Airports:Harte Landung inklusive

Nicht nur Lukla in Nepal, wo 18 Menschen bei einem Flugzeugabsturz starben, hat einen gefährlichen Flughafen. Fünf internationale Beispiele.

6 Bilder

Lukla

Quelle: SZ

1 / 6

18 Menschen starben am Mittwoch bei einem Flugzeugabsturz im Himalaya. Der Flughafen von Lukla in Nepal auf 2860 Meter Höhe gilt bei schlechter Sicht als riskant, zumal das Rollfeld abschüssig ist. Lukla ist nicht das einzige Beispiel für eine gefährliche Landebahn - auch andere Airports haben ihre Tücken, wie SZ-Autoren berichten.

Foto: Lukla Airport/dpa

Kabul

Quelle: SZ

2 / 6

Kabul, Afghanistan

Der Flughafen der afghanischen Hauptstadt gilt als Hauptverkehrsknotenpunkt des Landes. Doch auf dem Landweg ist er schwer zu erreichen - zu viele Straßensperren, zu viele Gefahren. Und auch aus der Luft ist es nicht einfach und eigentlich nur im Sturzflug möglich.

Kabul liegt auf einem 1800 Meter hohen Plateau, umgeben von zackigen Gipfeln. Da muss der Pilot schon genau zielen, um die Landebahn zu treffen. Vor allem bei der staatlichen Ariana Airlines gelingt das nicht immer.

Allerdings haben die steilen Landungen und Starts auch einen Vorteil: Die Flugzeuge entschwinden relativ schnell aus dem Schussfeld der Stinger-Raketen, die zu früheren Zeiten noch von der CIA an die notorisch Aufständischen geliefert worden waren.

Peter Münch

Foto: Ein Hubschrauber im Anflug auf den Kabul International Airport/AP

Paro in Bhutan

Quelle: SZ

3 / 6

Paro, Bhutan

Der Flug von Indien nach Bhutan, dem buddhistischen Königreich im Himalaya, ist landschaftlich sehr reizvoll. Aus dem Fenster sieht man den Mount Everest, den Lhotse und andere Achttausender. Dann sinkt die Maschine so steil, dass automatische Warnsignale ertönen. "Machen Sie sich keine Sorgen", beruhigt der Kapitän die Passagiere, "wenn wir auf einen Berg zufliegen, ist das ganz normal."

Der Airbus A319 der Druk Air taucht in ein enges Tal ein, folgt dem Verlauf von Flüssen und Bergrücken. Der einzige internationale Flughafen Bhutans liegt auf 2200 Metern Höhe, gut versteckt zwischen Hängen, Wiesen und Bauernhäusern.

Die Betonpiste, auf der Propellermaschinen und kleine Jets landen können, ist 1964 Meter lang und 29 Meter breit. Landungen sind nur bei Tag und bei guter Sicht erlaubt - das liegt daran, dass die Bahn erst kurz vor dem Aufsetzen in Sicht kommt, denn der Pilot muss Sekunden vorher einen Berg umkurven. Nur acht Piloten weltweit haben die Erlaubnis, Passagiermaschinen in Paro zu landen.

Titus Arnu

Foto: Der Flughafen Paro in Bhutan/Douglas McLoughlin/GNU

Island, AP

Quelle: SZ

4 / 6

Ísafjörður, Island

Es ist nicht so, dass man nicht vorgewarnt wäre. Der Reiseführer "Lonely Planet" bezeichnet den Landeanflug im isländischen Ísafjörður als "haarsträubend". Doch kaum sitzt man in einer der kleinen Propellermaschinen in Richtung Westfjorde, vergisst man diesen Warnhinweis. Und auch die Durchsage des Kapitäns, man möge bitte auf seinem Platz sitzen bleiben, um die Maschine nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Unter dem Flugzeug breitet sich das surreale Panorama zerklüfteter, von Gletschern geformter Berge wie die Oberfläche eines unerforschten Planeten aus. Nach einer halben Stunde beginnt der Landeanflug, was man am Aufschrei der Passagiere merkt: Die Maschine sinkt durch eine schmale Schlucht auf eine Kiesellandzunge im Fjord - zwischen Tragflächen und Felsen scheint kein Buchdeckel mehr zu passen, die Bremsung ist hart, der Herzschlag erhöht. Kaffee wird auf diesen Flügen gar nicht erst serviert.

Jochen Temsch

Foto: AP

Goma Airport

Quelle: SZ

5 / 6

Goma, Demokratische Republik Kongo

Wer am Flughafen der ostkongolesischen Stadt Goma steht, sollte sich gut überlegen, ob er in ein Flugzeug steigt. Neben der Startbahn liegen ausgebrannte Wracks, und wer sich davon nicht abschrecken lässt, kann sich ja noch die sechs Meter hohe Lavawand ansehen, die das Rollfeld abrupt beendet.

Seit dem Vulkanausbruch 2002 ist die Startbahn von 3000 Meter auf 2000 verkürzt. Das reicht für kleinere Jets, aber im Kongo fliegen fast nur Antonovs, die immer heillos überladen sind.

Beim Start müssen sich deshalb alle Passagiere in den hintersten Teil des Flugzeugs begeben, damit es schneller abheben kann. Doch das geht auch schief. Im April stürzte eine Maschine nach dem Start in den dahinterliegenden Markt.

Bei den Piloten, die Goma anfliegen, gibt es zwei Kategorien. Diejenigen, die mindestens einmal mit ihrer Maschine in die Lavawand gerutscht sind, und diejenigen, die noch jedes Mal davor zum Stehen gekommen sind. Die zweite Kategorie gehört zur Minderheit.

Michael Bitala

Foto: Wrackteile eines Flugzeugs liegen neben der Landebahn des Goma Airport/AP

Barneo

Quelle: SZ

6 / 6

Barneo, russische Drifteisstation in der Arktis

Man muss Vertrauen haben, wenn man auf diese Landebahn zufliegt. Vertrauen in das Eis, den Piloten und die russischen Konstrukteure. Denn unter dem weniger als zwei Meter dicken Eis ist kein Land, sondern das Polarmeer.

Die Station Barneo wird jedes Frühjahr am 89. Breitengrad im arktischen Drifteis errichtet, halb zu touristischen und halb zu wissenschaftlichen Zwecken.

So wie Barneo wurden schon die Driftstationen zu Sowjetzeiten gebaut: Eine Iljuschin Il-76 fliegt von Russland los und wirft auf einer geeigneten Scholle Fallschirmspringer samt Traktor ab. Mit diesem wird eine etwa 800 Meter lange Piste auf dem zerfurchten Eis geebnet, damit eine Antonov An-74 landen kann.

In Barneo ist es noch nie zu einem Unfall gekommen, aber im vergangenen Jahr riss die starke Strömung die Piste mittendurch. Zum Glück nicht während einer Landung.

Birgit Lutz-Temsch

Foto: Eine An-74 kurz vor der Landung in Barneo/barneo.ru

(SZ vom 10.10.2008/dd)

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: