80 Jahre Erstbesteigung Eiger-Nordwand:Durch die Mordwand

Vier jungen Bergsteigern aus Deutschland und Österreich gelingt 1938 das, was Alpinisten auf der ganzen Welt bejubeln: Sie bezwingen die gefürchtete Eiger-Nordwand. Eine Leistung, mit der sich Nazi-Deutschland schmückt.

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75th Anniversary of the First Climb of the Eiger North Face

Quelle: dpa

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Mit heutigen Standards verglichen wirken ihre Seile, Bergschuhe und Rucksäcke rudimentär. Aber mit dieser Ausrüstung brachen im Juli 1938 vier junge Bergsteiger in die Schweiz auf, um ihre größte Herausforderung zu meistern. Andreas "Anderl" Heckmair und Ludwig Vörg aus München, Heinrich Harrer aus Kärnten und Fritz Kasparek aus Wien wollten die Nordwand des Eiger bezwingen, die "Mordwand" genannt wurde.

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Drei Tage dauerte der beschwerliche Aufstieg, im Bild Heinrich Harrer bei der Überquerung eines Eisfeldes. Die Eiger-Nordwand ist eine der größten Herausforderungen im Bergsport, noch immer. Vor Heckmair und seinen Gefährten hatten acht Alpinisten den Versuch, erfolgreich in die Bergsport-Geschichte einzugehen, mit dem Leben bezahlt.

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Der Eiger gehört zu den Berner Alpen in der Schweiz. Die Durchsteigung der Nordwand, die etwa 1650 Meter hoch ist, machen Steinschläge, Lawinen und Wetterstürze so gefährlich. Am bekanntesten ist das Drama um die deutsch-österreichische Viererseilschaft, die 1936 in der Wand starb: Nachdem eine Lawine Andreas Hinterstoißer, Willy Angerer und Eduard "Edi" Rainer in den Tod gerissen hatte, hoffte Toni Kurz in der Wand noch auf Rettung. Doch wegen des schlechten Wetters kamen andere Bergsteiger nicht an ihn heran - Toni Kurz starb im Seil, nur wenige Meter über den Helfern hängend. So blieb die Erstbesteigung der Nordwand weitere zwei Jahre lang ein unerfüllter Bergsteiger-Traum.

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Auch 1938 brachte die anspruchsvolle Route und ein Wetterumschwung die vier Bergsteiger an ihre Grenzen - und fast darüber hinaus. Als sie schließlich den Grat direkt unter dem Gipfel erreichten, verloren sie im Nebel die Orientierung. "Das wäre doch Pech gewesen", schrieb Heckmair später mit trockenem Humor in einem seiner Bücher. "Auf der Nordseite durchzukommen und über die Südseite abzustürzen, weil man den Gipfel übersehen hat ..."

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Aber am Nachmittag des 24. Juli 1938 war es geschafft: Heinrich Harrer, Fritz Kasparek, Andreas Heckmair und Ludwig Vörg (von links) sind als Erste über die Nordwand auf den Eiger gestiegen. Berg-Enthusiasten auf der ganzen Welt jubelten - und die Nazi-Propagandisten.

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Erleichtert posieren die Vier nach der erfolgreichen Tour für ein Foto (Heinrich Harrer, Andreas Heckmair mit Eispickel, Fritz Kasparek, Ludwig Vörg v. l. n.r.). Doch die Eiger-Faszination hatte ähnlich wie die Begeisterung für den Nanga Parbat in den Dreißigern auch eine politische Dimension: Der Nazi-Propaganda kam es mit Blick auf den gerade erfolgten "Anschluss" Österreichs sehr gelegen, dass die vier Bergsteiger, die getrennt gestartet waren, die berühmte Nordwand als gemeinsame deutsch-österreichische Seilschaft erklommen hatte.

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Vorwürfe, sie hätten ihre Leistung im Dienst der Nationalsozialisten erbracht, wiesen die Erstbezwinger später zurück. Doch die Huldigung Hitlers, der sich bei einem Empfang mit ihnen schmückte, nahmen die Alpinisten entgegen. Harrer war nicht nur Mitglied der NSDAP, sondern auch der SS - was er später als "dummen Fehler" bereute. Heckmair und Vörg wurden Bergführer an der NS-Ordensburg in Sonthofen. Allerdings schickte man Anderl Heckmair mit der Wehrmacht an die Front, da er als "politisch unzuverlässig" galt: Er wollte kein Parteibuch. Der bekannte Alpinist wurde 98 Jahre alt. Auch Vörg und Kasparek mussten im Zweiten Weltkrieg kämpfen, Vörg fiel in Russland. Fritz Kasparek starb 1954 bei einer Anden-Expedition in Peru.

Im Bild: Andreas Heckmair (3.v.l.), Heinrich Harrer (5.v. l.) und andere Bergsteiger nach der Erstbesteigung in einem Hotel in Grindelwald

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Die waghalsige Tour 1938 durch die "Mordwand" genannte grimmige Felsarena des 3970 Meter hohen Eiger stand unter großer Beobachtung der Öffentlichkeit - wie hier von der Passhöhe Kleine Scheidegg in der Nähe von Grindelwald aus. Von dort hat man einen ungehinderten Blick auf die Dramen, die sich am Berg abspielen.

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Heinrich Harrer, der 2006 im Alter von 93 Jahren als letztes Mitglied des Eiger-Quartetts starb, brach 1939 mit der deutsch-österreichischen Nanga-Parbat-Expedition nach Indien auf. Auf der Flucht vor der britischen Kolonialverwaltung gelangte er nach Tibet und wurde zum Lehrer des elfjährigen Dalai Lama, des geistlichen und weltlichen Oberhauptes der Tibeter. Lebensgeschichte für ein Hollywood-Drama: In "Sieben Jahre in Tibet" spielt Brad Pitt den Bergsteiger.

Im Bild: Heinrich Harrer erläutert in einem Hotel in Grindelwald die Route der Erstbesteigung der Eiger-Nordwand

© Süddeutsche.de/Thomas Burmeister/dpa/cag/kaeb
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