Umweltschonend unterwegs:Kleine Fußabdrücke

Umweltschonend unterwegs: Pirmin Bertle, 30, ist einer der weltbesten Boulderer. Die mehrmonatige Reise mit seiner Freundin und den beiden kleinen Kindern durch Südamerika nutzt er auch, um extreme Routen zu klettern.

Pirmin Bertle, 30, ist einer der weltbesten Boulderer. Die mehrmonatige Reise mit seiner Freundin und den beiden kleinen Kindern durch Südamerika nutzt er auch, um extreme Routen zu klettern.

(Foto: Privat)

In einem selbstausgebauten Bus fahren der Kletterer und Fotograf Pirmin Bertle und seine Freundin Jeanne Garnier mit ihren zwei Kleinkindern durch Südamerika - so ressourcenschonend wie möglich.

Interview von Stefan Fischer

In einem selbstausgebauten Bus fahren der Kletterer und Fotograf Pirmin Bertle, 30, seine Freundin Jeanne Garnier, 26, und ihre Kinder Jules, 3, und Aliénor, 1, ein Jahr lang durch Südamerika. Im vergangenen November haben sie sich in Venedig eingeschifft. Bertle und Garnier möchten so ressourcenschonend reisen, wie es die Umstände erlauben. Derzeit sind sie im Süden Chiles.

Sie verzichten aufs Fliegen, aber nicht auf ein Auto - weshalb?

Pirmin Bertle: Idealerweise würde man die Fernbusse benutzen, denn Züge gibt es hier nur sporadisch. Oder man wäre mit dem Fahrrad unterwegs und würde zelten. Das ist mit kleinen Kindern im windigen Patagonien aber keine Option. Immerhin heizen wir im Bus nicht, leben auf kleinem Raum, mit wenig Konsum. Wir haben einen afrikanischen Verdunstungskühlschrank aus zwei Tontöpfen mit Sand dazwischen, der über Feuchtigkeit funktioniert. Da sollte man kein Fleisch drei Tage einlagern. Das heißt, wir essen wenig Fleisch. Wir fahren auch nicht so viel herum wie die meisten anderen Reisenden, die wir hier in Patagonien treffen.

Eine gravierende Umstellung zum europäischen Alltag.

Wir haben in Fribourg auf dem Grundstück von Jeannes Eltern ein Jahr in einer Jurte gelebt. Unsere Tochter ist darin geboren. Man gewöhnt sich daran, auf sehr kleinem Platz zu leben.

Wofür begeistern sich die Kinder?

Sie erkunden die Umgebung und finden schnell heraus, wo sie hingehen können, um im Sand zu spielen. Das motiviert uns auch, nicht gleich weiterzufahren. Der Große weiß zwar, was Berge von Spielzeug sind, aber er ist flexibel. Zur Zeit malt er gerne, das braucht natürlich wenig Platz und Material. Für die Kleine ist es ohnehin nur wichtig, dass wir da sind. Jules sagt, dass er gerne mal wieder zu den Großeltern will. Aus seiner Sicht sind wir schon ewig unterwegs.

Neben der ökologischen gibt es auch die soziale Nachhaltigkeit. Profitieren die Einheimischen von ihrer Reise?

Eine Haushälterin verdient hier umgerechnet zwölf Euro am Tag. Die Preise sind aber fast so hoch wie in Deutschland, es ist alles auf Touristen ausgelegt. Wenn man sich sozial bewusster verhalten will, ist es ebenfalls ein Vorteil, wenn man länger an einem Ort bleibt, weil man dann die kleineren Geschäfte entdeckt, wo man regionale Produkte kaufen kann. So kommt man auch mit den Leuten viel besser in Kontakt.

Warum haben Sie den Bus nicht erst in Südamerika gekauft?

Als Ausländer kann man in den meisten Ländern Südamerikas keine Autos kaufen. Und Busse wie unseren - übrigens ein ehemaliges Polizeifahrzeug mit kugelsicheren Scheiben - gibt es kaum, hier bevorzugen die Menschen Pick-ups. Ökologisch ist die Verschiffung natürlich nicht, aber wir werden versuchen, den Bus in Südamerika zu verkaufen.

Nach Hause geht es wieder mit dem Schiff?

Wahrscheinlich. Die günstigste Möglichkeit ist eine Kreuzfahrt-Rückverschiffung von Cartagena in Kolumbien aus. Das ist aber schon Ende Mai und würde unsere Reise auf sechs Monate verkürzen. Was schade wäre. Doch wir wollen Flugzeuge unbedingt vermeiden. Und Frachtschiffe kommen nicht in Betracht, die nehmen Kinder erst ab 16 Jahren mit.

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