Preisniveau im Urlaub:So viel ist Ihr Geld im Reiseland wert

Winter weather in a ski resort Rokytnice nad Jizerou Czech Republic January 17 2016 CTKxPhoto

Skifahren im tschechischen Riesengebirge: eine preisgünstige Alternative zu den klassischen Zielen in den Alpen

(Foto: imago/CTK Photo)
  • Wer im Urlaub Geld sparen will, sollte einen Blick aufs Preisniveau im Reiseland werfen - in vielen Urlaubsländern ist ein Euro deutlich mehr wert als daheim.
  • Steht eine Fernreise an, müssen aber die Flugkosten mit berücksichtigt werden.

Von Aloysius Widmann

Gudauri ist ein Ziel für Exoten: Ein georgischer Ferienort im südlichen Kaukasus, geprägt von unberührten Pulverschnee-Hängen, in den es gewöhnlich nur besondere Liebhaber des Wintersports verschlägt - wäre da nicht ein weiteres Argument für einen Skiurlaub in Gudauri. Ein Zweitagespass für Erwachsene kostet dort nämlich so viel wie in der Schweiz eine einzelne Bergfahrt oder in Kitzbühel eine Zweistundenkarte für Kinder: gerade einmal 20 Euro. Nur auf Après Ski, Germknödel und Jagertee müssen Urlauber dann verzichten.

Wer beim Urlaub Geld sparen will, wie in Gudauri, sollte einen Blick in die Preisniveaustatistik der Industrienationen-Organisation OECD werfen: In manchen Urlaubs-Ländern ist ein Euro deutlich mehr wert als in Deutschland. Mancherorts ist man mit einem Portemonnaie voller Euro-Noten aber auch verhältnismäßig arm.

Urlaub

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Preisgünstige Wintersportalternativen in Tschechien und der Slowakei

Gerade für einen Skiurlaub muss man nicht unbedingt nach Georgien reisen, um billiger wegzukommen. "Immer mehr nachgefragt werden Skigebiete in Frankreich, Tschechien und Spanien. Preisgünstige Alternativen zu den klassischen Zielen sind aber vor allem Skigebiete in Tschechien und der Slowakei", heißt es vonseiten des Deutschen Reiseverbands (DRV). Für einen Euro bekommt man in Tschechien ungefähr so viel wie in Deutschland für 1,56 Euro. Die Slowakei ist fast genauso günstig.

Das billigste Land in der Preisniveaustatistik der OECD ist Polen. Trotz direkter Nachbarschaft ist es nur das zehntbeliebteste Urlaubsland der Deutschen. Für einen Euro kann man sich dort im Schnitt leisten, was in Deutschland 1,90 Euro kostet. Nur wenig teurer als Polen ist Ungarn.

Osteuropa wird teurer, Italien und Frankreich günstiger

Experten vermuten, dass das Preisniveau in Osteuropa in den kommenden Jahren steigt: "Die osteuropäischen Staaten gehören zu den emerging markets" zu den aufstrebenden Märkten also, sagt Klaus-Jürgen Gern, Experte am Kieler Institut für Weltwirtschaft. "Wir erwarten, dass das Produktionsniveau und die Löhne in den kommenden Jahren weiter aufholen werden. Damit würden diese Länder langsam teurer." Wer zum Schnäppchenpreis Polen bereisen will, sollte also nicht allzu viele Jahre warten, denn viel billiger wird es nicht. Bis das Feierabendbier in Polen gleichviel kostet wie in Deutschland, dürften noch einige Jahre vergehen.

Wer eine ausgedehnte Reise durch Italien oder Frankreich plant, kann sich hingegen Zeit lassen. Dort sind die Preise höher als hierzulande. Die hohe Arbeitslosigkeit und eine geringe Auslastung der Produktionsstätten werden mittelfristig die Preise unter Druck setzen - diese Länder dürften in den kommenden Jahren billiger werden. Das gilt voraussichtlich auch für Griechenland und Spanien.

Nur: Beim Verreisen schauen die Deutschen auf mehr als das Preisniveau vor Ort. "Es sind viele Parameter, die bei der Entscheidung für ein Reiseziel eine Rolle spielen", sagt eine DRV-Sprecherin. "Der Preis ist nur einer davon." Wichtiger als ein guter Preis ist für deutsche Urlauber die Erreichbarkeit des Urlaubsziels. Bei einer Mitgliederbefragung des Reiseportals Travelzoo gaben 58 Prozent der Befragten an, im nächsten halben Jahr innerhalb Deutschlands zu verreisen. Einmal quer durchs Land, beispielsweise von Sassnitz auf Rügen bis Weil am Rhein, oder von List auf Sylt bis Berchtesgaden sind es keine 900 Kilometer.

Die größten Währungsschnäppchen liegen in weiterer Ferne

Dabei liegen die derzeit größten Währungsschnäppchen am anderen Ende der Welt. Zu den beliebtesten Fernreisezielen zählen die USA und Inseln in der Karibik sowie Thailand. Brasilien und Südafrika spielen eine eher untergeordnete Rolle, hat der DRV erhoben. Während der Dollar voraussichtlich gegenüber dem Euro weiter aufwertet und USA-Reisen zuletzt immer teurer wurden, könnten gerade Brasilien und Südafrika für deutsche Urlauber in Zukunft attraktiver werden. Die beiden Länder sind viel billiger als noch vor einem Jahr. Weil das Geschäft mit den Rohstoffexporten eingebrochen ist, haben der brasilianische Real und der südafrikanische Rand stark an Wert verloren - in den vergangenen zwölf Monaten um jeweils fast 40 Prozent.

Beim DRV glaubt man jedoch nicht, dass Währungsschwankungen die Wahl von Fernreisezielen stark beeinflussen: "Der Löwenanteil des Reisepreises entfällt auf den Flugpreis, der von den Kerosin-Kosten und dem Wettbewerb abhängt. Zudem werden Reisepreise meist über ein Jahr im Voraus verhandelt und unterliegen keinen Währungsschwankungen." Im vergangenen Jahr sind die Flugpreise von Deutschland nach Südamerika jedoch nicht mehr gestiegen. Wenn der Ölpreis weiterhin tief bleibt, könnten sie sogar leicht fallen.

Die Schweiz, Dänemark und Großbritannien bleiben eher teuer

Innerhalb West-Europas kann man in diesem Jahr nur wenige Währungsschnäppchen machen. Der Schweizer Franken ist seit Anfang 2015 besonders teuer. Ein Euro hat in der Schweiz eine umgerechnete Kaufkraft von 62 Cent. Auch Dänemark und Großbritannien sind weiterhin teure Reiseziele. Das britische Pfund war in den vergangenen Jahren zwar massiven Schwankungen ausgesetzt und hat seit Oktober stark gegenüber dem Euro aufgewertet. "Ob das Pfund überbewertet ist, ist schwer zu beurteilen", sagt Gern: "Es gab eine starke Aufwertung, allerdings von einem niedrigen Niveau aus."

Günstig für Urlauber ist die Wechselkursentwicklung der türkischen Lira. Diese hat im vergangenen Jahr fast 18 Prozent an Wert verloren und wird tendenziell billiger. Ähnlich wie der russische Rubel. Allerdings ist Russland für deutsche Urlauber aufgrund der erschwerten Einreisebedingungen und der schlecht entwickelten touristischen Infrastruktur weiterhin uninteressant, heißt es vom DRV.

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