Süddeutsche Zeitung

10 Reisetipps für Februar:Mut zur Kälte

Im Februar kann man eigentlich nur zu Hause bleiben? Von wegen! Das gibt es nur in diesem Monat: Die Chinesen feiern Neujahr, an der Nordsee lodern Feuer und in Polen gehen menschliche Walrösser baden.

Inga Rahmsdorf

Hunderennen in Norwegen

Anfang Februar zerschneidet Gebell aus mehr als 1000 Hundekehlen die winterliche Stille und Dunkelheit über dem mittelnorwegischen Ort Røros: Dann machen sich mehr als 130 Musher und ihre Gespanne bereit für das Femund Hundeschlittenrennen.

Das sportliche Großereignis besteht aus zwei Rennen, die jeweils sechs Tage dauern und weitgehend durch unberührte Wildnis führen. Bei dem längeren Rennen jagen die Hunde mit den Schlitten eine Rundstrecke von 600 Kilometern entlang. Auf der kürzeren Strecke müssen sie immerhin noch 400 Kilometer bewältigen - bei Wind, Wetter und Temperaturen unter minus 30 Grad eine riesige Herausforderung für Mensch und Tier.

Und auch die Zuschauer sollten sich entsprechend ausstaffieren, um Hundeschlittenführer und Gespanne an einer der Konstrollstellen anzufeuern. Neben dem Start und Ziel in Røros liegen diese in den Orten Os, Tolga, Tynset und Folldal.

Sind die Schlitten weitergerast, können sich die Besucher selbst in Bewegung setzen: in der Gegend um Røros sind mehr als tausend Kilometer Loipen für Langläufer präpariert.

Wer im Februar nach China reist, kann noch einmal den Beginn des neuen Jahres feiern. Neujahr ist das wichtigste Fest in China, es ist vor allem der Familie gewidmet und liegt zwischen dem 21. Januar und 21. Februar. Das "Jahr des Hasen" beginnt am 3. Februar.

Chinareisende sollten sich allerdings darauf gefasst machen, dass es in den Tagen um das Neujahrsfest schwierig wird, noch einen Platz in Bussen, Bahnen oder bei Inlandsflügen zu bekommen. Die Feiertage bringen eine riesige Reisewelle mit sich, denn Millionen Chinesen wollen den Jahreswechsel gemeinsam mit ihrer Familie verbringen.

Das Neujahrsfest in China wird von vielen Riten begleitet. Die meisten Chinesen tragen in dieser Zeit möglichst viele Kleider in der Glücksfarbe Rot. Die Häuser werden mit roten Papierstreifen und goldenen Glückszeichen geschmückt. Ein Hausputz soll vor dem großen Tag die bösen Geister vertreiben. Aber auf keinen Fall darf man während der Neujahrstage zum Bambusbesen greifen - sonst könnte es passieren, dass man das Glück mit hinauskehrt.

Kurz vor Mitternacht öffnen die Chinesen alle Fenster, um das neue Jahr hereinzulassen. Dann ist Zeit für das Feuerwerk, das Geister abwehren und Glück bringen soll.

Wenn man im deutschen Winter noch von blühenden Bäumen träumt, feiern Bewohner und Urlauber auf der Kanareninsel La Palma bereits das Mandelblütenfest. Jedes Jahr von Mitte Januar bis Anfang Februar überziehen die rosafarbenen Blüten die Insel mit einem zarten Schleier.

Wann es soweit ist, hängt vom Ausschlagen der Bäume ab. Sobald sich die rosa Blüten zeigen, wird das Datum für das Fest bestimmt.

Besonders viele Mandelbäume stehen in und um den Ort Puntagorda im Nordwesten der Insel. Das Mandelmus aus dieser Gegend ist eine Spezialität der kanarischen Insel und auch die ausgelassene Fiesta in dem kleinen Ort (in diesem Jahr vom 4. bis 6. Februar) ist auf der ganzen Insel berühmt.

Im ganzen Ort wogt ein buntes Straßenfest mit Musik, Tanz und Theater. Mädchen aus Puntagorda tragen traditionelle Trachten und verteilen Mandelkekse, salzige oder gebrannte Mandeln und schenken Wein aus.

Besonders Wanderurlauber lassen sich jedes Jahr vom Blütenzauber anziehen. Sie genießen es, um diese Jahreszeit vom Touristenrummel ungestört die Atlantikinsel vor der Westküste Afrikas zu erkunden.

Vom 4. bis zum 6. Februar findet ein neues Jazzfestival in der schottischen Region Fife statt. An drei Tagen spielen Courtney Pine Band, Cyrus Chestnut Trio und andere Jazzmusiker in verschiedenen Orten der Gegend.

Filmliebhaber reisen etwas später nach Schottland, um in der ehemaligen schottischen Arbeiterstadt Glasgow zwischen dem 17. und 27. Februar über hundert Filme beim Glasgow Filmfestival zu sehen. Neben Vorschauen und Premieren, Gala-Abenden und Gastauftritten bietet das Filmfestival eine Reihe innovativer Filme sowie das Beste verschiedener Filmemacher von Weltrang.

Und während die Bewohner von La Palma spanisch-temperamentvoll ihre Mandelblüte feiern, geht es bei den Schotten in diesen Tagen zwar auch um eine Pflanze, aber natürlich mit etwas mehr britischem Understatement. Ab dem 1. Februar bis Mitte März laden mehr als 60 Gärten zum Schneeglöckchen-Festival - als stimmungsvolle Kulisse für das niedrigwachsende Blumenmeer dienen Schlösser, Burgen und Herrenhäuser.

Bekannt ist die US-amerikanische Stadt Orlando für ihre Freizeitparks. Seit Disney World 1971 in dem Bundesstaat Florida eröffnet wurde, entstanden in der Region riesige künstliche Welten mit eigens angelegten Stränden, Wäldern, künstlichen Schlössern und Städten. Doch daneben gibt es auch noch ein anderes Orlando, das mehr zu bieten hat als nur Mickey Mouse und bunte Fantasiewelten.

Orlando ist stolz auf seine Kulturszene und stellt diese jedes Jahr im Februar beim Arts Fest zur Schau. Vom 4. bis zum 13. Februar öffnen 81 kulturelle Einrichtungen in der Region ihre Türen und konkurrieren mit mehr als 100 Veranstaltungen um Aufmerksamkeit.

Der Eintritt ist für alle kostenlos, sowohl für klassische Konzerte und Rockkonzerte als auch für Ausstellungen und Theaterstücke. Kinder können Puppentheater oder Malkurse besuchen.

Die dritte Attraktion neben Kunst und Freizeitparks in Orlando ist auch die Natur. Das Schutzgebiet "Forever Florida" liegt in den Sümpfen, die wenige Kilometer südlich von Orlando beginnen und sich bis zur Südspitze Floridas erstrecken. Auf dem 20 Quadratkilometer großen Gebiet leben Alligatoren, Gürteltiere, Schwarzbären, die stark vom Aussterben bedrohten Florida-Panther und zahlreiche andere Tierarten.

Mehr Informationen zum Kunstfestival in Florida: http://www.artsfestfl.com

In Garmisch-Partenkirchen findet vom 7. bis 20. Februar nicht nur die Alpine Skiweltmeisterschaft statt. Abseits der Piste werden zahlreiche Konzerte, Ausstellungen, Lesungen und Vernissagen angeboten.

Am 8. Februar eröffnet der Chiemgauer Rockmusiker Stefan Dettl das Showprogramm. Neben weiteren prominenten Show-Stars rocken während der Weltmeisterschaft unter anderem die Österreicherin Christina Stürmer, die Hip-Hopper von Culcha Candela und der unvermeidliche DJ Ötzi die Bühne im WM-Park. Der Eintritt ist bei allen Konzerten frei.

Neben den großen Konzerten kommt auch die Historie nicht zu kurz. Die Sonderausstellung "Abgefahren! Frauen auf Skiern" im Museum Aschenbrenner erinnert an die Anfänge des Frauenskisports und widmet sich der Entwicklung des Skifahrens zum Breitensport ab der Mitte des 20. Jahrhunderts. Exponate aus dem 19. Jahrhundert wie drei Meter lange Holz-Ski oder die einfachen Fassdauben-Skier der Einheimischen führen die Besucher in eine Zeit zurück, die noch weit entfernt vom modernen Carving-Ski war.

Die Deutsche Bahn lässt alle Besucher mit gültigem WM-Ticket kostenlos mit der Bayerischen Regiobahn zur Ski-WM reisen. Zusätzliche Sonderzüge stehen auf dem Fahrplan. Auch auf den ALEX-Zügen ist die Anfahrt zur Ski-WM mit einem gültigen WM-Ticket am Veranstaltungstag kostenlos.

Mehr Informationen zum Programm rund um die Ski-WM: http://www.gap2011.com/de

Strahlende Sonne, weißer Sand und angenehme Wassertemperaturen locken im Sommer viele Urlauber an die polnische Ostsee. Doch gerade im Winter kann es am Strand besonders aufregend sein, zumindest in dem beliebten Badeort Mielno in Westpommern. Jedes Jahr im Februar steigen dort bei eisigen Temperaturen Einheimische und Gäste aus der ganzen Welt zum Eisbaden ins Meer.

Seit vergangenem Jahr kann Mielno daher nicht nur auf seine Thermalquellen und Strandpromenaden stolz sein. Mit mehr als 1000 Teilnehmern schaffte es der Badeort sogar ins Guinness-Buch der Rekorde und trägt seitdem den Titel: Welthauptstadt des Eisbadens.

Walrösser, so nennen sich die unerschrockenen Eisbader, die sich mit roten Cowboy-Hüten, Wikinger-Helmen oder bunten Perücken geschmückt ins Wasser stürzen. Bereits seit 2004 findet in Mielno das Treffen der Winterschwimmer statt und jedes Jahr kommen mehr Teilnehmer, inzwischen auch aus Deutschland und anderen europäischen Ländern. Im vergangenen Jahr soll das älteste "Walross" 81 Jahre alt gewesen sein und das jüngste sieben Jahre.

Dieses Jahr treffen sich die Winterschwimmer offiziell vom 11. bis zum 13. Februar. Während dieser Zeit können Gäste und Einheimische ihre Grenzen nicht nur beim Baden in der kalten Ostsee austesten, sondern auch bei einem Programm, das von Aerobic am Strand bis zur Schnitzeljagd reicht.

Mehr Informationen zum Eisbaden in Polen: http://www.zlotmorsow.mielno.pl/de

Im Winter an die Nordsee reisen - das klingt wie Skiurlaub im August. Doch zur kalten Jahreszeit kann man nicht nur stundenlang an einsamen Stränden spazieren, sondern am 21. Februar auch das Nationalfest der Nordfriesen erleben: das Biikebrennen.

An der schleswig-holsteinischen Küste, auf den Inseln und Halligen werden an diesem Tag mehr als 60 große Feuer entzündet. Für die jahrhundertealte Tradition werden Bäume und Gestrüpp zu großen Hügeln angehäuft, den so genannten Biiken und in der Abenddämmerung entzündet.

Das Fest beginnt mit Fackelzügen, die von den Dörfern zu den Biikeplätzen führen und die von Gesang begleitet werden. Einheimische und Gäste wärmen sich an den Feuern, während der helle Schein weit über das flache Land leuchtet. Wenn die Biiken langsam verglimmen, versammeln sich alle zum deftigen Grünkohlessen mit Fleisch und Bratkartoffeln in der nächsten Kneipe.

Die Ursprünge dieser Sitte liegen in grauer Vorzeit, als das Feuer Bestandteil vieler Riten war. Als heidnische Opfergaben sollten die zehrenden Flammen die Götter gnädig stimmen. Die genaue Bedeutung des Biikebrennens ist allerdings umstritten. Verbreitet ist die Auffassung, dass die Feuer den Winter vertreiben, die frische Saat schützen und die Seefahrer und Walfänger in die neue Saison verabschieden sollen.

Wer es im Februar nicht nach Nordfriesland schafft und im Ruhrgebiet wohnt, kann auch in Düsseldorf ein Biikebrennen erleben. Das auf dem Rheindeich gelegene Restaurant im Alten Fischerhaus veranstaltet am 18. Februar zum dritten Mal ein friesisches Biikebrennen in Nordrhein-Westfalen. Zu essen gibt es stilgerecht: Grünkohl.

Am Pazifischen Ozean in Chile liegt der Badeort Viña del Mar. Die Stadt hat nicht nur lange Sandstrände zu bieten. Auf einer Freilichtbühne im Stadtpark Quinta Vergara findet jedes Jahr im Februar das "Internationale Liedfestival" statt - und das bereits seit 50 Jahren.

Längst werden die Auftritte der nationalen und internationalen Stars auch im Fernsehen und Radio übertragen und inzwischen gilt das Musikfestival als eines der wichtigsten auf dem lateinamerikanischen Kontinent. Der große Star in diesem Jahr ist der britische Sänger Sting. Ebenfalls dabei sind vom 21. bis zum 26. Februar der Brasilianer Roberto Carlos, der Venezolaner Carlos Baute und das puerto-ricanische Reggaeton-Duo Calle 13.

Von Viña del Mar sind es nur wenige Kilometer bis in die Hafenstadt Valparaíso, die am südlichen Teil der "Bahia de Valparaiso" liegt. Von den Vierteln mit den bunt gestrichenen Häusern auf den Hügeln führen steile Treppen, Gassen und Straßen fast senkrecht in das Zentrum der Stadt. Eine Fahrt wert sind die 15 Aufzüge. Die Konstruktionen wurden vor über hundert Jahren erbaut, doch trotz ihrer antiquierten Technik funktionieren sie heute noch und ersetzen den mühevollen Aufstieg durch eine kurze Fahrt über Hausdächer und an Gärten und Hinterhöfen vorbei. Auch der Hafen ist ein lebendiger Teil Valparaísos. Am Strand oder in kleinen Hafenbecken liegen die gelben Holzboote der Küstenfischer, die ihren Fang direkt vom Schiff aus verkaufen.

Auf der kleinen indonesischen Insel Sumba findet jedes Jahr im Februar und März die traditionelle Zeremonie der Pasola statt. Bei dem Reiterwettkampf bewaffnen sich Dorfbewohner mit Speeren und liefern sich Scheingefechte. Frauen und Kinder feuern die Männer mit schrillen Schreien an.

Die Pasola ist eine nachgestellte Schlacht zwischen zwei oder mehreren Dörfern. Stundenlang galoppieren die Reiter auf ungesattelten Pferden aufeinander zu und versuchen ihre Gegner zu Fall zu bringen, indem sie Speere auf sie schleudern. Obwohl die Pasola auf dem Weg ist, sich zu einer Touristenattraktion zu entwickeln, ist sie nicht nur Schauspiel, sondern auch weiterhin Teil der sumbanesischen Kultur.

Sumba liegt eine Flugstunde von Indonesiens Touristenzentrum Bali entfernt. Auf der Insel, die halb so groß wie Hessen ist, leben etwas mehr als 600.000 Menschen. Berge teilen das Land in zwei klimatisch völlig unterschiedliche Gebiete. Im kargen Osten mit seinen zerklüfteten Hügeln und flachen Grassavannen werden vorwiegend Pferde gezüchtet. Im Westen fällt mehr Regen, so dass sich die grüne, hügelige Region gut zum Reisanbau eignet.

Dank der abgeschiedenen Lage haben auf Sumba viele Traditionen überlebt. Magische Kräfte haben auf der kleinen Insel seit jeher einen großen Einfluss. Marapu heißt der weit verbreitete Glaube an Götter, Geister und Ahnen, der sich sogar in der Architektur niederschlägt. Die mit Gras gedeckten Bambushütten mit ihren typischen hutähnlich aussehenden Dächern sind ein verkleinertes Abbild des Kosmos. Ganz unten zwischen den Stelzen leben die Tiere, im Mitteltrakt die Menschen und in den Dächern wohnen die Marapu.

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