Arlberg:Fotomotiv Riesenrad

Lange Liftschlangen sind hier passé: Moderne Technik bringt 2200 Skifahrer pro Stunde auf den Galzig.

Andreas Remien

Gäbe es ein treffendes Gegenstück von Geheimtipp, ließe sich damit wohl kaum ein Skigebiet in Österreich besser beschreiben als der Arlberg. Orte wie St. Anton, Lech oder Zürs sind sehr bekannt, mit etwa 280 Pistenkilometern ist das Gebiet eines der größten des Landes, und mit der Gründung einer der ersten alpinen Skischulen auch noch eines der ältesten.

Ski Arlberg, Tourismusverband St. Anton

Blick vom Galzig auf die Ulmer Hütte

(Foto: Foto: Tourismusverband St. Anton)

Der Arlberg ist nicht nur umsäumt von hohen Gipfeln, sondern das, was auch Tourismus-Forscher als Marke bezeichnen. Vor allem für anspruchsvolle Sportler ist das Gebiet zwar sicher keine geheime, aber gute Empfehlung.

Das Spektakel fängt in St. Anton schon mit der neuen Galzig-Bahn an, die ihren Gästen in der Talstation langes Treppensteigen erspart, indem sie die Gondeln nach dem Prinzip eines Riesenrades von der Erde in das Förderseil hievt - für manche Touristen ist die Konstruktion schon das erste Fotomotiv.

Etwa 2200 Skifahrer gelangen pro Stunde auf den Galzig, und von dort in viele Richtungen wieder nach unten, oder weiter nach oben Richtung Valluga, auf etwa 2800 Meter Höhe.

Mehr als 80 Bahnen und Lifte gibt es am Arlberg, wo es in der Hochsaison zwar voll wird, es dank der modernen Anlagen aber kaum Wartezeiten gibt. Wegen der großen Höhe bieten viele Abfahrten weite Aussichten, außerdem ist das Skigebiet überdurchschnittlich schneesicher und anspruchsvoll. Die Berge sind bekannt für ihre guten und vielen Möglichkeiten, abseits der markierten Hänge Spuren in den unberührten Schnee setzen zu können - etwa 180 Kilometer bietet das Gelände den Freeridern.

Auf den Pisten gerät die übliche Farbenlehre am Arlberg teilweise durcheinander, manche als blau ausgezeichnete Strecken würden in anderen Skigebieten wohl eher ein dunkles Rot bekommen. So kann man zum Beispiel am Osthang schonmal ein "sorry, mate" eines britischen Abfahrers hören, der bei einem unfreiwilligen Salto ein paar Mitfahrer touchiert.

Internationale Gästeschaft

Traditionell kommen überdurchschnittlich viele Engländer nach St. Anton, oder, wie es so auch viele deutschsprachige Besucher in ihren Wortschatz aufgenommen haben, nach "Stanton", sprich: Stänten.

Mit England ist St. Anton schon seit den zwanziger Jahren eng verknüpft. Damals hatte Sir Arnold Lunn gemeinsam mit dem einheimischen Skipionier Hannes Schneider das Kandahar-Rennen etabliert - und so werden heute in manchem Hotel mehr Bacon und Baked Beans verspeist als warme Semmeln. Die Gästeschaft im Ort ist international, zumal das Skigebiet schnell über den Flughafen Innsbruck erreichbar ist.

Gezielt nach Russland und China orientiert

In den vergangenen Jahren haben sich die Hoteliers auch gezielt nach Russland oder China orientiert, überall dorthin, wo es eine kaufkräftige Kundschaft gibt. Denn die Orte am Arlberg, wo auch mal die Mitglieder diverser Königsfamilien absteigen, schmücken sich eher mit Exklusivität als mit preiswertem Skivergnügen.

Im Gegensatz zum nahen Ischgl spielt das Party-Treiben eine untergeordnete Rolle, wer will, kann sich dennoch in Läden wie "Krazy Kanguruh" austoben. Doch die internationalen Gäste schätzen eher das, was sie für authentischen "Tyrolean style" halten - in den Orten gibt man sich eher traditionsverbunden, große Hotelbunker gibt es nicht, dafür ein frisch renoviertes Ski-Museum.

Wer keinen Wert auf alpinhistorische Bildung oder Après-Ski legt, kann sich auch in den benachbarten Gemeinden einquartieren, wo es vergleichsweise günstige Zimmer gibt. Die Ski- und Postbusse fahren oft und zuverlässig.

Besonders bei höheren Temperaturen lohnt sich am Nachmittag der Nordhang am Rendl, wo der Schnee nicht so früh sulzig wird. Und wer weniger bevölkerte Pisten bevorzugt und es nicht ganz so spektakulär haben muss, findet zwischen Stuben und St. Christoph ein ruhigeres Revier. Selbst wenn sie nicht besonders geheim sind, gibt es auch für den Arlberg noch ein paar Tipps.

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