Reisebuch "Abenteuer Elbsandsteingebirge":Freiheit im Fels

Reisebuch "Abenteuer Elbsandsteingebirge": Das Prebischtor im Elbsandsteingebirge, auf tschechischer Seite gelegen, ist die größte Felsbrücke in Europa.

Das Prebischtor im Elbsandsteingebirge, auf tschechischer Seite gelegen, ist die größte Felsbrücke in Europa.

(Foto: Holger Rohrbach)

Die Autorin Carmen Rohrbach kehrt für ihr Buch "Abenteuer Elbsandsteingebirge" dorthin zurück, wo sie als Jugendliche das Klettern gelernt hat.

Rezension von Stefan Fischer

"Das, was wir bewundern, ist ein Gebirge in seinem Verfall. Wir sehen eine Ruine, und was wir als schön empfinden, sind die Trümmer eines einstigen Gebirgsmassivs", schreibt Carmen Rohrbach über das Elbsandsteingebirge, zu dem sie eine besondere Beziehung hat, die überhaupt nicht bröckelig oder im Zerfallen begriffen ist. Frühe Familienwanderungen führten sie schon als Kleinkind dort hindurch. Dann zog die Familie weg, und erst als Jugendliche kehrte Rohrbach zurück.

Mit 14 Jahren hat sie im Elbsandsteingebirge das Klettern gelernt. Es "gab mir die Kraft, meine Träume nicht aufzugeben. In der Natur gewann ich inneren Halt". Ihre Träume konnte sie als Erwachsene verwirklichen, ihre "Sehnsucht nach fernen Ländern im Herzen" stillen. Sie hat einen hohen Preis gezahlt dafür: Mitte der Siebzigerjahre hat sie einen Fluchtversuch aus der DDR unternommen, der missglückt ist. Zwei Jahre verbrachte sie in Haft, ehe sie in den Westen abgeschoben worden ist. Dort wurde Carmen Rohrbach zur Reiseschriftstellerin, hat Bücher geschrieben unter anderem über die Anden, Galapagos, Jemen, die Mongolei und zuletzt über Kasachstan. Dort war sie zum ersten Mal für ein Buchprojekt gemeinsam mit ihrem Bruder Holger unterwegs.

Warum Sächsische Schweiz? Als ob das Elbsandsteingebirge einen Vergleich nötig habe

Auch das Elbsandsteingebirge durchstreifen sie wieder zu zweit, die Landschaft ihrer Kindheit. Wandernd, nicht kletternd, in allen vier Jahreszeiten. Zwei unterschiedliche Charaktere, das zeigt sich vor allem in der Bewertung des Nationalparks Sächsische Schweiz. Holger Rohrbach ist ein Gegner, seine Schwester eine Befürworterin. So spiegeln schon die Autorin und ihr Begleiter und Co-Autor den Streit und die Debatten, den es um Schutzstufen, Ausnahmeregelungen und Gewohnheitsrechte gibt.

Den Bezeichnung Sächsische Schweiz verwendet Carmen Rohrbach nicht: "Das Elbsandsteingebirge ist einmalig und braucht keine aufwertende Metapher. Zudem liegt die richtige Bezeichnung offen zutage, man braucht nicht extra eine zu erfinden. Sie ergibt sich aus den geologisch-geografischen Gegebenheiten." Ein an der Elbe gelegenes Gebirge aus Sandstein, damit ist alles gesagt.

Die Rohrbachs sind nicht nur an den markantesten und bekanntesten Felsformationen unterwegs wie der Bastei, den Affensteinen oder den Schrammsteinen. Sie wandern etwa weit ins südlich der Elbe gelegene Bielatal hinein, das heute nahezu unbewohnt ist, wo früher jedoch, seit dem 15. Jahrhundert bereits, Eisen verhüttet worden ist. Durch ihr Wissen und die Gespräche, die sie führen, erfährt man eine Menge über diese Landschaft und den Menschenschlag, der sie bewohnt und bewirtschaftet.

Schon früh ist der Tourismus dort eingezogen, eine erste Unterkunft für Feriengäste wurde wohl 1869 eröffnet. Dem Trubel der Tagesbesucher entziehen sich Carmen und Holger Rohrbach weitgehend, sie gehen ihre eigenen Wege. Wie gut, dass Carmen Rohrbach endlich auch über einen Teil ihrer Heimat schreibt.

Carmen Rohrbach mit Holger Rohrbach: Abenteuer Elbsandsteingebirge. Im Reich der wilden Felsen. Malik Verlag, München 2023. 272 Seiten, 22 Euro.

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