Kolumne "Ende der Reise":Schlange an Bord
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Air Asia stoppt einen Flug wegen eines blinden Passagiers. Die Airline bricht damit ein Versprechen.
Glosse von Stefan Fischer
Hätte man es vorher wissen müssen? Wahrscheinlich. Man darf Werbung einfach nie beim Wort nehmen. Vor allem Schnäppchenangeboten sollte man auf gar keinen Fall trauen. Denn irgendeinen Haken gibt es immer. Entweder ist die Qualität miserabel, es gibt versteckte Kosten oder aber das Angebot gilt nur bei Vollmond für Linkshänder, die im Sternzeichen Widder geboren sind. Und das auch nur an Dienstagen.
Air Asia ist eine Billigfluglinie aus Malaysia. Der Staat ist groß, er verteilt sich im Wesentlichen auf die Malaiische Halbinsel und die Insel Borneo. Wer zum Beispiel von der Hauptstadt Kuala Lumpur nach Tawau möchte, kommt kaum ums Fliegen herum. Air Asia nun verspricht seit geraumer Zeit, Fliegen für jeden erschwinglich zu machen: "For everyone" ist der Marken-Claim der Fluglinie. Tatsächlich für jeden?
Vergangene Woche ist eine Maschine, aus Kuala Lumpur kommend mit dem Ziel Tawau, bereits in Kuching gelandet. Das liegt rund 900 Kilometer von Tawau entfernt - einer Stadt, die auch touristisch immer relevanter wird, weil man von dort aus zum Beispiel das Regenwaldgebiet Danum Valley erreicht. Der Grund für die vorzeitige Landung: Es war ein blinder Passagier an Bord, den weder Crew noch Passagiere unter sich dulden wollten.
Nun lösen wohl nur große Spinnen mit haarigen Beinen mehr Panik unter Menschen aus als Schlangen. Aber deshalb gleich einen Flug abbrechen? Zumal man im Wort steht, Transporteur "for everyone" zu sein? Es ist eine so kleinliche wie hasenfüßige Reaktion. Zumal die Schlange es sich in der Deckenbeleuchtung gemütlich gemacht hatte. Wahrscheinlich, weil es dort schön warm war und sie dort nicht unentwegt aufgescheucht wurde.
Die Fluglinie zog das volle Programm ab: Landung bei nächster Gelegenheit, Passagiere von Bord, die Kabine ausräuchern und desinfizieren, die Schlange - ob tot oder lebendig, war nicht zu erfahren - vor die Tür setzen. Um welche Art es sich handelt, bleibt ebenfalls das Geheimnis von Air Asia. Vermutlich ist es der Fluglinie zu peinlich einzuräumen, dass es doch ein harmloses Exemplar war. Und die Passagiere? Hatten hoffentlich nicht vor, eine Dschungeltour zu unternehmen. Wenn sie schon angesichts einer einzigen Schlange hinter Plexiglas das kalte Grausen kriegen.