Silvester in den Alpen:Höchste Hütten-Zeit

Schnee in Garmisch-Partenkirchen

Wer den Neujahrsmorgen 2016 in den Bergen verbringen will, sollte spätestens jetzt nach einer Hütte suchen.

(Foto: dpa)

Berge statt Böller, kalte klare Winterluft statt Kater: Wer den nächsten Jahreswechsel auf einer Almhütte oder im Chalet feiern will, sollte dringend buchen.

Von Dominik Prantl

Zum Bänkelsang des modernen Tourismus zählt zwingend der Hinweis auf die immer flatterhafter werdenden Kunden. Diese buchen ihre immer kürzer werdenden Aufenthalte immer spontaner und wollen dafür auch noch immer weniger zahlen. Nur: Der Klagedreisatz vom spontanen Geizhals-Kurzurlauber zählt dieser Tage nicht, und am wenigsten gilt er für Unterkünfte in den Bergen.

Offenbar gibt es ein wachsendes Bedürfnis nach einem Hüttenerlebnis (Werbedeutsch: Hüttenzauber), das sich vor allem zum Jahreswechsel sämtlichen Trends in der tatsächlich schnelllebig gewordenen Reisewelt widersetzt.

Wer als Spontanbucher im Herbst jedenfalls auf die irre wie nachvollziehbare Idee kommen sollte, Silvester auf einer Hütte verbringen zu wollen, erhält bei einer telefonischen Anfrage meist ein belustigtes, mal ein mitleidiges: "Nein, da ist schon lange nichts mehr frei." Und sollte man sich wirklich erst in der Weihnachtswoche für Berge statt Böller entscheiden, so braucht es dafür entweder beste Beziehungen zu einem Hüttenbesitzer oder: sehr viel Glück.

Auf der Piste, in der Loipe

Die aktuellen Schneehöhen in den Alpen bei Schneehohen.de.

Wer erst im Sommer an Silvester denkt, den bestraft der Belegungsplan

Dabei schnellen die Preise - ob für ein Hüttenzimmer oder gleich ein ganzes Chalet für mehrere Familien- während des Jahreswechsels in Sphären, denen jeder Zauber abhanden gekommen ist. Auf die ohnehin höheren Winterpreise werden gerne 50 Prozent aufgeschlagen; nicht selten darf es auch gleich das Doppelte sein. Häufig beläuft sich die Nacht pro Person auf 50 Euro oder mehr, ohne Frühstück oder Halbpension oder Luxus.

Der Nachfrage tut das keinen Abbruch. Wer erst im Sommer an Silvester denkt, den bestraft der Belegungsplan. Seitens der Buchungszentrale huetten.com, einem auf Almhütten und Chalets spezialisierten Anbieter, heißt es beispielsweise: "Wir vermieten seit etwa einer Woche die Hütten für den nächsten Jahreswechsel", wobei hier 2015/16 gemeint ist. Rund ein Drittel der insgesamt 219 Objekte, die vor allem in Tirol und dem Salzburger Land liegen, sei bereits vergeben. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass neben den vergleichsweise hohen Kosten eine Mindestaufenthaltsdauer von zehn Tagen üblich ist.

Hütten für 2015

Es gibt etliche Portale, über die sich Hütten buchen lassen - und zwar nicht nur zum Jahreswechsel. Die übersichtliche Internetseite huetten.com bietet Unterkünfte in den Bergen von Österreich, der Schweiz, Frankreich und Italien an, von der einfachen Almhütte bis zum Wellness-Chalet.

Ein breites Angebot ist auch auf der stark auf den österreichischen Raum fokussierten Seite almliesl.com zu finden - mit speziellen Angebote für Freunde, Familien, Paare und Hundebesitzer. Wer dort nicht fündig wird, kann sich auf der praktischen Suchmaske von huettenpartner.de durchklicken.

Als größter Anbieter von alpinen Unterkünfte betreibt auch der Deutsche Alpenverein mit www.dav-huettensuche.de eines der umfassendsten Hüttenportale. Mit interaktiver Karte und gut strukturierten Informationen findet man schnell zur Wunschhütte - allerdings mit häufig auf Alpinisten abgestimmten Öffnungszeiten.

Die Nachfrage übersteigt das Angebot locker um das Dreifache

"Mit der Abreise der Gäste geht oft auch schon die Anfrage für das nächste Jahr ein", sagt Franz Rosenmayr, Gründer der Agentur Almliesl, die Hütten aus Österreich und Südtirol an Urlauber vermittelt. Er schätzt, dass die Nachfrage das Angebot locker um das Dreifache übersteigt. Viele Kunden könnten sich dabei zwar auch den Luxus von Vier-Sterne-Häusern leisten, doch befriedigen diese häufig nicht die "Suche nach einem Raum, um nicht in der Masse zu sein", wie Rosenmayr es nennt.

Dieser Raum steht trotz des vielen Platzes in den Bergen allerdings nur begrenzt zur Verfügung. Von den insgesamt 1600 Südtiroler Bauernhöfen, die zu der Marke "Roter Hahn" zählen, können beispielsweise gerade einmal 30 explizit Urlaub auf der Alm anbieten. "Das sind jene Betriebe, welche die nötige Lizenz dafür haben, diese Almhütten auch zu vermieten", erklärt Marketingdirektor Hans Kienzl.

Diese Hütten seien über das gesamte Jahr unglaublich gut gebucht. "Und die Nachfrage ist stetig am steigen." Zur Zeit würden keine weiteren Lizenzen vergeben, das sei gesetzlich nun einmal so geregelt. Allerdings würden viele Gastgeber ihre Gäste an Silvester einfach mit auf die Almhütte nehmen. "Da kann dann auch ohne Lizenz Silvester gefeiert werden."

Silvesterromantik im Wald

Anderswo wird mit Erweiterungen auf die steigende Sehnsucht nach alpinem Flair reagiert: Das luxuriöse Almdorf Seinerzeit in Kärnten verdoppelt die Kapazität im kommenden Jahr - ziemlich exakt 20 Jahre nach der Eröffnung - gleich einmal von 80 auf 160 Betten.

Über den Jahreswechsel wird keines davon frei bleiben. Almdorf-Direktor Werner Müller glaubt den Grund zu kennen, weshalb Silvesterromantiker spätestens in den nächsten Wochen an den guten Rutsch 2015 denken sollten. "Zur Weihnachtszeit ist die Vorstellung einer eingeschneiten Hütte im Wald doch naheliegender als der Strand von Bali."

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