Aletschgletscher in der Schweiz:Der Riese schmilzt

Seit 150 Jahren wird das Eisfeld des größten Gletschers in den Alpen immer kleiner. Dabei gibt es dort so viel zu entdecken.

Von Katja Schnitzler

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Großer Aletsch Gletscher in Fiesch Schweiz

Quelle: dpa

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Er ist der größte Gletscher der Alpen und daher der beständigste: Wegen seiner Masse hat sich der Große Aletsch in der Schweiz im Gegensatz zu kleineren Gletschern bei kurzen Klimaschwankungen kaum verändert. Die Attraktion in den Walliser Bergen ist knapp 23 Kilometer lang und bedeckt fast 82 Quadratkilometer. Doch nun macht das wärmere Klima mit seinen heißen Sommern auch dem Eisriesen zu schaffen.

Eggishorn, Aletschgletscher mit Aletschhorn, um 1900

Quelle: Quelle: Wikimedia commons

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Der Matterhorn-Pionier und Gletscherforscher John Tyndall schrieb im Jahr 1860: "Der Aletschgletscher ist der großartigste Gletscher der Alpen: wir standen über ihm, während die umliegenden Berge reichlich den gewaltigen Strom speisten." Dieser Blick bot sich Bergsteigern um 1900 vom Eggishorn aus, dessen Gipfel auch heute wegen seines Panorama-Rundumblicks beliebt ist: Noch mündet der schmalere Mittelaletschgletscher in den Großen Aletschgletscher.

Wider Image: Earthprints: Aletsch Glacier

Quelle: Reuters/Nasa

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Dieses Satellitenbild der Nasa von 2014 zeigt, wie der Gletscher geschmolzen ist: Die Eiszungen von Mittelaletsch (links im Bild) und Großem Aletsch berühren sich nicht mehr, beide sind kleiner geworden.

Am oberen Bildrand ist der "Konkordiaplatz" zu sehen, wo sich Großer Aletschfirn, Jungfraufirn, Ewigschneefeld und Grüneggfirn vereinen. Diese "Kreuzung", aus der sich der Gletscher speist, erinnerte den Engländer J.F. Hardy an die Place de la Concorde in Paris.

Wider Image: Earthprints: Aletsch Glacier

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Über dieser eisigen Kreuzung der Natur führt eine steile Treppe die Felswände empor zur Konkordiahütte. Einst bedeckte der Gletscher diese Klippen, jetzt muss die Treppe immer wieder nach unten verlängert werden. Heute ist der Gletscher am Konkordiaplatz, seiner tiefsten Stelle, immerhin noch 900 Meter dick.

Seit 1892 wird der Große Aletsch systematisch vermessen, seine Länge geht durchschnittlich pro Jahr um 23 Meter zurück (die exakten Jahresdaten finden Sie hier). Auch sein Volumen und die Dicke des Eises nimmt ab. Allerdings ist es nicht das erste Mal, dass selbst der Große Aletsch zurückschmilzt.

Wider Image: Earthprints: Aletsch Glacier

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Die Aletsch-Gletscherzunge war schon mal einen Kilometer kürzer als heute, zuletzt in einer Warmphase zur späten Bronzezeit etwa 1250 vor Christus. Während der kleinen Eiszeit von 1300 bis etwa 1860 nach Christus wuchs der Aletschgletscher dann wieder nach vorne. Wie weit er kam, sieht man heute an Moränenwällen weit vor dem Gletscher. Damals bekamen Dorfbewohner Angst vor dem heranrückenden Eisungetüm und beteten, dass es sich wieder zurückziehen möge. So geschah es dann auch.

Wider Image: Earthprints: Aletsch Glacier

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Wer vom Eggishorn aus auf den Aletschgletscher blickt, sieht deutlich zwei Linien, die aus der Ferne wie überdimensionale Reifenspuren wirken: Mittelmoränen, die das Eis der drei Hauptfirne trennen - sie heißen Kranzberg- und Trugbergmoräne. An den helleren Felswänden des Tales lässt sich erkennen, wie hoch der Eispanzer einmal war.

Im Hintergrund die prägenden Gipfel über dem Gletscher: Jungfrau, Mönch und das Große Fiescherhorn. Zur großen Würmeiszeit vor 24 000 Jahren war das Eis noch viel höher, von den umliegenden Bergen waren nur die Spitzen sichtbar, die aus ihm herausragten.

Wider Image: Earthprints: Aletsch Glacier

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Zum Gletscherfeld müssen Wanderer heute erst hinabsteigen. Ohne kundige Führer sollten sie sich nicht dorthin wagen. Nur aus der Ferne wirkt der Aletsch wie eine zusammenhängende Fläche, tatsächlich ist das Eis tückisch. Manchmal verstecken sich unter dünnen Schneedecken tiefe Spalten. Die entstehen, weil 26 Milliarden Tonnen Eis wegen der Schwerkraft langsam bergab rutschen - und durch die gewaltige Spannung stellenweise brechen. 180 Meter im Jahr schafft der Eisstrom so, am Ende der Gletscherzunge ist er langsamer.

Wider Image: Earthprints: Aletsch Glacier

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Das Eis schiebt sich also nach vorne, aber auch das kann das Zurückschmelzen des Aletschgletschers nicht ausgleichen. Vor 150 Jahren war er noch etwa drei Kilometer länger und 300 Meter dicker.

Den Aussichtspunkt Platta teilen sich Wanderer mit Bergziegen - für Menschen ist hier ein Einstiegspunkt für Gletschertouren, die Tiere sind nicht auf den Pfad angewiesen.

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Von Hohfluh und Moosfluh blicken Wanderer aus mehr als 2300 Metern Höhe auf die Gletscherzunge. Den Aufstieg können sie sich leicht machen, eine Bahn bringt sie von Riederalp zu dieser schönen Aussicht.

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Aufs Eis wagt man sich nur mit Bergführer. Aber es gibt auch Touren, auf denen Wanderer den Gletscher stets aus der Distanz im Blick haben - bei genauem Hinsehen inklusive derjenigen, die auf dem Eispanzer unterwegs sind.

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Am Rand des Gletschers tun sich Eishöhlen auf. Sie sind allerdings nicht alle sicher genug, um sie zu betreten.

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Hier wird die blaue Schönheit des Eises sichtbar, in dem Luftblasen, aber auch gewaltige Felsbrocken eingeschlossen sind. Auch vor dem Eis lohnt es sich, auf Details zu achten. Manchen verwitterten Baumstumpf unterhalb des Gletschers hat das Eis Jahrhunderte zuvor niedergewalzt, umschlossen und erst vor kurzem wieder freigegeben.

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Schon am frühen Morgen machen sich Bergsteiger von der Konkordia-Hütte auf den Weg hinab zum Aletschgletscher. Der wurde mit seinen Bergen Eiger, Mönch und Jungfrau sowie dem Aletschwald aus uralten Lärchen und Arven zum ersten Unesco-Weltnaturerbe der Schweiz ernannt.

Schmilzt der Aletschgletscher weiter, könnte er in den nächsten Jahrzehnten auf der Liste des gefährdeten Naturerbes landen.

Wider Image: Earthprints: Aletsch Glacier

Quelle: Reuters

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Informationen zu Touren in der Aletschregion finden Sie hier. Wissenswertes über den Gletscher und seine Historie lesen Sie hier.

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© SZ.de/ihe/jab
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