Achterbahn als Reiseziel:Schleudertraum

Die fünf Überschläge des Olympia-Looping auf dem Münchner Oktoberfest entlocken Achterbahn-Profis nur ein müdes Gähnen. Weltweit gibt es größere Herausforderungen: eine Achterbahntouristin erzählt von ihren Reisen.

Tanja Schwarzenbach

Eine der Attraktionen auf dem Münchner Oktoberfest ist der Olympia-Looping, eine Achterbahn, in der die Fahrgäste mit bis zu 100 km/h durch fünf Schleifen brausen. Kein großes Ding für Sabine Conrad. Denn die 40-Jährige bereist seit Jahren mit ihrem Mann die Vergnügungsparks dieser Welt.

SZ: Wie finden Sie den Olympia-Looping?

Sabine Conrad: Der ist keine große Herausforderung für mich. Zum letzten Mal bin ich den als Kind gefahren. Meine Mutter hat sich mit angestellt, wollte aber auf keinen Fall mitfahren. Das ging aber nicht. Sie musste einsteigen, und dann war ihr übel.

Sie aber haben Gefallen daran gefunden. Andere liegen im Urlaub in der Sonne, Sie fahren Achterbahnen.

Und zwar so viele wie möglich! Vor vier Jahren haben mein Mann und ich einen größeren Achterbahntrip in den Osten der USA unternommen. Wir waren innerhalb von drei Wochen in fünf Vergnügungsparks und sind etwa 80 Achterbahnen gefahren. Wir verbringen auch gerne mal ein oder zwei Tage im Europa-Park Rust.

Der Park liegt bei Straßburg - eine schöne Gegend. Planen Sie bei Ihren Urlauben auch Sightseeing ein?

Eigentlich nicht. Wir wollen vor allem Achterbahnen fahren und legen unsere Reiseroute drumherum. Wir orientieren uns an Internetseiten, die die Top Ten der Achterbahnen listen, zum Beispiel die höchsten oder die mit den tiefsten Drops, also Sturzfahrten. Dann suchen wir uns Hotels in der Nähe. Die Hotels, die sich direkt in den Parks befinden, sind teurer, man darf aber morgens oft schon eine Stunde vor dem offiziellen Einlass in den Park.

Finden Sie es nicht schade, von dem jeweiligen Land kaum etwas zu sehen?

Ein bisschen was sehen wir ja. In den USA haben wir am Ende zum Beispiel noch eine Woche Strandurlaub angehängt. Das Land sollte schon auch zu unseren Vorstellungen von Urlaub passen: Wir würden im Moment zum Beispiel nicht nach Japan reisen, wegen des Atomunglücks, obwohl dort die weltweit steilste Achterbahn steht.

Es gibt Fanclubs, die "8erbahnfreaks" oder "Coaster-Junkies" heißen. Kann Achterbahnfahren süchtig machen?

Einerseits ist es natürlich ein gewisser Adrenalinkick, uns macht es aber vor allem Spaß. Vielen geht es um das Gefühl des freien Falls, die Airtime. Ich hingegen fahre am liebsten die Bahnen, die viele Schrauben haben. Ich habe leider etwas Höhenangst und kann nicht so gut hinunterschauen. Deshalb sollte es insgesamt eine ausgewogene Fahrt sein.

Sie haben Höhenangst?

Ja, sie wird durch das Achterbahnfahren natürlich nicht gerade weniger. Sie ist wohl eher Teil der Spannung.

Haben Sie es sich schon einmal anders überlegt und sind wieder ausgestiegen?

Nein, aber manchmal haben wir uns gedacht, dass es besser gewesen wäre, wenn wir uns nicht hineingesetzt hätten. Das Rattern von Holzbahnen zum Beispiel geht sehr auf die Gelenke und die Wirbelsäule. Es sind auch keine Kopfstützen in den alten Bahnen. Moderne Steel-Coaster sind uns sympathischer.

Die "Formula Rossa" in Abu Dhabi ist so einer. Sind Sie den schon gefahren?

Wir wollten! Er ist die schnellste Achterbahn der Welt mit bis zu 240 km/h. Auf dem Weg nach Australien haben wir extra einen Stopp in Abu Dhabi eingelegt. Aber leider war die Bahn an diesem Tag nicht in Betrieb.

Achterbahntouristen sollten also immer genügend Zeit einplanen?

Ja. Die Fahrgeschäfte sind auch extrem wetterabhängig. Sobald es ein paar Tropfen regnet, wird der Betrieb eingestellt. Auch sonst kann Unvorhergesehenes passieren: Im Kings Island Park in Ohio zum Beispiel überraschte uns eine Zikadenplage. Ich wollte mich in die erste Reihe einer Bahn setzen, da meinte einer: "Lassen Sie das mal lieber, sonst bekommen Sie alle ins Gesicht." Wir hatten in Ohio aber auch sehr schöne Erlebnisse.

Zum Beispiel?

Den Freizeitpark Cedar Point - das Mekka der Achterbahntouristen mit 75 Fahrgeschäften. Der Blick aus den Bahnen auf den Eriesee ist umwerfend - eine Reise dorthin können wir sehr empfehlen.

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