Süddeutsche Zeitung

100 Jahre Wendelsteinbahn:Wunderwerk der Technik

Acht Galerien, sieben Tunnel, zwölf Brücken und aufwändige Stützmauern: Mit dem Bau der ersten hochalpinen Zahnradbahn auf den Wendelstein in Bayern gelang den Erfindern nicht nur eine technische Meisterleistung, sie bewiesen auch noch ökologischen Weitblick.

"Wir müssen uns schicken, wenn wir die Bahn noch bekommen wollen", drängt Hans Vogt. Bereits als junger Bursche kam er zu den Wendelsteinern, zuletzt war er Betriebsleiter. Nach 45 Jahren am Berg gab er im vergangenen Jahr den Stab an seinen Sohn Florian weiter. "Wir Wendelsteiner sind eine eingeschworene Mannschaft", betont Vogt. Interessierten Touristen zeigt er immer noch gerne die Besonderheiten der Bahn, die in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feiert.

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts war der 1838 Meter hohe Wendelstein einer der beliebtesten Berge in den Bayerischen Alpen. Da lag die Errichtung eines Bergwirtshauses nahe. 1883 war es soweit. Rund 100 Meter unter dem Gipfel gelegen, löste das erste ganzjährig bewirtschaftete Unterkunftshaus in den Bayerischen Alpen einen wahren Besucheransturm aus.

Eine Bahn hinauf auf den Berg zu bauen, wie es diese damals nur in den Schweizer Alpen gab, war daher nur noch eine logische Konsequenz. Am 4. Februar 1910 unterzeichnete der Bayerische Prinzregent Luitpold die Konzessionsurkunde zum Bau der Wendelsteinbahn. Den Zuschlag bekam der Geheime Kommerzienrat Otto von Steinbeis.

Zwei Jahre später hatten sich die 800 Arbeiter auf der 9,95 Kilometer langen Strecke über acht Galerien, sieben Tunnel, zwölf Brücken und aufwendige Stützmauern auf den Gipfel des Wendelsteins hinaufgearbeitet. "Ein Dampfzug kam für Steinbeis nicht infrage", erzählt Vogt. "Sein Zug sollte mit elektrischer Energie den Berg bezwingen. Das war damals ein absolutes Novum, denn in der ländlichen Region gab es zu dieser Zeit überhaupt noch keinen Strom." Das eigens für die Wendelsteinbahn gebaute Wasserkraftwerk entwickelte sich zum Energieversorger für die benachbarten Gemeinden.

Auch in Sachen Energieeffizienz setzte Steinbeis Maßstäbe - die Bremsenergie bei der Talfahrt des Zuges konnte für die gleichzeitige Bergfahrt des zweiten Zuges ausgenutzt werden.

Wer bis ganz hinauf auf den Gipfel will, hat von der Bergstation noch einen rund 20-minütigen Aufstieg vor sich. Wer sich für den ebenfalls gut gesicherten Panoramaweg über den Ostgipfel des Wendelsteins entscheidet, ist rund 40 Minuten unterwegs. Oben angekommen, ergibt sich ein faszinierendes 360-Grad-Panorama.

Doch es ist nicht nur das Panorama, das den Wendelstein so einzigartig macht, sondern die zahlreichen Sehenswürdigkeiten rund um die Bergstation. Da ist die zierliche Kirche, die auf der Schwaigerwand Wind und Wetter trotzt. Daneben lockt Deutschlands höchste Schauhöhle mit einer Entdeckungsreise in die Dunkelheit. Der Geopark erläutert auf 35 Schautafeln die Entstehungsgeschichte der Alpen.

Informationen:

Anreise: Die Talstation der Wendelsteinbahn befindet sich in Brannenburg. Der Ort liegt direkt an der Autobahn 93. Per Bahn ist Brannenburg in rund einer Stunde von München aus zu erreichen.

Preise: Die Berg- und Talfahrt mit der Zahnradbahn kostet für Erwachsene 28,50 Euro, Kinder zwischen 6 und 15 Jahren zahlen 14 Euro. Eine Strecke kostet 17,50 Euro (ermäßigt 8,50 Euro). Daneben ist auch die Fahrt auf Teilstrecken möglich.

Betriebszeiten: Im Sommer stündlich von 9.15 Uhr bis 16.00 Uhr (von Juni bis September bis 17.00 Uhr).

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Detlef Berg/dpa/dd
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