Reisen mit der Deutschen Bahn:Rückkehr des Interregio

Interregio-Express Berlin-Hamburg

Der erste reguläre Interregio startete nach sieben Jahren Pause von Berlin aus.

(Foto: dpa)

Erstmals seit sieben Jahren lässt die Deutsche Bahn wieder einen ihrer beliebtesten Züge fahren: Der Interregio bringt Reisende künftig von Berlin nach Hamburg - für ein Viertel des ICE-Fahrpreises.

Von Daniela Kuhr

Man sieht sofort, dass dieser Zug kein gewöhnlicher ist: Eine rabenschwarze Lok, wie man sie bei der Deutschen Bahn sonst nicht kennt, zieht auf Hochglanz polierte rote Wagen. Alle tragen die Werbeaufschrift: "Berlin - Hamburg zum Festpreis! Immer 19,90 Euro - hin und zurück 29,90 Euro". Doch nicht nur der Zug ist ungewöhnlich, auch die Fahrgäste, die sich am Montagmorgen um kurz vor sieben am Bahnhof Zoo eingefunden haben, sind keine normalen Reisenden.

Egal, wen man anspricht, es scheint niemand Geld für ein Ticket ausgegeben zu haben. Viele gehören zu einer Reisegruppe, die die Fahrt bei einem Preisausschreiben gewonnen haben, bei anderen handelt es sich um Mitarbeiter der Deutschen Bahn - und eine beachtliche Zahl sind Journalisten.

Dass sie alle sich zu so früher Stunde eingefunden haben, hat einen guten Grund: Ein Ereignis steht bevor. Jedenfalls empfinden es viele als Ereignis, dass die Bahn erstmals seit 2007 wieder eine Zuggattung in Betrieb nimmt, der bis heute immer noch unzählige Bahnfahrer hinterhertrauern: den Interregio.

Günstig wie ein Bummelzug - aber schneller

Diese Züge zählten einmal zu den beliebtesten. Als die Bahn sie 1988 ins Angebot nahm, fielen sie vor allem durch ihr helles Design auf. Statt orange-brauner Sitze und Vorhänge, wie man sie aus D-Zügen kannte, waren die Fahrgäste auf einmal von Pastellfarben umgeben. Sitze in türkis, Wände in blassgelb und die Vorhänge rosa-grau gestreift. Es gab Abteile und Großraumwagen. Besonders beliebt war der Zug jedoch, weil er die Lücke zwischen Nah- und Fernverkehr ausfüllte. Der Interregio verband Regionen mit dem Fernverkehrsnetz - ohne dabei an jeder Milchkanne zu halten wie die Nahverkehrszüge.

Doch mit der Zeit stellte die Bahn deutliche Unterschiede in der Auslastung fest. Es gab Verbindungen, da war die Nachfrage stark, und andere, da rechnete sich das Angebot einfach nicht. Angeblich fuhr der Interregio jährlich einen Verlust von 300 Millionen DM ein.

Auf Dauer war der Bahn daher mehr daran gelegen, ihre neuen ICE- sowie die IC-Züge auszulasten, als die immer älter werdenden Interregios. Der letzte fuhr 2007. Seither dienten sie meist als Ersatz in besonders verkehrsreichen Zeiten. Eine offizielle Verbindung mit den ursprünglichen Interregio-Zügen, die die Bahn eigenwirtschaftlich fuhr, gab es nicht mehr. Bis Montag.

"Viel billiger als der ICE"

Als die Reisenden den Zug betreten, fühlen sie sich 20 Jahre zurückversetzt. "Das sieht ja aus wie früher", stellt eine Mittfünfzigerin begeistert fest, während sie das renovierte Großraumabteil begutachtet. "Und so viel billiger als der ICE", sagt sie und lässt sich in einen der - natürlich - türkisfarbenen Sitze fallen. Denn während das ICE-Ticket zum Normalpreis 78 Euro kostet, ist das Interregio-Ticket schon für 19,90 Euro zu haben.

Allerdings benötigt der Interregio auch doppelt so lang für die Strecke. Zwischendrin hält er etwa in Stendal, Uelzen und Lüneburg. "Damit sind einige touristische Ziele künftig von Berlin aus deutlich leichter per Bahn zu erreichen", sagt Projektleiter Carsten Moll. Er hofft, dass so deutlich mehr Menschen vom Auto in die Bahn umsteigen.

Holger Krawinkel, Verkehrsexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen, begrüßt das neue Angebot. "Ich könnte mir noch einige weitere Linien vorstellen, wo ein Interregio sinnvoll wäre", sagt er. Etwa von Berlin nach Leipzig, wo es bislang nur eine teure ICE-Verbindung gibt. "Oder von Heidelberg nach Würzburg, wo man momentan auf Regionalzüge angewiesen ist."

Krawinkel hofft, dass die Bahn schon allein deshalb umdenken muss, "weil sie immer mehr Konkurrenz durch Fernbusse bekommt". Doch eine Bahnsprecherin macht wenig Hoffnung, dass es bald weitere Interregio-Verbindungen gibt. Dafür müsse erst einmal "eine relevante Nachfrage nach derartigen Angeboten" bestehen, meint sie. Und da ist sie offenbar skeptisch.

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