Atacama und Altiplano in Chile und Bolivien:Wilde Schönheit

Ob das Tal des Mondes bei San Pedro, der Salzsee Uyuni oder die Geysire von El Tatio: Die Sehenswürdigkeiten im Norden Chiles und in Bolivien haben Reisende selten für sich allein. Außer sie wagen es, selbst dorthin zu fahren.

Eine Bilderreise von Matthias Huber

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Chile Norden Atacama Altiplano San Pedro Laguna Salzsee Uyuni Bolivien

Quelle: Regina Burghart

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Ob das Tal des Mondes bei San Pedro, der Salzsee Uyuni oder die Geysire von El Tatio: Die Sehenswürdigkeiten im Norden Chiles und in Bolivien haben Reisende selten für sich allein. Außer sie wagen es, selbst dorthin zu fahren. Eine Bilderreise von Matthias Huber

Karge Lehmhütten säumen die schlaglochübersäte Straße, es ist trocken und heiß. Hier reihen sich Geschäfte, Restaurants und Reiseveranstalter aneinander. In der Hochsaison können Touristen keine zehn Schritte gehen, ohne angesprochen zu werden: Kennen Sie schon...? Waren Sie schon am...? Wollen Sie mit auf einen Ausflug nach...?

Das ist das kleine Dorf San Pedro in Chile, mitten in der Atacama-Wüste, einem der trockensten Orte der Erde. In den zahlreichen Hotels, Hostels und Herbergen mahnen Schilder, mit dem Wasser sparsam umzugehen. Dafür gibt es in den Restaurants Speisen und Getränke in einer Vielfalt, die man sonst nur in Chiles größeren Städten findet.

So viel ist klar: Die etwa 5000 Bewohner der Oase San Pedro leben vom Tourismus. Kein Wunder, ihr Dorf ist der ideale Ausgangspunkt für die Erkundung der Sehenswürdigkeiten in seiner Umgebung.

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Eine davon, nur wenige Kilometer entfernt, ist das Valle de la Luna, das Tal des Mondes. Die trockenen Wüstenwinde haben hier eine Kraterlandschaft geformt, die im Licht der unter- oder aufgehenden Sonne nicht von dieser Welt zu sein scheint. Früh morgens ist der Reisende alleine im Tal des Mondes, ...

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... eine knirschende Schicht aus Salzkristallen stapfen, ist der Reisende morgens ganz allein im Tal des Mondes. Langsam schiebt sich das erste Tageslicht über das Tal, beleuchtet Düne um Düne und lässt das Salz des Bodens glitzern und funkeln.

Um das Schauspiel in dieser Ruhe genießen zu können, muss man sich von den lokalen Veranstaltern unabhängig machen - mit einem geliehenen Fahrrad oder einem Mietwagen.

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Das Leihauto bringt einen auch rechtzeitig zur Abenddämmerung an die mehr als 40 Kilometer entfernte Laguna Chaxa, eine Lagune am Rand des Atacama-Salzsees (hier finden Sie eine Karte). Etwa 2500 Meter über dem Meeresspiegel staksen Flamingos auf Nahrungssuche durch das flache Wasser.

Die Höhenlage von San Pedro und seine gute Verkehrsanbindung an den etwa 100 Kilometer entfernten Flughafen von Calama machen das Dorf zu einem idealen ersten Aufenthaltsort vor einer Weiterreise in die chilenischen Anden. Hier kann sich der Körper ein paar Tage an den niedrigeren Luftdruck gewöhnen, so dass er die Auswirkungen von Höhenlagen über 4500 Meter leichter verkraftet.

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Die bekommt man nämlich auf dem Weg zur Grenze nach Bolivien deutlich zu spüren. Innerhalb von nur 40 Kilometern führt die schnurgerade Straße um mehr als 2000 Höhenmeter aufwärts und bringt den Fahrer des Mietwagens schon beim Schalten ins Schnaufen.

Dafür entschädigt der Blick ins Nachbarland: Die karge Wüstenlandschaft der Atacama weicht hier einem beeindruckenden Panorama aus Felsen, rotbrauner Erde und den schneebedeckten, kegelförmigen Gipfeln der umgebenden Sechstausender. Direkt hinter der Grenze beginnt der Nationalpark Fauna Andina Eduardo Abaroa, mit seiner Hauptattraktion, dem Salzsee Salar de Uyuni.

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Allerdings ist der Grenzübertritt mit einem in Chile gemieteten Auto nicht erlaubt. Stattdessen bieten Reiseveranstalter in San Pedro ein- und mehrtägige Touren an, um den nordöstlich gelegenen Nationalpark in Bolivien zu erkunden. Dafür müssen die Touristengruppen am Grenzposten in bolivianische Jeeps und Busse umsteigen. Dieser Posten ist ein einsames Haus mitten in der Hochebene, vor dem eine Schranke wenige, scheinbar willkürlich ausgewählte Meter der ansonsten hindernisfreien Ebene absperrt.

Im Bild: die Strecke nach dem Grenzübergang

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In nur einem Tag ist der Salar de Uyuni aber von San Pedro aus nicht zu erreichen, meist muss man eine Drei-Tages-Tour einplanen. Wer nur einen kurzen Ausflug machen will, fährt daher besser zur bolivianischen Laguna Colorada mit dunkelrotem Salzwasser und Flamingoschwärmen mit Hunderten Vögeln - sie liegt etwa auf halbem Weg zwischen San Pedro und dem Salzsee von Uyuni.

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Ein weiteres Ziel nahe San Pedro de Atacama ist das Geysirfeld im Vulkankrater El Tatio. Die Strecke in Richtung Norden führt nur bergauf und stellt erstmals den Mietwagen auf eine harte Probe. Der etwa vierstündige Weg zu El Tatio verläuft durch die steinige, karge Anden-Hochebene und stets auf abenteuerlichen "Straßen": Schotterpisten, mal von einem Erdrutsch begraben oder von einem hindurchfließenden Bach zerschnitten; mal geht es an ihrem Rand steil bergab, mal ist in der steinigen Ebene der richtige Weg kaum zu erkennen. Selbst mit einem geländegängigen Fahrzeug - und ein solches braucht man unbedingt - sind pro Stunde kaum mehr als 25 Kilometer zu schaffen.

Wer sich das nicht zutraut, kann El Tatio von San Pedro aus auch als Tagestour buchen. Ihm entgeht dann aber die Gelegenheit, ...

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... abends ein einsames Bad in den heißen Thermalquellen zu nehmen. Dafür muss der Mietwagen-Abenteurer aber anschließend eine anstrengende Nacht aushalten: Der Vulkankrater des El Tatio liegt auf etwa 4300 Metern Höhe - selbst nach guter Akklimatisierung an die Höhenluft ist das Einschlafen eine Herausforderung. Außerdem hat es hier nachts selbst im Sommer manchmal bis zu zweistellige Minusgrade, was das Schlafen im mitgebrachten Zelt oder Auto - eine Unterkunft gibt es nicht - noch unangenehmer macht.

Wer daher auch als Selbstfahrer auf die Übernachtung bei den Geysiren verzichten will, startet am besten in San Pedro gemeinsam mit den Reisebussen. Gegen drei Uhr morgens geht es von dort los in Richtung El Tatio, um pünktlich ...

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... zum Spektakel beim ersten Tageslicht bei den Geysiren zu sein. Das drittgrößte Geysirfeld der Welt ist nur in den frühen Morgenstunden aktiv.

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Daher spazieren dann Touristenscharen aus San Pedro zwischen den einzelnen Quellen und beobachten, wie das erste Licht des Tages mit den dampfenden Wasserfontänen bunte Regenbögen vor dem rotbraunen Gebirgspanorama erscheinen lässt.

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Von El Tatio geht es entweder direkt weiter durch die Anden Richtung Norden. Doch das bedeutet eine drei- bis fünftägige Tour über die Anden-Hochebene, das Altiplano, fernab jeder Zivilisation über ungesicherte Straßen bis zum Nationalpark Volcán Isluga. Oder man entscheidet sich für einen Abstecher nach Westen an die Pazifikküste, um von dort aus zum Park weiterzufahren.

Am Rande der Ruta 5, dem chilenischen Abschnitt der Panamericana, erreicht man nach etwa 500 Kilometern die Stadt Iquique. Die gewaltige Sanddüne Cerro Dragon begrenzt die Stadt zum Landesinneren. Die Düne ist ein beliebter Landepunkt für Paraglider, die weiter oben in den Küstenkordilleren starten und ihre Runden über Iquique drehen.

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Nach ein oder zwei Tagen Rast in Iquique geht es zurück in die Anden. Kurz vor der bolivianischen Grenze am Gebirgsdorf Colchane zweigt eine Schotterstraße in den Nationalpark Volcán Isluga ab.

Das Dorf Isluga mit seiner Lehmziegelkirche, nur wenige Kilometer innerhalb des Parks, bietet Gästen aber keinen Unterschlupf. Stattdessen steht es fast das ganze Jahr über leer und dient nur an Feiertagen dem Ureinwohnervolk der Aymara als Zeremonienstätte.

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Anders als in den nördlicheren Parks um den Salar de Surire oder den Nationalpark Lauca ist die Höhenlage in Volcán Isluga meist noch gemäßigt. Grüne Täler und Ebenen bieten Lebensraum für zutrauliche Alpacas ebenso wie für ihre zierlichen und scheuen Verwandten, die seltenen Vikunjas. Zwischen den Steinen und Grasbüscheln sonnen sich immer wieder Bergviscachas (Hasenmäuse).

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Mit einem gemieteten geländegängigen Fahrzeug kann man durch den Nationalpark direkt bis in seine nördlichen Nachbarparks fahren. Doch Vorsicht: Eine solche mehrtägige Reise durch das Hochland fernab von Dörfern, Handy-Empfang oder gar Tankstellen erfordert eine sorgfältige Vorbereitung. Auch sollte man sich bei der Nationalparkverwaltung Conaf oder der Polizei vorher über die aktuellen Straßenverhältnisse erkundigen - und am besten unterwegs bei jeder Gelegenheit neue Informationen einholen. Die Route ist nicht immer befahrbar, eine entsprechende Warnung müssen Reisende auf jeden Fall beherzigen.

Ist der Weg frei und der Körper ausreichend an die Höhe gewöhnt, so bescheren gerade die Abend- und Morgenstunden im Altiplano ein einmaliges Naturerlebnis: Die tiefstehende Sonne taucht die trockenen grünbraunen Ebenen in goldenes Licht, Alpaka-Herden und ...

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... Vikunjas grasen an den Ufern der Hochland-Seen.

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Ein guter Ort, um auf dem Altiplano zu übernachten, ist die Conaf-Station am Salar de Surire - im Auto, auf dem kargen Zeltplatz oder sogar in der Station selbst. Dafür sollte man sich aber einige Tage im Voraus bei der Parkverwaltung anmelden, da die Hütte nur selten besetzt ist.

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Morgens und abends genießen Reisende so ein spektakuläres Panorama in absoluter Einsamkeit fernab ausgetretener Touristenrouten.

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Weiter nördlich, im Nationalpark Lauca, ist auf Grund der besseren Verkehrsanbindung an die Küsten- und Grenzstadt Arica etwas mehr los. Von dort aus fahren zahllose Busse in Tagestouren zur Hauptattraktion des Parks, dem 4500 Meter hoch gelegenen Lago Chungará. Ein gewaltiger Höhenunterschied, den die Reisenden in nur etwa zweieinhalb Stunden Fahrt zurücklegen - weshalb sie die Aussicht dank Kopfschmerzen und Übelkeit oft kaum genießen können.

Direkt am See kann man in einer Conaf-Station (auch hier ist Voranmeldung nötig) mit angeschlossenem Zeltplatz übernachten. Frühmorgens liegt das Wasser des Lago Chungará spiegelglatt und ruhig da. Der sanft ansteigende, weiße Kegel des 6200 Meter hohen Vulkans Parinacota spiegelt sich darin. Und anstelle einer Schar Touristen teilt man sich den Platz am Ufer höchstens mit ein paar Vikunjas, Viscachas oder Enten.

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Weitere Informationen zum Reisen im Altiplano

Es ist natürlich möglich, all diese Sehenswürdigkeiten auch ohne eigenen Wagen zu erreichen. Um aber ein Gefühl für die Einsamkeit und Abgeschiedenheit in den chilenischen Anden zu bekommen, lohnt sich die Investition.

Allerdings an dieser Stelle nochmals die Warnung: Ohne gründliche Vorbereitung und sorgfältige Planung begibt man sich hier schnell in Lebensgefahr.

Der Weg von Iquique über die Nationalparks Isluga und Lauca bis zurück an die Küste in Arica ist etwa 600 Kilometer lang und dauert drei bis fünf Tage. Unterwegs gibt es keine Möglichkeit, Proviant oder Benzin aufzufüllen, selbst genießbares Trinkwasser ist wegen des salzhaltigen Bodens nicht überall aufzutreiben. Zudem steigt in der Höhe sowohl der Benzinverbrauch des Autos als auch der Trinkwasserbedarf seiner Insassen. Besorgen Sie sich einen 20-Liter-Reservekanister für das Benzin und kalkulieren Sie auch den Wasservorrat großzügig!

Gutes, aktuelles Kartenmaterial ist ebenfalls wichtig, besser noch in Kombination mit einem GPS-Gerät zur Orientierung. Viele Autovermieter bieten zu ihren geländegängigen Jeeps oder Pickups außerdem die Möglichkeit, einen zweiten Reservereifen zu mieten. Spielen Geld und Ladefläche keine Rolle, dann ist das eine überlegenswerte Vorsichtsmaßnahme.

Die schwer befahrbaren Straßen stellen besondere Anforderungen an die Wahl des richtigen Mietwagens: Ein Allrad-Antrieb ist zwar je nach Straßenverhältnissen nicht immer zwingend erforderlich, aber empfehlenswert. Unverzichtbar ist aber ausreichende Bodenfreiheit des Autos - es sollte ein flaches Flußbett durchqueren können. Trotzdem: Vorsicht vor feinem Dünensand und nassem Schlamm. Auch mit einem Allrad-Antrieb kann man hier leicht steckenbleiben, erst recht, wenn man keine Erfahrung mit Offroad-Fahren hat. Kehren Sie im Zweifel lieber um - denn bis auf dem Altiplano Hilfe kommt, können mehrere Tage vergehen.

© Süddeutsche.de/kaeb/bavo
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