Ägypten: Spaziergang durch Kairo:Überwältigt von der Eroberin

Auf Arabisch bedeutet Kairo "die Eroberin". Und tatsächlich: In dieser Metropole könnte man als Tourist leicht untergehen - nützliche Hinweise für den Kurztrip.

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Küsschen und Kakerlaken - Als Tourist durch Kairo

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Kairo ist Ägyptens Stadt der Superlative. Sie ist nicht nur die Hauptstadt, sondern mit mehr als 16 Millionen Einwohnern auch die größte Stadt der arabischen Welt. Mehr als 1000 Jahre Geschichte haben sie geprägt, ihre islamische Altstadt gehört zum Weltkulturerbe. Und doch nimmt sich der Besucher in der Regel für die wunderschöne Stadt am Nil gerade einmal zwei oder drei Tage Zeit, meist auf dem Weg zu den Badeorten am Roten Meer. Als Tourist im Zeitstress geht rasch der Überblick verloren, und Opfer von Abzockern wird man auch schnell. Dabei reicht das Beherzigen einiger einfacher Regeln, damit die "Eroberin" oder "Starke", wie Kairo auf Arabisch heißt, ihrem Namen nicht gerecht wird.

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Taxis sind die erste Wahl als Fortbewegungsmittel, und da fängt das Spießrutenlaufen schon an. Schwarze Taxis sollten ignoriert werden - die weißen mit dem Schachbrettmuster an den Seiten haben Taxameter. Nicht, dass die findigen Fahrer diese nicht manipuliert haben könnten. Tatsächlich rasen einige Zähler geradezu. Aber sie bieten zumindest eine Richtschnur, und diese Autos sind auch neuer und meist erheblich sauberer. Ein Taxi zu stoppen, ist fast nie nötig, sie halten ständig neben einem. Und ihre Fahrer akzeptieren ablehnendes Winken erst einmal grundsätzlich nicht. Mitunter hilft ein knappes "La'a", Nein. Aber bitte nicht freundlich lächeln dabei.

Stau in Kairo

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Beim Straßenüberqueren gilt es, schnell zu sein. Die Fahrer haben einen garantiert schon aufs Korn genommen. Obwohl sie von Rechts wegen grundsätzlich Schuld haben, sollten sie tatsächlich einmal einen Fußgänger erwischen. Ampeln sind rar. Da sind die Straßeninseln, die viele mehrspurige Straßen haben, sehr hilfreich. Am besten vertraut man sich der Touristenpolizei an, zu erkennen an der Armbinde mit der Aufschrift "Tourist Police". Die steht in der City in der Nähe der großen Hotels. Man gesellt sich zu ihnen und wartet, bis der Beamte Lust hat, die Kelle hochzunehmen. Von hupenden Autos sollte man sich nicht irritieren lassen - in Kairo wird beim Spurwechsel gehupt, nicht geblinkt.

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Im Ägyptische Museum wird einem als erstes die Kamera abgenommen. Der Besucher muss auch teuerste Geräte abgeben - und bekommt dafür einen nummerierten Holzchip. Dafür gibt es später die Kamera zurück. Das Museum selbst ist gut für ein Wochenprogramm. Wer dafür keine Zeit hat, sollte nicht in Trab verfallen, sondern sich einen Teilbereich vornehmen. Dafür bietet sich die reiche Ausbeute aus dem Grab von Tutanchamun an, dem sagenhaften Pharao aus der 18. Dynastie. Diese wird auch in einem klimatisierten Raum gezeigt - eine Wohltat in dem überwiegend unklimatisierten Gebäude. Und gute Vorbereitung nützt auch, die Museumsleitung hat es nicht so mit dem Beschriften der Ausstellungsstücke. Deswegen ist grundsätzlich eine Führung sinnvoll, sonst steht man rätselnd vor Krokodilmumien und goldenen Sarkophagen.

Küsschen und Kakerlaken - Als Tourist durch Kairo

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Wieder raus aus dem rummeligen Museum - danach ist ein Besuch der nahegelegenen Al-Azhar-Moschee zu empfehlen. Das mehr als 1000 Jahre alte Gebäude besticht durch seine Schlichtheit. Der weite rechteckige Raum ist mit roten Gebetsteppichen ausgelegt und ansonsten bis auf die einfachen Deckenlampen schmucklos. Die niedrig hängende dunkle Holzdecke dämpft Geräusche. Fotografieren ist nicht verboten, aber verschleierte Frauen sollten kein Motiv sein. Und vor einem Betenden zu laufen, gilt als grob unhöflich, wird doch gen Mekka gebetet. Für einen Besuch in der Moschee müssen die Schuhe ausgezogen werden. Weibliche Besucher sollten sich Haare sowie Arme und Beine bedecken.

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Nahe der Moschee, im Al-Hussein-Altstadtviertel, windet sich der Khan-al-Khalili-Basar durch enge Gassen. Er ist seit dem 14. Jahrhundert der zentrale Markt von Kairo - und so bunt und geschäftig wie erwartet. Hier gibt es nach Branchen aufgeteilt ganze Straßenzüge - entweder mit Obst und Gemüse oder ...

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... Gewürzen, Gold, Antiquitäten. Geeigneter für Touristen als kostbares Geschmeide und schwere Möbel sind die Stoffläden. Hier gibt es wunderschöne Tücher für wenige Euro oder gleich ein ganzes Kleid. Ein hübsches Mitbringsel sind auch die Schächtelchen mit aufwendigen Intarsienarbeiten aus Perlmutt, die ab fünf Euro zu haben sind. Handeln wird überall erwartet.

Küsschen und Kakerlaken - Als Tourist durch Kairo

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Nach dem Basarbummel empfiehlt sich ein Pfefferminztee gegen die Hitze im mehr als 200 Jahre alten El Fishawy Café. Es liegt eingebettet inmitten der Geschäfte. Hier sitzen Einheimische und Touristen einträchtig beieinander und schmauchen Wasserpfeife. Und hier sind Tee und Tabak auch für alle Gäste gleich teuer - im Gegensatz zum Eintritt im Ägyptischen Museum, wo Touristen 60 Ägyptische Pfund zahlen, Einheimische dagegen 4. Bekannt geworden ist das Café durch Nagib Mahfus, den ägyptischen Schriftsteller und Nobelpreisträger, der dort in einem Hinterzimmer einen Teil seiner Kairoer Trilogie geschrieben haben soll.

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Egal ob in Moschee oder Basar, die Bekleidung ist in Kairo eher nicht freizügig. Immerhin sind 80 Prozent der Bewohner muslimischen Glaubens, knapp 20 Prozent sind Kopten. Eine Frau, auch wenn sie gerade von den Stränden von Hurghada kommt oder es warm findet, sollte also wissen: Wer im Minirock und Trägertop durch die Stadt läuft, hat sofort Küsschen intonierende Männer hinter sich oder zischende - die ägyptische Art des Hinterherpfeifens. Und apropos Küsschen: Auch in der Öffentlichkeit herumzuknutschen, ist keine gute Idee.

Küsschen und Kakerlaken - Als Tourist durch Kairo

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Weniger schwierig ist das Thema Trinkgeld. Mit ein bis zwei Dollarnoten oder 5 bis 10 Ägyptischen Pfund pro Tip kommt man gut durch die Stadt. Dieses Bakschisch verteilt man allerdings gefühlt ständig, für jede Handreichung. Die "Gabe" bekommt der Hotelpage für das Aufhalten der Taxitür, der Schuhhüter in der Moschee, der Gärtner für einen Weghinweis, der Kofferträger am Flughafen. Im Restaurant gibt man 5 bis 10 Prozent der Rechnung als Trinkgeld - zusätzlich zur meist 12-prozentigen Servicecharge plus 10 Prozent Mehrwertsteuer.

Kairo - Islamischer Park

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Apropos Restaurant: Das ägyptische Essen ist nicht so sehr zu empfehlen, zumal es ohnehin nicht so recht zu klassifizieren ist. Wer essen geht, wählt Restaurants mit westlicher Küche oder geht zum Libanesen. Die großen internationalen Hotels, fast alle nahe oder direkt am Nilufer gelegen, haben eine sehr gute - aber auch teure - Küche, egal ob das "Intercontinental", "Kempinski", "Fairmont" oder "Sheraton". Das moderne "Grand Hyatt" auf der Insel Roda bietet den spektakulärsten Rundumblick im Restaurant über die Dächer der Stadt. Sein mehr als 100 Meter hoch gelegenes Restaurant befindet sich auf einer Drehplattform. Wer günstiger essen möchte, ist bei den internationalen Fastfoodketten gut bedient. Die Garküchen der Stadt sind nicht ganz unbedenklich, da macht oft der Magen nicht mit.

EGYPT-ISLAM-EID AL-ADHA

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Abzuraten ist von zwei Zielen, die derzeit in jedem Fremdenführer als Muss aufgelistet sind: die Totenstadt und das Müllviertel. Die Totenstadt zu Füßen der Alabastermoschee genannten Muhammad-Ali-Moschee (im Bildhintergrund) und der Zitadelle ist ein riesiger muslimischer Friedhof. Manche Grabmäler sind bestechend schön, aber die dort wohnenden Wächter der Monumente haben einen zweifelhaften Ruf. Im Müllviertel wird der Müll der Stadt per Hand sortiert. Die Arbeiter wohnen nahe ihres Arbeitsplatzes, so entstand ein Viertel aus einer Gegend, die einst vor der Toren der Stadt lag. Auch Kakerlaken finden den vielen Müll anziehend. In Kairo gibt es Hübscheres zu sehen.

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Wer nach dem Spaziergang durch die Altstadt Sehnsucht nach einer grünen Oase hat, dem seien die Gärten von Kairo ans Herz gelegt. Aber nicht alles, was auf dem Stadtplan grün eingezeichnet ist, würde ein Europäer als Garten bezeichnen. Der El-Gezira-Garden entlang des Nils zum Beispiel, ein beliebter Treffpunkt junger Kairoer, ist eher eine Asphaltwüste mit Blumenkübeln. Auch der älteste Garten der Stadt, der Mohammed-Ali-Park in Qalyubiyya, ist keine Empfehlung - er ist ungepflegt und recht weit vom Zentrum entfernt. Der Japanische Garten in Helwan oder der El-Andalus.-Garten (im Bild) dagegen sind schon adretter, wenn auch schnell durchwandert.

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Der Al-Azhar-Park in der Nähe der Alabastermosche jedoch ist eine Oase inmitten der ansonsten sehr staubigen, beigegrauen Großstadt. Er ist wenige Jahre alt und von der Aga Khan Stiftung finanziert. In Kairo regnet es nur wenige Male im Jahr, der Staub liegt überall. Im Al-Azhar-Park jedoch glitzert das Grün frisch besprengt. Weite Rasenflächen erinnern an englische Parkanlagen. Die Blumenrabatten sind gepflegt, und das zentrale elegante Restaurant ist bekannt für sein Lunchbüfett mit arabischen Köstlichkeiten wie eingelegte Limonen, gefüllte Weinblätter und Teigbällchen sowie das berühmte Hummus, köstliches Kichererbsenpürree. Der hoch gelegene Al-Azhar-Park bietet einen weiten Blick über die Altstadt. Und wer sich dort zur Gebetsstunde aufhält, erlebt einen weiteren Zauber der Stadt besonders ergreifend: den Chor der Muezzins. Das ist Gänsehaut pur. Und so hat einen Kairo am Schluss doch noch erobert.

Küsschen und Kakerlaken - Als Tourist durch Kairo

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Informationen: Generalkonsulat der Arabischen Republik Ägypten, Tourismusabteilung, Kaiserstraße 66, 60329 Frankfurt (Tel.: 069/27 22 17 580, www.egypt.travel).

Anreise: Kairo wird von verschiedenen Fluggesellschaften von Deutschland aus direkt angeflogen, etwa ab Frankfurt, Berlin und München.

Formalitäten: Bürger aus EU-Staaten benötigen nur einen Personalausweis oder einen Pass zur Einreise. Am Flughafen muss ein Einreisevisum ausgefüllt werden, das 15 US-Dollar (rund 11,40 Euro) kostet. Auf dem Flughafen von Kairo bestehen Möglichkeiten zum Geldumtausch. Bei Einreise mit Personalausweis ein bis zwei Passfotos mitnehmen.

Reisezeit: In Kairo kann es sehr warm werden, im Sommer klettern die Werte auf weit über 40 Grad. Für Europäer am angenehmsten ist es im Spätherbst, dann wird es tagsüber zwischen 25 und 30 Grad warm.

Preise: Kairo ist nicht teuer. Selbst Zimmer in Luxushotels gibt es schon für gut 100 Euro. Ein mehrgängiges Essen in einem guten Restaurant mit Wein kostet rund 15 bis 20 Euro. Für Touristen gelten aber oft höhere Preise als für Einheimische, etwa bei Eintritten in Museen und Parks. Grundsätzlich: In der Nähe der großen Hotels und der zentralen Tourismusziele ist es am teuersten.

Währung: Ein Euro entspricht rund 7,70 Ägyptischen Pfund (Stand Januar 2011).

Gesundheit: Für Ägypten sind bei direkter Einreise aus Europa keine Impfungen vorgeschrieben. Empfohlen wird Impfschutz gegen Tetanus, Diphtherie und Polio. Das Trinken von Leitungswasser ist riskant. Wer Durchfall vermeiden möchte, sollte nur gut durchgegarte Speisen essen.

© sueddeutsche.de, Hilke Segbers, dpa/dd
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