Architektur in Skiorten:Ufo auf dem Berg

Für neue Skigebiete ist in den Alpen kein Platz mehr. Also wird in die Infrastruktur investiert: Bergbahnen, Gipfelrestaurants und Sportstätten mit zum Teil aufregender Architektur.

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(Foto: TVB Paznaun - Ischgl)

Höher, steiler, schneller: In vielen Skigebieten ist die Qualität der Pisten ausgereizt, umso mehr wird in die Infrastruktur investiert. So entstanden Bergbahnen, Gipfelrestaurants und Sportstätten, einige sogar architektonisch interessant und sehenswert - eine Auswahl. Jahrzehntelang stritten Ischgls Seilbahnbetreiber mit Naturschützern um die Erschließung des Piz Val Gronda. Und nach knapp 30 Jahren führt seit diesem Winter eine Raumschiff-gleiche Pendelbahn auf den 2812 Meter hohen Gipfel an der Grenze zum Schweizer Kanton Graubünden. Die Piz Val Gronda E5 befördert bis zu 150 Personen in gut fünf Minuten, nur zwei Stahlstützen halten die Gondel. Von dort führt eine drei Kilometer lange rote Piste zur Talstation hinab, Beschneiungsanlagen sind verboten. Warum also das alles? Mit dem Piz-Val-Gronda-Gondel will Ischgl besonders Variantenfahrer und Freerider anlocken, die auf den Tiefschneehängen ins Vesil- und Fimbatal abfahren können.

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(Foto: TVB Ramsau am Dachstein)

Der Dachstein-Gletscher lockt nicht nur mit Pulverschnee-Pisten, sondern auch mit einer nervenaufreibenden Aussicht: Wagemutige können von einer Hängebrücke auf rund 2700 Metern Höhe das Panorama genießen. Und wer dann immer noch nicht genug Nervenkitzel verspürt, sollte die "Treppe ins Nichts" ausprobieren. Nach 14 Stufen stehen Besucher auf einer Glasplattform inmitten der Felswände des Dachsteins.

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(Foto: Ötztal Tourismus)

Die Gaislachkoglbahn in Sölden im Ötztal bricht gleich in mehrfacher Hinsicht Rekorde. Genau genommen besteht sie aus zwei Bahnen. Der erste Abschnitt kann sich leistungsstärkste Seilbahn der Welt nennen: 3600 Personen pro Stunde werden in knapp sieben Minuten in Achtergondeln von 1363 auf 2174 Meter Höhe transportiert - schneller und mit mehr Personen schafft das keine andere Bahn. Wer ganz hinauf will zum 3054 Meter hohen Gaislachkogl, steigt um in die 30-Personen-Gondeln der 3S-Bahn, ebenfalls ein Rekordprojekt.

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(Foto: Ötztal Tourismus)

Bei der 3S-Bahn sind zwei Tragseile und ein Zugseil im Einsatz - noch nie wurde diese besonders sichere Seilbahnart in so großer Höhe errichtet. Aufgrund der extrem schwierigen Baubedingungen im Permafrostboden bedurfte es der Entwicklung spezieller Technik: Unter anderem gleicht ein computergesteuertes Hydrauliksystem Geländebewegungen unter dem Stationsfundament aus. Die zu erwartenden Setzungen und Verschiebungen des vereisten Bodens bedingen eine weitere Besonderheit der Bahn: Nur drei Stützen passieren die Gondeln auf dem Weg zum Gipfel, die Abstände dazwischen betragen bis zu 1200 Meter - Skifahrer mit Höhenangst müssen sich also auf langes, freies Schweben einrichten. Doch dafür geht die Fahrt schnell: In sechs Minuten ist der Gipfel erreicht und damit die dritte ...

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(Foto: Büro Johann Obermoser)

... der vom Innsbrucker Architekturbüro Johann Obermoser entworfenen Bahnstationen. Das futuristische Design setzt auf Stahlskelette, die von einer durchsichtigen Kunststofffolie umgeben sind. Das ermöglicht zum einen den Einblick in das Innenleben der Stationen, zum anderen grandiose Ausblicke auf die Ötztaler Alpen (hier im Video). Die genießen mit Sicherheit auch die ...

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(Foto: Arosa Bergbahnen)

... Wintersportler, die mit der Carmenna Sesselbahn fahren. Gleich hinter dem Ausstieg, der überwölbt wird von einem mehrfach gefalteten mächtigen Metalldach in Knallgelb, breitet sich die grandiose Schweizer Bergwelt rund um Arosa aus. Im Winter ist das Dach mit Schnee bedeckt, im Sommer mit Gras bewachsen - "ein Dach der Natur", wie Köbi Gantenbein schwärmte, Sprecher der Jury des Swiss Mountain Award 2010, den die Bahn in der Kategorie "Gestaltung und Architektur" gewann.

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(Foto: Tirolwerbung)

Innerhalb von 20 Minuten von der Stadtmitte hinauf ins Skigebiet - mit der Hungerburgbahn in Innsbruck kein Problem. Die Talstation befindet sich nur einen kurzen Spaziergang entfernt vom Goldenen Dachl im Kongresszentrum. Von da aus geht es zuerst durch einen Tunnel und schließlich über den Inn - auf einer Schrägseilbrücke mit zwei 34 Meter hohen Pylonen. Geplant hat die stolze Brücke und die vier Haltestellen Kongress, Löwenhaus (im Bild), Alpenzoo und Hungerburg die Stararchitektin Zaha Hadid. Bei aller Funktionalität gleichen die Entwürfe der in London lebenden Irakerin eher Raumskulpturen denn öffentlichen Gebäuden - und trotzdem liegen die vier futuristisch ...

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(Foto: Innsbruck Tourismus)

... anmutenden Bauwerke aus Glas und Beton nicht als optische Fremdkörper in der voralpinen Landschaft. Die Fahrt entlang der wie Gletscher-, Eis- und Schneelandschaften anmutenden Stationen dauert sieben Minuten, dann ist die 860 Meter hoch gelegene Bergstation der Hungerburgbahn erreicht. Teilweise muss die Bahn dabei Steigungen von 45 Prozent überwinden. Von hier aus geht es mit der Gondel weiter hinauf zum Hafelekar (2256 m) im Skigebiet Nordpark. Mit Zaha Hadid ...

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(Foto: bergisel.info)

... hat man in Innsbruck bereits beste Erfahrungen gemacht. Aus ihrem Büro stammt auch die Neuplanung der Bergiselschanze ...

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(Foto: bergisel.info)

... auf der gegenüberliegenden Talseite - ein weiteres unübersehbares Zeichen in der Landschaft. Hoch aufgerichtet wie eine Kobra überragt die Schanze in 250 Metern die Tiroler Landeshauptstadt. Von dem funktionalen, kompakten Neubau profitieren nicht nur die Wintersportler. Über die rein sportliche Nutzung hinaus bekam die Schanze neue Elemente aufgepfropft: das Café und noch ein Stück weiter oben die Aussichtsterrasse. Auch andere nahmhafte Architekten wie ...

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(Foto: myswitzerland.com)

... der Schweizer Mario Botta haben spektakuläre Architektur für große Höhen entworfen: Trutzig wie eine Alpenfestung thront die Bergstation Les Diablerets samt Gipfelrestaurant hoch über dem Gletscher Tsanfleuron im schweizerischen Skigebiet Glacier 3000. Noch weiter hinauf ...

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(Foto: Zermatt Tourismus)

... wollte sein Landsmann Heinz Julen. Der Künstler aus Zermatt hatte zusammen mit dem Architekten Ueli Lehmann einen pyramidenartigen Turm aus Stahl und Glas ...

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(Foto: Zermatt Tourismus)

... entworfen, das Restaurants, Konferenzräume, ein Hotel und eine Aussichtsplattform vereint. Und nebenbei noch den schönen Effekt haben soll, das Klein Matterhorn um 117 Meter höher und damit zu einem (fast) echten Viertausender zu machen. Angesichts der schwierigen Baubedingungen in großer Höhe ist es bisher allerdings bei dem kühnen Entwurf geblieben. Dagegen nehmen sich der extravagante ...

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(Foto: Bergbahn Kitzbühel)

... Baukörper der Bergstation der 3S-Bahn in Kitzbühel und die ...

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(Foto: Internationale Seilbahnrundschau)

... Talstation der Galzigbahn in St. Anton in Österreich geradezu bescheiden aus. Und auch in Deutschland ...

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(Foto: garmisch-partenkirchen.de)

... investieren Wintersportorte wie Garmisch nicht nur in immer neue Beschneiungsanlagen, sondern auch in Architektur: Skispringer nehmen ihren Anlauf für den Sprung von der Olympiaschanze seit 2008 auf einer filigranen Stahlkonstruktion. Ihr Spitzname lautet "Olympischer Freischwinger". Der Entwurf des Büros terrain: loenhart& mayr nimmt die sanft geschwungene Linie der auslaufenden Bergkette am Garmischer Gudiberg auf und fügt ihre eine leuchtend-weiße Skulptur hinzu: Die Schanze ist mit durchsichtigen Polycarbonatplatten verkleidet, die abends von innen beleuchtet werden.

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(Foto: Stefan Herbke)

Gerne dekoriert sich die Gastronomie in Skiorten ja mit alpenländischem Interieur bis zur Kitschgrenze und darüber hinaus. Die Hütte Top Mountain Star auf dem Gipfel des Wurmkogl oberhalb von Hochgurgl im Ötztal geht einen konsequent anderen Weg. Auf einem schmalen Grat balanciert ein kleiner Baukörper, der nach einem Entwurf des Münchner Architekten Peter Schuck aus Stahl, Glas und Lärchenholz errichtet worden ist. Die rundum laufende Fensterfront ermöglicht einen süchtigmachenden 360-Grad-Panoramablick, den Schwindelfreie auch von der auskragenden Terrasse bestaunen können.

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