Nebenkosten auf Kreuzfahrten:Wie viel Trinkgeld ist üblich?

Gibt man zu viel, wird man belächelt. Gibt man zu wenig, wird man ignoriert. Gibt man zum falschen Zeitpunkt, hat man nichts davon. So verteilen Sie Trinkgeld an Bord eines Kreuzfahrtschiffes richtig, angemessen und mit dem größten Effekt.

Daniela Dau

Kreuzfahrt Kreuzfahrtschiff Crew Kabinen Schiffsreisen

Bei vielen Crewmitgliedern macht das Trinkgeld der Gäste einen großen Teil ihres Einkommens aus.

(Foto: AFP)

Die nette Kabinenhilfe, der aufmerksame Steward, der immer lächelnde Kellner im Restaurant - viele Crewmitglieder bemühen sich, Ihren Aufenthalt an Bord so angenehm wie möglich zu machen. Und das sind nur die, die Sie sehen können. Auch Maschinisten, Wäschereimitarbeiter und Küchenkräfte haben Anteil daran, ob die Kreuzfahrt eine gelungene Urlaubsreise wird. Viele Gäste möchten sich dafür mit einem Trinkgeld bedanken. Doch welcher Betrag ist angemessen? Und wie kommt der zugedachte Betrag auch wirklich bei denen an, für die er bestimmt ist? Die Reedereien haben unterschiedliche Modelle entwickelt, um ihren Passagieren beim Thema "Trinkgeld" behilflich zu sein. Manche Gäste sind darüber gar nicht so glücklich.

Bei All-Inclusive-Kreuzfahrten ist in der Regel das Trinkgeld bereits im Reisepreis enthalten und wird vor Antritt der Fahrt bezahlt. Das ist für den Reisenden im ersten Moment teurer, aber auch bequemer. Diese Anbieter verweisen meist darauf, dass weiteres Trinkgeld an Bord nicht mehr erwartet wird. Achten Sie darauf, ob in den Reisebedingungen steht, dass das Trinkgeld unter allen Crewmitgliedern aufgeteilt wird - auch unter denen im Maschinenraum - oder fragen Sie bei der Buchung danach. Natürlich stellen es diese Unternehmen ihren Kunden frei, bei besonderer Zufriedenheit einzelnen Crewmitgliedern noch einmal ein Extratrinkgeld zu geben. Das kann man persönlich tun, viele Reedereien verteilen aber auch gegen Ende der Reise kleine Umschläge, die man am letzten Abend im Restaurant oder Abreisetag in der Kabine hinterlassen kann.

Für die Qualität des Services ist auf vielen Schiffen der Zeitpunkt der Gabe wichtig. "Wenn man Trinkgeld erst am Ende der Kreuzfahrt gibt", sagte Knigge-Experte Hans Michael Klein zu Süddeutsche.de, "hat man ja nichts mehr von dem besonderen Service, den es bewirken soll." Erfahrene Kreuzfahrt-Reisende teilen während längerer Reisen ihre Zuwendungen auf: Ein Drittel gibt es zu Beginn der Reise, ein Drittel etwa in der Mitte und vor der Abreise das letzte Drittel. Die Höhe des Betrages sollten Passagiere bereits vor der Abfahrt überlegen und in den Reisepreis einkalkulieren.

Trinkgeld automatisch abbuchen lassen?

Wie man das finanzielle Dankeschön übergibt, bleibt jedem selbst überlassen. "Es bietet sich an, das demjenigen in die Schürze oder in die Jackentasche zu stecken", so Klein. Oder den Geldschein in die Handinnenfläche zu falten und mit einem Handschlag in die Hand des anderen gleiten zu lassen. Im Restaurant könne man nach dem Auftragsbuch des Kellners fragen, dort einen Geldschein platzieren und das Buch wieder zurückgeben. Wichtig sei hierbei, das Gesicht des Geschenkten zu wahren, also: nicht zu geizig zu sein. "Ein Almosen wäre unhöflich", so der Knigge-Fachmann.

Doch nicht nur Kellner und Reinigungspersonal wollen bedacht werden. Für alle Zusatzleistungen an Bord wie Getränkebestellungen, Friseurbesuche oder Wellnessbehandlungen sind jeweils zehn bis 15 Prozent des Rechnungsbetrages an Trinkgeld üblich. Dies sollten Kreuzfahrtgäste bei der Reisekalkulation miteinbeziehen und idealerweise immer Münzen oder kleine Geldscheine parat haben. So ersparen sie dem Crew-Mitglied peinliche Warteminuten, die mit der Suche nach dem passenden Geldbetrag vergehen.

Auch wenn die ständige Geld-Verteilerei vielen Kreuzfahrtgästen lästig und unangemessen erscheint, eines sollten sie nur tun, wenn die Leistung überhaupt nicht stimmt: kein oder nur sehr wenig Trinkgeld geben. Bei vielen Crewmitgliedern macht der Gästeobolus einen beträchtlichen Teil ihres Einkommens aus, auf die Lohnpolitik ihrer Arbeitgeber haben sie keinen Einfluss. Mit seiner Verweigerung trifft der Reisende nicht die Reederei, sondern die Mitarbeiter. Auch auf Servicepannen sollten Kreuzfahrt-Passagiere nicht gleich mit Trinkgeldverweigerung reagieren. In der Regel genügt ein freundlicher Hinweis, damit es beim nächsten Mal besser klappt. Wer nicht mit der Trinkgeld-Abwicklung der Kreuzfahrtgesellschaft einverstanden ist, sollte sich beim Unternehmen direkt beschweren - oder sich schon vor Reiseantritt informieren und nur bei solchen Anbietern buchen, deren Rahmenbedingungen zu den eigenen Vorstellungen passen. "Trinkgeld muss eine freiwillige Gabe der Passagiere bleiben", findet Stefan Jaeger vom Passagierverband European Cruiser Association (Eucras), "sonst verfehlt es seinen Zweck."

Unter Passagieren nicht unumstritten ist daher die Praxis, das Trinkgeld täglich automatisch vom Bordkonto abzubuchen und die Auflistung der Beträge am Ende der Reise mit der Gesamtrechnung zu präsentieren. Auch bei der Bestimmung der Summe "unterstützen" viele Reedereien ihre Gäste mit konkreten Vorgaben, wie viel Trinkgeld erwartet wird. Im Schnitt sind das pro Tag und Erwachsenem zwischen fünf und zehn Euro, auf US-Schiffen etwa zehn Dollar, Kinder und Jugendliche zahlen weniger. Diese Regelung müssen Reisende aber nicht hinnehmen. "Reedereien, die wir überprüft haben, verteilen zu Beginn der Kreuzfahrt Formblätter, mit denen man die vorgeschlagene Summe abändern oder ihr widersprechen kann", sagte Stefan Jaeger zu Süddeutsche.de. Wer sich bis zu einer bestimmten Frist nicht äußere, signalisiere seine Zustimmung zu Betrag und Abbuchung. Es geht aber auch anders herum: Bei einigen Reedereien müssten die Passagiere selbst aktiv werden, wenn sie die automatische Abbuchung wünschten, so Jaeger, und dies ebenfall auf dem entsprechenden Formblatt vermerken.

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