Tipps für die Schiffsreise:Was Sie vor einer Kreuzfahrt wissen sollten

Kreuzfahrt

Das nächste große Ding: die Harmony of the Seas beim Testlauf, noch ohne Passagiere.

(Foto: AFP)

Wieviel Trinkgeld plane ich ein? Wo ist die ruhigste Kabine? Darf der Hund mit? Und wartet das Schiff, wenn ich mich beim Landgang verspäte?

Kreuzfahrtschiffe sind Hotels, nur auf dem Meer, heißt es. Allerdings werden die Luxusliner immer größer, sodass sie inzwischen eher Kleinstädten auf hoher See gleichen. Waren sie früher nur für die oberen Zehntausend erschwinglich, sind Kreuzfahrten längst auch bei Mittelstand-Familien beliebt - vor allem, wenn sie All-inclusive buchen können. Doch was müssen Neulinge und andere Landratten vor und bei der Schiffsreise beachten? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Werden Kreuzfahrten teurer?

Ja, denn Angebot und Nachfrage bestimmen auch hier den Preis - eine schlechte Nachricht für Schnäppchenjäger. Die Schiffe der deutschen Anbieter sind gut ausgelastet, bei Meereskreuzfahrten noch mehr als auf Flüssen: Im vergangenen Jahr machten 1,8 Millionen Deutsche eine Kreuzfahrt und gaben für acht Tage durchschnittlich 1580 Euro aus. Vor zehn Jahren betrug die Zahl der deutschen Passagiere noch ein Drittel. Heute kommen nur aus den USA mehr Kreuzfahrttouristen, allerdings holt der chinesische Reisemarkt auf.

Wie alt sind die Passagiere?

Im Durchschnitt knapp über 50 Jahre alt - außer man bucht eine Heavy-Metal-Kreuzfahrt oder eine Tour in die Antarktis. Bei der einen ist der Altersschnitt niedriger, bei der anderen höher.

Welches Schiff passt zu mir?

Wer da unsicher ist und sich nicht zutraut, aufgrund der Schiffsbeschreibung und des Programms die richtige Reederei für seine Ansprüche zu finden, wendet sich an ein Reisebüro, das auf Kreuzfahrten spezialisiert ist. Dieses weiß, wo sich das Mitnehmen von Smoking und Cocktailkleid noch lohnt oder wo Familien Abwechslung und Betreuung für die Kinder finden. Als Richtlinie gilt: je moderner und größer ein Schiff, desto jünger das Publikum.

Ansonsten sind die angesteuerten Ziele entscheidend: Wer mit dem Schiff möglichst viele Städte erkunden will, ohne das Hotelzimmer wechseln zu müssen, findet eine Karibikfahrt nur mäßig spannend. Und wer am liebsten bei Sonnenschein das Deck nie mehr verlassen würde, wird genau hier glücklich.

Wo sind die besten Kabinen?

Wem die Kreuzfahrt an sich schon teuer genug ist, spart an der Kabine und bucht ein Innenzimmer - manche bieten statt Fernblick auf die Wellen immerhin Ausblick auf das Deck. Und wer ist schon die ganze Zeit in der Kajüte? Einige wenige Anbieter haben sogar in den Innenkajüten Bildschirme installiert, auf denen der aktuelle Meerblick erscheint.

Wer dennoch lieber direkt auf die Wellen schaut, kommt um eine Außenkabine nicht herum. Der Deckplan verrät aber, wo die preisgünstigeren zu finden sind. Manche Außenzimmer haben sogar einen Balkon, was sie natürlich teurer macht - aber im Inneren ist auch nur Platz für ein Doppelbett, eine Sitzgelegenheit und nicht viel mehr. Da sollte man sich überlegen, wie viel einem der Balkon wert ist oder ob das Fenster nicht ausreicht.

Im Deckplan ist ebenfalls verzeichnet, in welcher Kabine mit Sichtbehinderung zu rechnen ist - damit es nach dem Einchecken keine böse Überraschung gibt. Selbst Suiten haben übrigens nicht alle einen Balkon: Wer von der Koje aus ins Freie treten will, fährt dann mit einer günstigeren Balkonkabine besser. Und auch derjenige, der Wert auf Frischluft legt: Die Fenster der Außenkabinen lassen sich nicht kippen.

Familien oder Gruppen können bisweilen sparen, wenn sie eine Suite buchen: Denn nicht alle zahlen dafür den vollen Preis, sodass die Suite günstiger sein kann als mehrere Balkon-Kabinen.

Weitere Informationen zur Kabinenwahl finden Sie hier.

In welcher Kabine ist es am leisesten?

Auf jeden Fall nicht in der Nähe von Restaurants, Bars, Pools und Betriebsräumen. Vor Fehlentscheidungen mit lauten Folgen bewahrt hoffentlich das Studieren des Deckplans vor dem Buchen. Ein Zimmer neben dem Treppenaufgang oder Aufzug ist für Lärmempfindliche weniger zu empfehlen: An die gleichmäßigen Motorengeräusche des Schiffes gewöhnt man sich schnell, an die angeheiterten Mitpassagiere eher nicht. Direkt über oder unterhalb von Disco oder Club könnte es lauter werden. Am Heck des Schiffes können - je nachdem wie modern Technik und Dämmung sind - zudem Vibrationen durch den Schiffsantrieb zunehmen. Doch im Bug und im Zentrum des Schiffes sind auf mittleren Decks oft nicht nur Kabinen neben der gewünschten Kajüte, sondern auch ober- und unterhalb.

Wo wird man weniger schnell seekrank?

Wo wird man nicht so schnell seekrank - vorne oder hinten auf dem Schiff?

Weder noch, die Mitte ist der Ort für alle, denen schnell schlecht wird: Hier fallen die Wellenbewegungen am geringsten aus, während sich Heck und Bug am stärksten heben und senken - wie bei einer Wippe. Allerdings haben inzwischen viele große Schiffe Stabilisatoren, die starke Bewegungen ausgleichen. Zudem sollte die Kabine besser nicht zu hoch liegen, weil das Schiff auch seitlich schwanken kann. Und: Wer sich gesund ernährt, ist weniger anfällig für Seekrankheit. Ein gefüllter Magen hilft ebenso wie frische Luft.

Menschen werden deshalb seekrank, weil Körper und Hirn nicht mehr im Einklang sind: Die Augen sehen scheinbar feste Böden, die sich doch bewegen. Daher hilft der Blick auf den Horizont, das bringt die Schiffsbewegungen wieder mit den Sinneseindrücken zusammen. Also sollten Empfindliche eine Außenkabine wählen. Falls einen die Seekrankheit doch erwischt, lindern neben speziellen Arzneimitteln auch Ingwer-Tabletten und viel Ruhe die Symptome. Der Schiffsarzt berät ebenfalls und gibt notfalls eine Infusion, wenn Tabletten nicht mehr lange genug im Magen bleiben, um zu wirken. Die Wahl der Route kann zum Wohlbefinden beitragen: Das Mittelmeer, besonders im Osten, und die Ostsee sind meist etwas ruhiger als Nordsee und Atlantik.

Darf ich meinen Hund oder meine Katze mitnehmen - und wenn ja, auch mit in die Kabine?

Tui und Aida Cruises sowie MSC nehmen grundsätzlich keine Tiere mit, außer Blinden- und Begleithunde. Nur wenige Anbieter lassen Haustiere an Bord, und noch weniger mit in die Kabine - zum Beispiel 1AVista, und das auch nur auf ausgewählten Flussreisen. Da gibt es sogar eine kleine Hundewiese an Deck. Auf der Transatlantik-Passage der Queen Mary 2 hingegen reisen die Tiere in Zwingern auf einem eigenen Deckbereich, Hurtigruten bietet Kabinen nur für Tiere an. Sind diese ausgebucht, müssen Hund oder Katze im Zwinger auf dem Pkw-Deck oder im Auto des Besitzers ausharren. Auch bei Color Line können Tiere im Pkw oder in einer Tierbox untergebracht werden. Eine Schifffahrt, die wohl weder Hund noch Katze lustig finden. Schon gar nicht, wenn sie ebenfalls seekrank werden. Zur Sicherheit sollte sich der Besitzer vom Tierarzt Medizin mitgeben lassen und diese verabreichen, wenn Hund und Katze verzweifelt gegen die Übelkeit anschlucken und hecheln.

Nach dem Check-in ist es an Bord voller als gedacht - warum? Und bleibt das so?

Wer die An- und Abreise mit gebucht hat, muss meist nicht bis zur offiziellen Check-in-Zeit warten, sondern kann das Schiff gleich erkunden. Bis die Kabine beziehbar ist, darf der Gast schon alle öffentlichen Bereiche an Bord nutzen - wer also sofort in den Pool springen will, sollte sein Badezeug im Handgepäck verstauen. Auch die vorherigen Gäste sind dann eventuell noch an Bord: An deutschen Passagier-Wechselhäfen ist der Check-out zwar nur bis elf Uhr möglich, in anderen Häfen können die Reisenden aber gegen Aufpreis oft länger die Angebote und Restaurants nutzen. Pauschalreisende bleiben ohne Aufschlag meist bis zum Transfer zum Airport oder Bahnhof an Bord. Das macht erst mal den Eindruck, als wäre das Schiff überfüllt. Doch ein Teil der Passagiere verabschiedet sich vor dem Ablegen.

Wie ist der Dresscode an Bord - und wartet das Schiff beim Landausflug auf jeden?

Was ziehe ich an?

Auf zahlreichen großen Schiffen, die schwimmenden Club-Hotels gleichen, kann man den Platz für Anzug und Cocktailkleid im Koffer sparen: Der Dresscode ist für das Abendessen meist leger, wobei lange Hosen bei den Herren gern gesehen sind - ein bisschen Stil muss sein. Tagsüber sollte selbst das All-inclusive-Ganztags-Buffet neben dem Pool nicht barfuß und in Badekleidung gestürmt werden. Auf Schiffen mit klassischem Gala-Abendprogramm sind diese Buffetrestaurants für all jene die Rettung, die keine Lust auf feine Kleidung beim Captain`s Dinner oder das kleine Schwarze vergessen haben.

Mehr zum Dresscode auf dem Schiff lesen Sie hier.

Was packe ich für eine Kreuzfahrt ein?

Dass für eine Karibikfahrt anders gepackt werden muss als für die Kälte der Arktis ist klar. Ansonsten sollte man sich über den Dresscode der Fahrt bei der Reederei informieren, zum Beispiel ob ein Captain's Dinner oder Gala-Abende auf dem Programm stehen, für die nicht nur Flipflops, sondern auch die Segelschuhe ungeeignet sind. Wegen der erhöhten Sonnenbrandgefahr auf dem Meer dürfen Hautschutz - textiler und cremiger - sowie Kopfbedeckungen nicht vergessen werden. Und zur Sicherheit Ohrenstöpsel, falls die ungewohnten Schiffsgeräusche Sie aus dem Schlaf reißen. Auch Tape-Band, Sicherheitsnadeln und Wäscheklammern nehmen kaum Platz weg, sind aber vielseitig einsetzbar - etwa um den Kabinenvorhang spaltenfrei zu schließen. Wer auf Zugluft von Klimaanlagen empfindlich reagiert, nimmt ein leichtes Tuch oder einen Schal mit. Bei internationalen Anbietern benötigen Sie eventuell Adapter für die Steckdosen. Die meisten Schiffe haben einen Wäscherei-Service, so dass Sie keine übervollen Koffer zu schleppen brauchen. Und für Ihr Sehvergnügen denken Sie an ein Fernglas, falls der Wal lieber Abstand zum Schiff hält.

Weil es in den engen Kabinen kaum Stauraum gibt, schwören Profi-Kreuzfahrer auf Stoff-Regale zum Aufhängen an Türen, zum Beispiel für Cremes, Kabel und Sonnenbrille. Auch Waschbeutel mit Hängevorrichtung sparen Abstellplatz.

Weitere Tipps und Packlisten für die Kreuzfahrt finden Sie zum Beispiel bei cruisetricks.de oder bei gepaeckliste.de.

Darf ich überall an Land gehen?

Ja, wenn Sie an die nötigen Visa gedacht haben. Deutsche besitzen zwar einen Reisepass, mit dem sie in 177 Länder visumsfrei einreisen und damit auch an Land gehen können. Aber prüfen Sie bei der Planung, ob dies für alle Häfen zutrifft, an denen Sie von Bord wollen.

Wartet das Schiff auf mich, wenn ich mich beim Landausflug verspäte?

Der Vorteil von gebuchten Touren, die der Reeder organisiert: Verspätet sich der Reisebus, wartet das Schiff. Der Nachteil: Man ist wieder mit den anderen Passagieren unterwegs, statt ein Ziel auf eigene Faust zu entdecken. Ein Kurzzeit-Individualtourist trägt allerdings die alleinige Verantwortung, rechtzeitig zurück zu sein - das heißt meist eine halbe Stunde vor der angegebenen Abfahrtszeit, schließlich müssen noch die Gangway eingeholt und die Leinen gelöst werden. Wer das Schiff verpasst, zahlt drauf: Den Transport zum nächsten Hafen muss der verspätete Passagier selbst begleichen.

Trinkgeld, Föhn und andere heikle Dinge auf Kreuzfahrt

Wie viel Trinkgeld plane ich ein?

Pro Tag und Erwachsenem etwa fünf bis zehn Euro. Manche Reedereien buchen diesen Betrag, genannt Trinkgeldempfehlung, gleich täglich vom Bordkonto ab - wem die Höhe nicht passt, kann sie bei Reiseantritt ändern. Bei All-Inclusive-Reisen ist das Trinkgeld meist schon im Preis enthalten. Diese Anbieter verweisen darauf, dass weiteres Trinkgeld an Bord nicht mehr erwartet wird. Bleibt das Spendieren ganz den Passagieren überlassen, sind zehn bis fünfzehn Prozent des Rechnungsbetrags auch auf See üblich. Nur: Die hart arbeitenden Kollegen zum Beispiel im Maschinenraum gehen dabei leer aus.

Weitere Tipps finden Sie hier.

Wie ist eigentlich die Crew untergebracht?

"Geht die Crew abends von Bord?", hatte mal eine etwas naive Touristin gefragt. Nein, die Mitarbeiter müssen auch nach Dienstende nicht in Schlauchboote umsteigen, nur weil sie nicht für Kabinenkomfort bezahlt haben ... Auf den Schiffen gibt es eigene Crew-Bereiche, zu denen nur Angestellte Zutritt haben. Dort stehen je nach Rang Einzel- oder Doppelkabinen zur Verfügung sowie Essens- und Aufenthaltsräume. Bei manchen Anbietern gibt es sogar Café, Trainingsräume und eine Disco nur für die Crew. Ob diese Zeit hat, dort auszuspannen, ist eine andere Frage.

Warum darf ich keinen Föhn mit an Bord bringen?

Eine der größten Gefahren an Bord ist Feuer. Dass Rauchen und Kerzen in der Kabine daher verboten sind, leuchtet ein. Aber der eigene Föhn, das Reisebügeleisen oder Mehrfachsteckdosen? Auch das ist zu riskant, finden die Reedereien wohl zu Recht. Überhitzung und Kurzschlüsse könnten zu Schwelbränden führen - mitten auf hoher See.

Im Notfall: Wie verhalte ich mich bei einer Havarie?

Bereiten Sie sich vor: Passen Sie bei der Notfallübung auf und gehen Sie selbst noch einmal die Rettungswege zu Ihrem Sammelplatz ab. Wo finden Sie Rettungswesten, - boote und -inseln? Sollte der Ernstfall eintreten, hilft gegen Panik dieses Wissen: Moderne Kreuzfahrtschiffe sinken selbst mit Leck sehr langsam. Müssen Sie auf dem Weg zum Sammelpunkt (wo ebenfalls Schwimmwesten sind) durch Rauch, bewegen Sie sich dicht am Boden und folgen Sie den Leuchtstreifen, die wie im Flugzeug den Fluchtweg markieren. Vorgeschrieben ist übrigens, dass für vier Passagiere fünf freie Plätze in den Rettungsbooten zur Verfügung stehen - die Angst vor überfüllten Booten ist also unbegründet.

Weitere Informationen zum Verhalten im Notfall finden Sie hier.

Die Gewissensfrage: Wie sehr verschmutzen Kreuzfahrtschiffe die Umwelt?

Den Preis für nachhaltiges Reisen bekommen Sie so leider nicht: Der Umwelt tun die Kreuzfahrtriesen nicht gut - und auch Lungenkranken, die auf frische Seeluft hoffen, wird empfohlen, den Bereich hinter dem Schornstein und das Heck besser zu meiden. Die Mischung aus Schwefeldioxid, Ruß und Stickoxiden könnte gerade Asthmatikern gefährlich werden. Der Naturschutzbund Deutschland kritisiert, dass selbst in zahlreichen neuen Luxuslinern keine innovative Umwelttechnik eingebaut wird, um die Werte zu senken - außer neue gesetzliche Bestimmungen zwingen dazu. Lieber wollen die meisten Reedereien weiterhin mit äußerst giftigem Schweröl fahren. Dabei gäbe es umweltfreundlicheren Marine-Diesel - nur kostet der mehr. Immerhin steigen Aida und Costa bei ihren neuen Schiffen von 2019 an auf Flüssiggas um, das beinahe schadstofffrei verbrannt werden kann.

Mehr Informationen finden Sie hier, das Kreuzfahrt-Ranking 2015 des NABU hier.

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