Anschlag:Was das Attentat in Istanbul für das Reiseland Türkei bedeutet

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  • Bei mehreren Reiseveranstaltern können Istanbul-Urlauber ihre Reise stornieren.
  • Das Auswärtige Amt verschärft seine Reisehinweise.

Von Monika Maier-Albang

Bereits im Dezember hatte es zwei Anschläge in Istanbul gegeben, beide wurden kurdischen Extremisten zugeordnet. Doch diese Anschläge waren ins Bewusstsein deutscher Touristen kaum vorgedrungen. "Es gab danach keine Kundenanfragen", sagt etwa die Sprecherin von Öger Tours. Am 1. Dezember war eine Rohrbombe an einer U-Bahn-Haltestelle explodiert, am 23. Dezember starb eine Putzfrau bei einer Explosion auf dem zweitgrößten Flughafen der Stadt, Sabiha Gökçen. Erst vor wenigen Tagen veröffentlichte die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu das Ermittlungsergebnis: vier Mörsergranaten, abgefeuert aus einem nahegelegenen Waldstück.

Einige Reiseveranstalter hatten im Dezember schon reagiert. Alltours etwa strich Ausflüge nach Istanbul aus dem Programm. Nun, da es zehn Tote gibt und keine Hoffnung mehr, dass Istanbul zumindest von gezielten Angriffen auf Touristen verschont bleiben könnte, sagen auch andere Reiseanbieter wie Studiosus ihr Städteprogramm dort ab. Vorläufig zumindest.

Tui, der größte deutsche Reiseveranstalter, bietet Gästen, die bis zum 18. Januar eine Reise nach Istanbul antreten wollen, an, gebührenfrei auf andere Ziele umzubuchen. Thomas Cook ermöglicht ebenfalls kostenfreies Umbuchen und Stornieren für Istanbul-Reisen mit Beginn bis 22. Januar. Bei DER-Touristik lassen sich Städtereisen nach Istanbul bis zum 10. Februar ohne Gebühren umbuchen oder kündigen.

Die Besucherzahlen sind schon 2015 gesunken

Dass Istanbul, eines der Hauptreiseziele der Türkei, bislang verschont blieb von schweren Anschlägen, ist eher ein Wunder. Die Polizei hatte nicht erst seit dem Selbstmordanschlag in Ankara im Oktober ihre Präsenz im Stadtgebiet wie auf den Zufahrtsstraßen verstärkt.

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Bereits im Sommer standen an den Eingängen zum Großen Basar bewaffnete Polizisten. Was ja immer eine Gratwanderung ist: Einerseits soll den Touristen nicht das Gefühl vermittelt werden, dass sie sich mit dem Besuch der Stadt einer Bedrohung aussetzen, andererseits ist die Bedrohung real.

Die Besucherzahlen im Land waren 2015 bereits gesunken. Die Händler im Basar klagten im Sommer über eine miserable Saison. Viele Gäste aus Europa blieben fern - wegen der gefühlten Nähe zu Syrien und weil ihnen die Kurden-Politik von Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Urlaubsstimmung verleidete.

Zudem durften die Gäste aus Russland - mehr als vier Millionen kamen bislang pro Jahr - wegen Putins patriotischer Tourismus-Politik ihr geliebtes Badeurlaubsziel nicht besuchen. Im Süden der Türkei, vor allem in der Stadt Alanya, führte das im Sommer zu großen Leerständen in den Hotels. Neben den Russen sind bislang die Deutschen mit jährlich fünf Millionen Gästen die wichtigste Urlaubernation für die Türkei, das Land ist eines der beliebtesten Ziele für deutsche Urlauber. Das könnte sich nun ändern.

Auswärtiges Amt verschärft Reisehinweise

Das Auswärtige Amt verschärfte seine Reisehinweise für die Türkei, allerdings nur um Akzente. Es empfiehlt, in Istanbul Menschenansammlungen auf öffentlichen Plätzen und vor touristischen Attraktionen "vorläufig zu meiden". Eine Reisewarnung, die die Veranstalter zu Rückholaktionen oder kostenfreien Stornierungen verpflichten würde, gibt es nicht.

Bereits vor dem Anschlag hatte man Reisenden empfohlen, sich von Demonstrationen fernzuhalten und "die Anwesenheit an belebten Plätzen im innerstädtischen Bereich" und öffentliche Verkehrsmittel "auf das erforderliche Maß einzuschränken". Nur, wer Istanbul sehen will, kommt um den Platz vor der Blauen Moschee kaum herum.

© SZ vom 13.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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