen, erklärt wird nebenbei und das Ergebnis bei gutem Wetter auf der Terrasse an der langen Tafel serviert, die mit frischen Blumen und Geschirr geschmückt ist und die Gäste zu Mitwirkenden im eigenen Provencefilm macht. Wird es nach Sonnenuntergang noch kühl, trägt die "Nonna" alle ihre Strickjacken heran, damit kein Gast friert.

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(Foto: Katja Schnitzler)

Weitaus geschäftiger geht es südlich auf der anderen Talseite in Ménerbes zu, dem Paradies, aus dem sich Autor Peter Mayle selbst vertrieben hatte. Seit dem Erscheinen seine Buches Anfang der 1990er Jahre wurde aus dem verträumten Dorf ein optimiertes Fernwehziel: Heute sind die Läden auf schnellen Verkauf ausgerichtet, der Straßenbelag absatzschonend glatt gepflastert, auch Immobilienbüros fallen auf - im Luberon zu wohnen ist noch immer ein Traum, wenn auch inzwischen ein oftmals unerschwinglicher. Jedenfalls wenn man nach kleinen oder größeren Wohnsitzen á la Goult sucht. Ein Ausflug nach Ménerbes lohnt sich dennoch, nicht nur wegen der reichen Bürgerhäuser aus dem 18. Jahrhundert und dem Rathaus mit dem schmiedeeisernen Glockenturm - einer Besonderheit in der Provence: Wie in einem großen Vogelkäfig sitzt die Glocke weithin sichtbar, ungeschützt vor dem Wind, aber als Aushängeschild der Schmiedekunst des jeweiligen Ortes.

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(Foto: Katja Schnitzler)

Ménerbes und die Umgebung sind zudem bekannt für "schwarze Diamanten", wie es der Chef im "Haus der Trüffeln und des Weins" (Maison de la Truffe et du Vin du Luberon, Place de l'Horloge) beschreibt. Pierre Martres (links im Bild) hat neben dem Rathaus - wiederum am höchsten Punkt des Ortes, seit jeher eine der begehrtesten Lagen in dieser hügeligen Gegend - in dem Herrschaftsanwesen aus dem 17. Jahrhundert einen Genussort eingerichtet: Im Keller werden Weine aus der Region verkostet, im Restaurant Gerichte mit Trüffeln serviert. Da verdrängt man lieber, dass Sophie Bonnet eines ihrer Mordopfer in einem großen Weintank ertrinken ließ, passend zum Rezept von Coq au vin. Ist das Wetter gut, wird im Hof mit Blick auf die Hügel gegessen. Die heute kostbare Zutat galt im Mittelalter noch als diabolisches Aphrodisiakum; in fast ganz Frankreich waren Trüffeln verpönt - nur im Vaucluse wurden sie für die Päpste in Avignon kultiviert. Schließlich waren diese damals weitaus weniger päpstlich als der Papst heute. Wer sich etwas von den inzwischen höchstens noch sündhaft teuren Trüffeln mitnehmen will, findet eine Auswahl im Verkaufsraum.

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(Foto: Katja Schnitzler)

Hobbyköche versuchen dann, zuhause etwa diesen Nachtisch zuzubereiten, eine Spezialität von Pierre Martres: warme Apfelscheiben in Karamell mit Trüffeln. Es schmeckt so gut und intensiv, wie es aussieht. Ein schöner Schlusspunkt nach einem Essen quer durchs Trüffel-Menü zum Beispiel mit Spargel, schwarzer Trüffel und Lammschinken oder getrüffeltem Perlhuhn. Wer eine einfachere Zutat der provenzalischen Küche verkosten möchte, lässt Ménerbes hinter sich und fährt eine halbe Stunde lang in Richtung Südwesten an Lourmarin vorbei nach Cucuron und durchquert den Ort mit seinem langen, rechteckigen Löschwasserteich. Dieser wird am Place de l'Étang von hohen Platanen beschattet und wirkt wie vom Architekten angelegt. Vielleicht macht man auch hier nochmal Rast, denn neben der niedrigen "Teichmauer" haben Cafés Tische und Stühle aufgestellt. Im Luberon sind übrigens auffallend viele Autos an den Seiten voller Kratzer und Schrammen - kein Wunder, biegen die Fahrer doch so optimistisch wie schwungvoll selbst um die schärfesten Kurven und in die kleinsten Gässchen, die kaum Platz für ein Auto lassen, geschweige denn für zwei.

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(Foto: Katja Schnitzler)

Entsprechend vorsichtig folgt man als pessimistischer Ausländer der Straße Chemin de Galon, bis auf der linken Straßenseite ein plantagengleicher Zugangsweg mit zwei weißen Säulen zur Olivenmühle "Oliversion" abzweigt. Zwischen langen Reihen silberblättriger Olivenbäumen steht ein kleines Haus samt niedriger Produktionshalle, in dem Besitzer Frédéric Ratto nicht nur sein Olivenöl abfüllt, sondern auch verkauft und vor allem kosten lässt. Als er das einstige Weingut erworben hatte, pflanzte er Ende der 1990er Jahre stattdessen Oliven an: "Ich wollte keine Trauben. Wein mag ich auf dem Tisch, aber nicht anbauen." Offenbar eine gute Entscheidung, enthusiastisch erklärt er, dass er meist auf Essig an Salat oder Gemüse verzichtet: Sein würziges Öl aus frisch geernteten grünen Oliven reiche ihm völlig aus.

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(Foto: Katja Schnitzler)

Grüne und schwarze Oliven unterscheiden sich nur im Zeitpunkt der Ernte, erklärt Ratto. Im September werden die grünen Oliven vom Baum gerüttelt und in Tüchern aufgefangen. Wartet man bis Ende November, sind die Früchte reifer, weicher - und schwarz. Allerdings: "Wird es einmal richtig kalt, sind alle Oliven schlecht, der Geschmack ist verdorben." Für höheren Ertrag müssen die Bäume zurückgeschnitten werden. Doch Ratto kürzt lieber nur die Astspitzen, schließlich müsse man die Bäume auch wachsen lassen, "sie sind ja unterschiedlich, wie Menschen!". Am gesündesten sei das Öl aus grünen Oliven, die gleich nach der Ernte gepresst wurden und nicht noch zehn Tage in dunklen Kisten nachreifen, "aber das ist den Deutschen oft zu scharf", bedauert Ratto. Das wollen die Gäste aus Deutschland nicht einfach so auf sich sitzen lassen. Erst brennt es leicht im Hals, dann kratzt es, dann wird der unterdrückte Hustenreiz übermächtig. Wahrscheinlich war es nachts auf der Terrasse von Giuseppina Mabilia in Goult nur zu kalt. Ansonsten wäre das hochwertigere, gesündere Olivenöl bestimmt auch für deutsche Kehlen kein Problem.

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(Foto: Katja Schnitzler)

Informationen Luberon heißt eigentlich eine Gebirgskette im Départment Vaucluse in der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur, allerdings wird der Begriff wegen des Regionalen Naturparks Luberon für das ganze Gebiet verwendet. Im Südwesten erheben sich die niedrigeren Hügel des Petit Luberon, im Osten geht die Gebirgskette in den Grand Luberon über. Im Tal nördlich davon fließt der Calavon, parallel dazu erheben sich die Monts de Vaucluse mit Gordes im Westen. Von Marseille oder Avignon aus ist der Luberon etwa in einer Autostunde erreichbar, so dass er auch ein Rückzugsgebiet für Städter ist. In den Hügeln treffen Wanderer auf Radfahrer, im fruchtbaren Tal werden Wein, Oliven und Lavendel angebaut. Sophie Bonnet alias Heike Koschyk hat in diesem Jahr den fünften Band ihrer Krimi-Reihe veröffentlicht: "Provenzalische Schuld - ein Fall für Pierre Durand" (Blanvalet Verlag) - und erstmals dazu das passende Kochbuch geschrieben: "Provenzalischer Genuss", (Südwest Verlag) eine kulinarische Reise durch die Vielfalt der Provence entlang der Schauplätze ihrer Krimis. Unterkunft in Gordes zum Beispiel im Hotel Les Mas des Romarins mit schönem Blick auf die Altstadt; in Goult zum Beispiel im Bed-and-Breakfast von Giuseppina Mabilia. Hinweis der Redaktion: Die Recherchereise für diesen Beitrag wurde unterstützt von Verlagen. Sie wissen alles über die Provence - wirklich? Testen Sie sich auf die Schnelle in sieben Fragen im Reisequiz.

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