An die 2500 Weihnachts- und Christkindlmärkte soll es in Deutschland geben, der Umsatz beläuft sich auf rund fünf Milliarden Euro. Nach einer vom Bundesverband der deutschen Schausteller und Marktkaufleute 2002 herausgegebenen Studie besuchen die meisten Befragten drei verschiedene Weihnachtsmärkte und geben dort im Schnitt 30 Euro aus. Branchenkenner schätzen, dass das in den vergangenen Jahren durchaus noch zugenommen hat.
Der Weihnachtsmarktfan und Internetberater Klaus Schultheis zählt jedenfalls auf seinem den Weihnachtsmärkten gewidmeten Internetportal jährlich 20 Prozent mehr Zugriffe. In diesem Jahr rechnet er mit fünf Millionen Zugriffen und einer Million Besuchen, also ausführlicheren Lesern der Beschreibungen von insgesamt 1300 Weihnachtsmärkten in Deutschland und der ganzen Welt.
Austauschbare Produkte
Dabei kritisierten seine Leser immer wieder die Nivellierung der meisten Märkte, so Schultheis. "Die Produkte sind austauschbar. Es gibt etwa einen großen Hersteller, der fast alle Märkte mit tönernen Räucherhäuschen beliefert." Die Kunden seien auf der Suche nach besonderem. Deswegen hat Schultheis auf seiner Seite extra "romantische" und Burgweihnachtsmärkte herausgestellt. Die würden kaum industriell gefertigte Produkte kaufen und sich steigender Gästezahlen erfreuen.
Während Deutschland schon weitgehend gesättigt ist mit Bethmännchen, Stollen und pappsüßem Glühwein, bieten sich der "German Gemütlichkeit" anderswo auf der Welt noch Entwicklungschancen. Das hat die Frankfurter Tourismus und Kongress GmbH schon vor Jahren erkannt. Seit 1997 erobert der Veranstalter des riesigen Frankfurter Weihnachtsmarktes nach und nach britisches Kernland. Wenn es dieser Tage zwischen Manchester und Edinburgh "switch on the lights" heißt, dann werden in sechs Innenstädten Ableger des Frankfurter Marktes die Klappen ihrer Holzbuden öffnen.
Britische Ableger
Großteils wird dann Verkaufspersonal aus Ostdeutschland Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge, Nussknacker oder Kerzen verkaufen. Das Konzept gehe voll auf, sagt Kurt Stroscher, der dies für die Tourismus GmbH managt. Nicht nur, dass die deutschen Standbetreiber da oben überdurchschnittlich gute Umsätze machten, auch der "Mutter" in Frankfurt komme es zugute. Seit dem Start der Ableger habe die Zahl der britischen Besucher des Frankfurter Weihnachtsmarktes um geschätzte 30 Prozent zugenommen. Die Briten seien die drittgrößte ausländische Besuchergruppe - nach Japanern und Amerikanern.
15.000 Tassen Glühwein, so berichtet das städtische Tourismusbüro in Edinburgh, seien im vergangenen Jahr über die Theken des German Christmas Market gegangen. Und in Leeds wird der Markt als "idealer Platz zum Verschnaufen im Einkaufsstress" gepriesen.
Dagegen verwahrt sich Michael Weber, Promoter des berühmten Nürnberger Marktes gegen das Image einer reinen Fress- und Saufveranstaltung. Nur sechs von 180 Buden würden in Nürnberg Glühwein verkaufen. Nachdenklich sollte da eine Umfrage der Uni Göttingen stimmen. Auf die Frage nach dem wichtigsten Aspekt des Göttinger Weihnachtsmarktes wurde "Kulturprogramm" ganze drei mal angekreuzt, "Heißgetränke einnehmen" dagegen 412 Mal.