Die neue Sicherheit, sie kommt daher mit einem breiten Grinsen an diesem Feiertag in Mombasa. Der junge Soldat winkt das Auto mit den Touristen an die Seite. "Habt ihr einen schönen Feiertag?" - "Ja, haben wir." - "Gut", sagt er und lacht übers ganze Gesicht. "Wir stehen hier, wir wollen auch einen schönen Tag haben. Wollt ihr euch daran beteiligen?" Die Touristen beteiligen sich, denn alles andere, sagt die mitreisende Einheimische, würde eine Durchsuchung oder andere Widrigkeiten zur Folge haben. Irgendwas finden sie immer. Also bekommt der Wegelagerer im Staatsdienst 100 Kenia-Schilling, knapp einen Euro. Da dankt der Soldat und wünscht einen schönen Tag - und die Touristen fühlen sich gleich wohler.
Kenia unternimmt etwas für die Sicherheit im Land. Man spürt es, man sieht es. Schwere Anschläge haben das ostafrikanische Land erschüttert, vor drei Jahren töteten Terroristen der islamistischen al-Shabaab-Miliz im Westgate Einkaufszentrum in der Hauptstadt Nairobi 67 Menschen - in einem Gebäudekomplex, in dem Touristen gerne Kunde waren. Vor zwei Jahren überfielen Dutzende von ihnen die Kleinstadt Mpeketoni an der Nordküste und benachbarte Dörfer, mehr als 80 Kenianer starben. In der Provinzstadt Garissa in Ostkenia ermordeten dschihadistische Schergen im April vergangenen Jahres 148 Studenten und Wachleute. Und das waren nur die schlimmsten Vorfälle, die, die es international in die Schlagzeilen schafften; die, die viele Touristen abschreckten.
Der Terror hat den Ruf Kenias verdüstert, eines Landes, das für entspannte Tage am Sandstrand unter Palmen steht, für stets freundliche Leute. Seit den Anschlägen muss es kämpfen um seinen Status als eines der beliebtesten Reiseziele der Deutschen in Schwarzafrika. Die letzten Jahre waren magere Jahre für Kenias Hoteliers, Reiseführer und Beach Boys. Während laut Weltbank 2011 noch 1,75 Millionen Touristen ins Land kamen, waren es 2014 nur noch 1,26 Millionen. Die Islamisten haben ihr Ziel erreicht: Sie haben eine von Kenias wichtigsten Branchen erwischt.
Schmiergeld statt Pässe: Touristen können sich den Kontrollen entziehen
Nun also trifft man mehr Soldaten, Wachleute und Polizisten als früher: an Straßensperren, vor Supermärkten, in Einkaufszentren, an den Nationalparks. 10 000 Polizisten wurden laut Kenya Tourism Board eingestellt, weitere 10 000 sollen bis Jahresende folgen. Präsenz zeigen nennt man das, mögliche Attentäter abschrecken, ein Gefühl von Sicherheit verströmen. Das tun sie tatsächlich. Nur: Einige Polizisten und Soldaten wollen Geld dafür sehen, und zwar auch von Touristen. Wenige Tage später fordert ein Polizist an einem Kontrollposten in Mombasa die Visa der Reisenden. Der Personalausweis reiche nicht. Man müsse nach Hause fahren und sie holen, sofort, sagt er. Diesmal kostet es 400 Schilling, der Schikane zu entkommen.
Und da fängt das Gefühl der Sicherheit dann wieder an zu schwinden. Denn offenbar kann man sich durch Schmiergeld den Kontrollen entziehen. Das gilt für Touristen, aber auch für Kenianer, wie eine einheimische Reisebegleiterin versichert. Warum also sollten sich nicht auch Terroristen ihren Weg freikaufen können? Sie sickern normalerweise aus dem Norden ein, aus dem Nachbarland Somalia, wo Kenia mit eigenen Soldaten in den Bürgerkrieg eingegriffen hat, gegen die islamistische al-Shabaab-Miliz. Diese rächt sich mit Anschlägen, vor allem im Nordosten Kenias. Schwer bewaffnete Kämpfer dringen über die lange Grenze ein.
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Womit man beim zweiten Punkt ist: Was können die Sicherheitsleute im Zweifelsfall ausrichten? Die paar Wachleute und Polizisten, die die Universität in Garissa bewachten, hatten gegen die Terroristen keine Chance. Und so hat manche Bemühung eher die Kraft des Symbolischen, zumindest wenn es gegen Terroristen geht. Beispiel "Haller-Park", das ist ein Naturpark nahe der südkenianischen Metropole Mombasa. Am Parkeingang steht eine Frau im dunkelblauen Overall in der Sonne, ein Schildchen mit "Security" prangt auf dem Anzug, Waffen trägt sie keine, dafür hält sie ein Seil, das den Schotterweg zum Kassenhäuschen versperrt.
Nach einem kurzen Blick in den Wagen lässt sie das Seil auf den Boden plumpsen. Am Kassenhäuschen dann ein ähnliches Bild: Eine unbewaffnete Security-Dame döst im Schatten. Kleinkriminelle lassen sich so womöglich abhalten, Terroristen eher nicht. Doch man muss sich auch fragen, ob dies so sein müsste. Soll man das ganze Land in eine Sicherheitszone mit schwer Bewaffneten verwandeln, um es als Urlaubsziel zu retten? Noch dazu, wo die Extremisten vor allem im Norden und Nordosten Kenias zuschlagen, es andernorts dagegen bisher recht ruhig geblieben ist.