Mehrere Veranstalter haben ihre Japan-Reisen für die kommenden Wochen abgesagt. Der Studienreisen-Anbieter Studiosus hat alle Touren bis 31. März gestrichen, Dertour bis zum 21. März. Der Spezialist JF Tours in Solingen hat alle Gruppenreisen bis 16. März abgesagt. Gebeco bietet Kunden an, alle Reisen im März kostenlos umzubuchen oder zu stornieren. Außerdem können Reisen im April ohne Gebühren auf ein anderes Ziel umgebucht werden.
Die unmittelbar von dem schweren Erdbeben und dem Tsunami betroffene Region sei zwar nicht das Ziel der Japan-Reisen, sagte Studiosus-Sprecher Frano Ilic in München. Die unübersichtliche Lage und die radioaktive Gefahr in Japan machten die Absagen aber notwendig.
Rundreisen durch Japan seien derzeit nicht möglich, weil die Infrastruktur stark durch die Katastrophe beeinträchtigt sei, sagte Torsten Schäfer vom Deutschen Reiseverband (DRV) in Berlin. Japan sei ein klassisches Rundreiseziel - kaum jemand fahre dorthin, um an einem Ort Badeurlaub zu machen. Im Jahr 2010 reisten laut Schäfer etwa 124. 000 Deutsche nach Japan. Rund 80 Prozent davon seien allerdings Geschäftsreisende gewesen.
Da die Hauptsaison gerade erst anlaufe, waren zum Zeitpunkt der Katastrophe nur wenige deutsche Urlauber in Japan unterwegs. Bei Studiosus, Gebeco und Dertour hieß es, diese Gäste seien mittlerweile nach Deutschland zurückgekehrt. Die Katastrophe trifft die Veranstalter zum Beginn der stärksten Reisezeit: "Der März ist die abreisestärkste Zeit des Jahres", erklärte Gebeco-Geschäftsführer Ury Steinweg. Normalerweise starte jetzt jeden Tag eine Reisegruppe nach Japan, bis Ende April hätten rund 500 Gäste gebucht. An diesem Montag wären eigentlich sogar zwei Gruppen nach Japan geflogen - doch Gebeco habe sie gebeten, die Reise zu stornieren. Dieser Bitte seien alle Urlauber nachgekommen.
Sondertarif bei Air France
Die französische Fluggesellschaft Air France hat einen Sondertarif für One-Way-Flüge von der japanischen Hauptstadt Tokio nach Paris angekündigt. Das Angebot gelte ab dem Montagabend und richte sich an alle, die Japan nach dem Tsunami verlassen wollten, sagte ein Sprecher. Für die beiden Flüge, die die Airline täglich von Tokio nach Paris anbiete, gebe es allerdings nur noch wenige freie Plätze. Um die Nachfrage zu befriedigen, plane Air France, größere Flugzeuge einzusetzen oder Flugrouten zu ändern.
Perspektiven für das Frühjahr
Die Hauptreisezeit für Japan liegt im Frühjahr sowie im Herbst. Reisenden, die etwa im Mai gebucht hätten, kann der Reiserechtler Paul Dergott derzeit nicht zur Kündigung raten. "Ein blödes Gefühl im Bauch reicht als Grund nicht aus, auf den Stornokosten bleiben die Urlauber sitzen."
Das Gleiche gilt für Touristen, die für ihren Sommerurlaub bereits Flüge nach China oder in Länder Südostasiens gebucht haben. "Leider ist derzeit nicht absehbar, welche Bereiche in der Region die belastete Luft erreicht und wie hoch in den kommenden Monaten die Belastung dort sein wird." Degott rät, sich genau über die Situation vor Ort zu informieren, beispielsweise über die Seiten des Auswärtigen Amtes und engen Kontakt mit dem Reiseveranstalter zu halten, der gesetzlich verpflichtet sei, seine Kunden umfänglich zu informieren.