Nun, da dieser lange Winter noch ein paar finale Schneeflocken und seine letzten Schatten in unsere Breiten wirft, ist es Zeit für ein Bekenntnis: Ich war jahrzehntelang der Überzeugung gewesen, der Betriebsamkeit des alpinen Wintertourismus wenig abgewinnen zu können. Ich pflegte dieses Image als Freizeitmisanthrop sogar: Weihnachtsgewimmel im Ortskern? Ohne mich! Menschenschlangen vor dem Skilift? Pfui Teufel! Après-Ski? Eine Hölle für Menschen, die selbige nur unter Alkoholeinfluss ertragen! Dann kam der Höhepunkt dieses vermaledeiten Pandemiewinters; ich ging durch Seefeld, einem dieser Orte in Tirol, den der Tourismus an vielen Stellen immer weiter von seinen Ursprüngen löst - und fand die Trostlosigkeit zum Heulen. Ein paar Einheimische wackelten mit Langlaufskiern durch die kleine Fußgängerzone, der große Parkplatz in der Ortsmitte: leer wie in der Nebensaison. Die Fiakerfahrer: gelangweilt. Immerhin: Die Lifte im nahen Skigebiet liefen.
Skifahren in den Alpen:Was vom Winter übrig blieb
Nie zuvor war der Skitourismus ein solches Politikum wie in der vergangenen Saison. Am Ende standen trostlose Orte, leere Kassen und die Frage: War das wirklich nötig? Eine persönliche Bilanz.
Von Dominik Prantl
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