Alpen:Winterurlaub für Genießer

Das Dorf Tschlin im Engadin in der Schweiz

Tschlin im Unterengadin ist ein idealer Winterort für Skitouren.

(Foto: Hans Gasser)

Keine Lust auf volle Pisten und lange Schlangen am Lift? Es geht auch anders: Drei Orte für entspannte Ferien im Schnee.

Von SZ-Autoren

Stil und Stille in Tschlin im Engadin

Pssst! Man darf das nicht zu laut sagen, dass es sich bei Tschlin um das stillste Dorf der Schweiz handelt. Sonst läutet wieder pausenlos das Telefon am Dorfplatz neben dem alten steinernen Brunnen. Georg Janett, der Wirt des Hotels Macun, kann sich gut erinnern, wie er und die anderen Bewohner des auf 1550 Meter gelegenen Unterengadiner Dorfes im Sommer vor einem Jahr bis zu 700 Mal pro Tag den Hörer des Fernsprechers abgenommen haben. "Das war verrückt. Leute aus der ganzen Welt haben angerufen", so der 63-jährige gebürtige Tschliner. Das Ganze war eine sehr erfolgreiche virale Marketingaktion von Graubünden Tourismus.

Seitdem ist längst wieder Ruhe eingekehrt, und das ist gut so, findet Janett. Besonders jetzt im Winter ist das 150-Einwohner-Dorf mit seinen ehrwürdigen, mit feinen Sgraffiti verzierten Bündner Häusern ein wunderbarer Ort für sanften Tourismus. Für Skitourengeher ist es ideal. Sie können ihre Latten am Dorfrand anschnallen und zu einer Reihe von lohnenden Bergen aufsteigen: zum Eingehen auf die Fuorcla Salet, dann auf den Piz Arina oder gar auf den Muttler, eine der schönsten Skitouren im Engadin. Zurzeit liegen 60 Zentimeter Schnee. Rodler können in die Nachbarorte Strada oder Martina hinuntersausen.

Und auch das Dorf selbst ist so still nicht: Es gibt eine Käserei, in der 16 Sorten vor allem von Ziegen- und Schafskäse hergestellt und verkauft werden. Am oberen Dorfrand hat sich die neue Bierbrauerei Girun in einer alten Schreinerei einquartiert, und einmal im Monat gibt es in einem dafür adaptierten Stall eine Kinovorführung.

Wer in Georg Janetts gemütlicher Pension übernachtet, deren Preise das Vorurteil von der teuren Schweiz widerlegen, bekommt beste Bündner Küche vorgesetzt, mit Wild und Lamm von hier. Wenn der Wirt Zeit hat, führt er Gäste in das Haus des Künstlers Not Vital, wo es eine interessante Mischung aus altem Bauernhaus und moderner Kunst zu sehen gibt. (www.buntschlin.ch)

Hans Gasser

Ohne Druck im Kleinwalsertal

Es ist natürlich Quatsch, zum Skifahren nach Mittelberg im Kleinwalsertal zu kommen. Sicher macht es Spaß, durch die diversen kleinen Skigebiete hier zu flitzen. Wird eines langweilig, ist man per Ziehweg oder Pendelbus schnell im nächsten; mehr Pisten braucht, nüchtern betrachtet, kein Mensch. Trotzdem macht der versierte Kleinwalsertalprofi keinen Skiurlaub, sondern eher so etwas wie "polysportive Bergferien".

Taugen Wetter oder Laune nicht für die Piste, geht man eben zum Langlaufen. Es gibt hier zwar nicht mehr oder längere Loipen als anderswo. Aber eine schönere Strecke als die einsame Loipe von Mittelberg nach Baad, den Fluss entlang, durch den Winterwald und mit einer rasanten Abfahrt zurück, muss man erst mal finden. Wer das nicht mag, der kann herrliche Höhenwege gehen. Oben am Ifen durch die Schneedünen zum Beispiel, mit eindrucksvollem Blick über das halbe Allgäu. Oder man geht Schlitten fahren und baut ein Iglu, macht eine Skitour oder eine Schneeschuhwanderung. Am besten morgens das eine und nachmittags das andere, ist ja alles nah beieinander.

Klar kommt es mal vor, dass strömender Regen die sonst tief verschneiten Langlaufloipen in eine Sumpf- und Seenlandschaft verwandelt. Vom Langlaufen kommt man dann durchweicht bis zur Hüfte zurück und bereut, keine Anglerhosen dabeizuhaben. Manchmal ist es auch eiskalt, und das Wetter wechselt zwischen nebligem Schneetreiben und schneeigem Nebel - die Sicht auf der Piste eine Katastrophe. Oder der Winter startet so warm, dass bis in den Januar hinein eigentlich nur Wandern geht. Na und?

Skifahrer auf der Terrasse der Walmendingerhornbahn im Kleinwalsertal

Auch ein Ort zum Entspannen: Die Terrasse der Walmendingerhornbahn.

(Foto: imago stock&people)

Die Berge sind hier noch nicht rettungslos vom Skizirkus verschandelt; eine geplante Panoramabahn über das Schwarzwassertal wurde 2012 per Volksentscheid abgelehnt. Es gibt zwar noch Pläne für weitere Verbindungen, etwa zwischen Ifen und Heuberg. Noch ahnt man hier aber, dass man sich trotz Tourismus und Pisten im Naturraum der Alpen aufhält, egal, wie viel Schnee gerade liegt. Und so sind Ferien im Kleinwalsertal einfach nur erholsam, frei vom Druck, irgendeinen Skiplan umsetzen zu müssen: immer draußen, immer anders, immer schön. (www.kleinwalsertal.com)

Marlene Weiss

Extra Sahne in Bled in Slowenien

Süß und buttrig. So schmeckt Bled. Der slowenische Luftkurort rühmt sich damit, seit 1953 die beste Cremeschnitte zu servieren - nämlich die Bleder Variante mit extra Sahne. Die Kremšnita oder Kremna Rezina ist die einzig wahre Verpflegung in dem kleinen Ort, und so deftig, dass sie mehrere Mahlzeiten ersetzt. Besonders gut schmeckt sie, wo sie der Legende nach kreiert wurde: in der Konditorei des Hotel Park. Von dort lässt es sich mit buttrigem Geschmack im Mund auf die Julischen Alpen und die Karawanken blicken, die Burg und den Gletschersee davor.

Und als ob das nicht schon genug fürs Auge wäre, liegt mitten im Wasser eine kleine Insel mit einer barocken Kirche. Zu dieser lässt sich im Sommer schwimmen, im Winter - wenn der See zufriert und man mutig ist - spazieren, oder sonst mit Gondeln übersetzen. Es ist übrigens die einzige Insel Sloweniens.

Schon der frühere Staatschef Jugoslawiens, Josip Broz Tito, wusste ob der Schönheit Bleds und richtete sich direkt am See seine Ferienresidenz ein. Heute ist die Vila Bled, die eigentlich mehr Beton-Bollwerk als Villa ist, ein Viersternehotel. Wer das nötige Kleingeld hat, kann sich in der Präsidentensuite einquartieren und dem Luxus des 60er-Jahre-Sozialismus frönen. Ein bisschen geriet der Ort dann in Vergessenheit, bis die New York Times vor einigen Jahren den Bleder See zum schönsten Alpensee überhaupt kürte. Was Bled heute leider nicht mehr zum Geheimtipp macht, zumindest nicht für US-Amerikaner und Asiaten. Im Sommer fahren Kolonnen von Reisebussen die enge Uferstraße entlang.

Der Bleder See in Slowenien im Winter

Im Sommer eher überlaufen, bietet der Bleder See in Slowenien im Winter eine tolle Kulisse für Spaziergänge.

(Foto: mauritius images)

Im Winter aber ist es deutlich ruhiger - und nicht nur, wenn Schnee gefallen ist, glaubt man sich in einer Postkarte zu befinden. Dann kann man fast einsam die Seepromenade entlang spazieren, die Ruhe und Natur genießen. Wer ein bisschen Trubel möchte, ist in etwas mehr als einer halben Stunde in der Hauptstadt Ljubljana. Oder man besucht die nahen Skigebiete. Straža-Bled ist zwar klein, aber dafür gleich am Ortsrand gelegen und auch für Anfänger geeignet. Das größere Kranjska Gora ist in 30 Minuten mit dem Auto zu erreichen. Und nach ein bisschen Bewegung schmeckt die Kremšnita gleich noch besser. (www.bled.si)

Leila Al-Serori

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