Auf den Spuren von Humphrey Bogart:Diva auf dem Nil

Humphrey Bogart und Katherine Hepburn in African Queen

Humphrey Bogart und Katharine Hepburn in African Queen: Eines der Boote aus dem Film schippert jetzt den Nil herauf.

(Foto: Imago Stock&People)

Im Kinoklassiker "African Queen" schippert Humphrey Bogart durch Ostafrika. Ein findiger Unternehmer macht es ihm jetzt nach - auf dem Originalboot, wie er behauptet.

Von Alexandra Rojkov

Humphrey Bogart trägt Halbglatze und Badehose, hat eine Sonnenbrille aufgesetzt und Dreck unter den Fingernägeln. Er steht am Ufer des Nils in Uganda, und hinter ihm ist das Boot vertäut, dessen Kapitän er ist. Gebaut aus Holz, so groß wie ein Fischerkahn, nur eleganter und gepflegter. Am Bug steht der Name: African Queen.

Humphrey Bogart heißt eigentlich Gavin Fahey, kommt aus Neuseeland und ist im Hauptberuf Mechaniker. Seit Jahresbeginn versucht der 41-Jährige sich allerdings als Schauspieler. Fahey steuert ein Boot für Touristen über den Nil, nahe der Stadt Jinja. Das Boot wird beworben als die originale African Queen, jenes Boot also, in dem Humphrey Bogart und Katharine Hepburn vor rund 60 Jahren beim Dreh zum gleichnamigen Film aneinanderrückten. Belegen lässt sich das nicht, aber vieles spricht dafür, dass es sich tatsächlich um das Boot handelt, das in dem Klassiker aus dem Jahr 1951 zu sehen war. Oder zumindest um eines der Boote, die bei den Dreharbeiten verwendet worden sein sollen. Fahey zufolge hat es drei African Queens gegeben. Nur so sei es möglich gewesen, innerhalb kurzer Zeit an verschiedenen Orten zu drehen. Eines schippert heute als Touristenattraktion durch die Gewässer bei Key Largo in Florida. Eines ist verschollen. Das dritte will der neuseeländische Unternehmer Cam McLeay nun gefunden haben - über verschlungene Wege kam es in seinen Besitz.

Das Boot aus "African Queen" auf einer Tour in Key Largo

Lance Holquist ließ eine weiteres Boot aus African Queen für 60 000 US-Dollar restaurieren. Jetzt bietet er Touristentouren in Key Largo, Florida an.

(Foto: AFP)

"Etwas Besonderes" auf dem Nil

Im oscarprämierten Film kämpfen sich Bogart und Hepburn zu Beginn des Ersten Weltkriegs auf einem Dampfboot in Deutsch-Ostafrika durch Stromschnellen und Schilf, vorbei an Elefanten, Krokodilen und deutschen Kolonial-Truppen. Ihr Ziel: Ein deutsches Kanonenboot zu versenken. Natürlich verlieben sich Hepburn, die Missionarin, und Bogart, der ruppige Kapitän, am Ende. "Nun übernehme ich seinen Part", sagt Fahey und grinst.

Sein Chef, Cam McLeay, betreibt in Jinja ein Rafting-Unternehmen und eine Öko-Lodge. Lange habe er nach einem Ausflugsboot gesucht, mit dem er Touristen "etwas Besonderes" auf dem Nil bieten könne, sagt McLeay. An eine Dau hatte er gedacht, auf jeden Fall sollte es "etwas Traditionelles" sein. Nun will er solch ein Boot gefunden haben: die African Queen.

Der Ort ähnelt tatsächlich der Filmkulisse

Der Roman von Cecil Scott Forester, auf dem der Film basiert, spielt am Fluss Ulanga in Tansania. Gedreht wurde allerdings im Kongo sowie im Murchison-Falls-Nationalpark in Uganda. Der Ort, an dem das Boot nun fährt, der Nil bei Jinja, ähnelt tatsächlich der Filmkulisse. An einem schmalen Nebenarm legt das Schiff ab. Papyrus ragt ins Wasser, dahinter ist dichtes Grün. Fahey hat am Bug des Bootes Platz genommen und manövriert es durch den Kanal. Vögel flattern umher, aufgeschreckt vom lauten Tuckern und Pfeifen des Bootes, das sanft dahingleitet. Der Geruch von Rauch liegt in der Luft; Faheys Helfer schieben alle paar Minuten Holzscheite in den Kessel. Später weitet sich der Kanal, und man gleitet hinaus auf den breiten Nil. Schwarze Mohrenklaffschnäbel, die zur Familie der Störche gehören, fliegen über das Boot. "Bogart war schon ein cooler Typ", sagt Gavin Fahey. Er hat den Film mehrmals gesehen - und man merkt, dass ihm seine Rolle hier auf dem Boot gefällt.

"Was sein muss, muss eben sein"

Faheys Matrosen spannen ein Sonnendach auf. Darunter fläzen die Passagiere, einen Gin Tonic in der Hand - das Lieblingsgetränk des Film-Kapitäns Charlie Allnut. Damit alles möglichst stilecht erscheint, werden die Drinks während der Fahrt serviert, auch der Kapitän nimmt einen Schluck. "Dabei trinke ich ja eigentlich nicht", sagt Fahey. "Aber was sein muss, muss eben sein." Filmkapitän Allnut raucht und säuft, rasiert hat er sich schon lange nicht mehr. "Wenn man alleine ist, lebt man wie ein Schwein", hört man ihn sagen. Das kann Fahey sich natürlich nicht leisten, die Gäste würden einen stinkenden Kapitän nicht gutheißen. Aber zumindest raucht er während der Fahrt Kette. Auch was seine Arbeitskleidung angeht, bemüht er sich nach Kräften, seiner Rolle gerecht zu werden: Er trägt ein blau-gestreiftes Hemd, cremefarbene Bundfaltenhose, dazu eine Kapitänsmütze - wie sie Bogart im Film aufhatte. Wirklich praktisch seien die Klamotten nicht, gibt er zu. "Wenn man den ganzen Tag mit Maschinen hantiert, werden sie ziemlich schnell dreckig." Aber auch Bogarts Weste war ja nicht gerade blütenweiß.

Bevor man zu den Kalagala-Wasserfällen kommt, fließt der Nil ruhig dahin. Das Wasser ist klar und das Ufer so weit entfernt, als befände man sich auf einem See. An die Stromschnellen fährt Fahey bis auf Sichtweite heran - dann macht er kehrt. Das Tempo ist gemächlich: Knapp fünf Kilometer schafft die African Queen in der Stunde. Nicht eingerechnet sind die Pausen, wenn das Boot seinen Dienst verweigert. Trotz der aufwendigen Instandsetzung ist es manchmal eine echte Diva. Dann liegt es überhitzt auf dem Fluss, und die Crew muss erst einmal Dampf aus dem Kessel ablassen. Im Film trat Humphrey Bogart in solch einem Fall einfach gegen den Kessel. Gavin Fahey würde das nicht wagen. "Wer weiß denn schon, wie eine Dampfmaschine funktioniert", seufzt er.

Ohne Motor, tief im Schlamm, von Termiten zerfressen

Ursprünglich, so erzählt McLeay, sei das Boot in einem Nationalpark in Uganda aufgetaucht. Yank Evans, ein Ingenieur, der seit Jahrzehnten in Afrika lebt, habe es dort entdeckt, als er 1984 einen Fluss von Schilf befreite. Von dem Boot sei nur noch das rostige Gerippe übrig gewesen, es lag tief im Schlamm, ohne Motor, das Holz von Termiten zerfressen. Weil der Nationalpark nichts mit dem Wrack anzufangen wusste, verkaufte man es Evans für den symbolischen Preis von einem Dollar. Evans brachte es an den Victoriasee, wo er es gemeinsam mit seinem Sohn restaurierte. Einige Jahre bot er Touren auf dem See an, dann setzte er sich in Kenia zur Ruhe.

Das Boot nahm er mit und stellte es in seinen Garten. Zehn Jahre blieb es unbenutzt - bis der Neuseeländer McLeay auf einer Reise nach Kenia von der African Queen hörte. Der Unternehmer war sofort begeistert, doch Yank Evans ließ sich nicht so einfach überreden. "Es war eine lange Unterhaltung", erinnert sich McLeay. "Ich musste ihm versprechen, dass sein Boot in gute Hände kommt." Schließlich willigte Evans ein - und Cam McLeay brachte das Schiff an den Nil.

Dort wurde es zum zweiten Mal hergerichtet, denn fahrtüchtig war es nach zehn Jahren an Land nicht mehr. Damit das Boot nicht zu modern wirkt, ließ Cam McLeay einen Dampfmotor aus England einfliegen, der in das Boot eingebaut wurde.

"Die African Queen sollte es ja gut haben", sagt der 51-Jährige, dem das Gespür fürs Geschäft nicht zu fehlen scheint. Ein nostalgisches Boot macht natürlich viel mehr her als ein auf Hochglanz poliertes. Dabei besaß die African Queen nie einen funktionstüchtigen Kessel. Der, der im Film zu sehen ist, war nur eine Attrappe. Betrieben wurde das Filmboot mit Diesel.

Karte von Uganda

Jinja liegt im Norden des Victoria-See in Uganda.

Anreise: Mit Emirates nach Entebbe, z.B. ab Düsseldorf, hin und zurück ca. 570 Euro; Jinja liegt etwa 80 Kilometer östlich von Kampala, viele Hotels holen die Gäste von dort ab.

Übernachtung: Direkt an den Kalagala-Fällen liegt die Wildwaters Lodge von Cam McLeay; Übernachtung im DZ ab ca. 150 Euro pro Nacht und Person. Alternativ: das Gately on the Nile im Zentrum Jinjas, Übernachtung im DZ ab ca. 100 Euro pro Nacht.

Weitere Auskünfte: Eine Fahrt auf der African Queen dauert etwa zwei Stunden und kostet 85 Dollar. Buchung unter www.wild-uganda.com

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