Die Schattenfänger

Die Gemeinschaft »Go&Change« wirbt damit, in einem alten Kloster in Franken »eine Kultur zu schaffen, die auf Liebe ausgerichtet ist«.

Hunderte Menschen auf der Suche nach einem alternativen Lebensmodell folgen diesem Versprechen. Doch die Vorwürfe, die Aussteigerinnen und Aussteiger gegenüber dem SZ-Magazin erheben, erzählen von einem Albtraum. Es geht um Psychoterror und Gehirnwäsche, Kindeswohlgefährdung und sexualisierte Gewalt. Und um einen rätselhaften Anführer, vor dem sich viele bis heute fürchten.

Die Schattenfänger

Die Gemeinschaft »Go&Change« wirbt damit, in einem alten Kloster in Franken »eine Kultur zu schaffen, die auf Liebe ausgerichtet ist«.

Hunderte Menschen auf der Suche nach einem alternativen Lebensmodell folgen diesem Versprechen. Doch die Vorwürfe, die Aussteigerinnen und Aussteiger gegenüber dem SZ-Magazin erheben, erzählen von einem Albtraum. Es geht um Psychoterror und Gehirnwäsche, Kindeswohlgefährdung und sexualisierte Gewalt. Und um einen rätselhaften Anführer, vor dem sich viele bis heute fürchten.

Von Eva Hoffmann, Fotos: Friedrich Bungert
9. Dezember 2021

Die Tochter bringt er noch ins Bett. Er denkt, dass er sie so bald nicht wiedersieht. Er lauscht. Niemand auf dem Flur. Es ist Samstag, und da ist immer Party in der Kapelle. Alle müssen hin. Jana hat er einen Zettel auf den Nachttisch gelegt: »Ich kann so nicht leben. Ich muss hier weg.« Er nimmt den Seitenausgang. Dann, so erzählt es Tom V.*, rennt er los.

Auf den Feldern liegt Wintertau. Wasser dringt in seine Schuhe. Auf der Straße will er nicht laufen. Vielleicht folgen sie ihm. Er erreicht den nächsten Ort, wie in Trance. Es ist fast Mitternacht. Der Bus fährt nicht mehr. In einer Bankfiliale findet er einen Flyer und beginnt, darauf zu schreiben. Irgendwann wird es hell. Seine Gedanken jagen die Buchstaben eng über das Papier.